Ein Holdrio für Loriot
Die Theaterei Herrlingen bringt einige der bekanntesten Szenen des großen Komikers auf die Bühne - Der Abend ist rundum gelungen
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BLAUSTEIN - Loriot das Wasser reichen? Wer kann schon die kulleräugige Naive so köstlich spielen wie die Hamburgerin, die allen Loriot’schen Frauenfiguren so herrlich Leben verlieh? Nein, kopieren und imitieren kann man die beiden nicht. Aber man kann die Sketche spielen wie ein gutes Theaterstück – und das ergeben solche Klassiker wie „Der Lottogewinner“oder „Das Frühstücksei“allemal. Das beweist jetzt auch die Theaterei bei ihrer Produktion „Das Frühstücksei – Loriot für Liebhaber“.
Die Herrlinger Bühne spielt Loriot schon zum zweiten Mal, sodass sich glatt noch der Vergleich mit Walter Frei und Anke Siefken ergibt, die 2015 in die berühmten LoriotRollen schlüpften. Lothar Bobbe und Nadine Ehrenreich geben den Sketchen ihr eigenes Gepräge. Frau Hoppenstedt will eigentlich nur die Wohnung schön machen, erhält aber Besuch vom Weinverkäufer der Firma Pahlhuber & Söhne. Seine „frischverkorkten und originalabgefüllten“ Weine bringen aber nicht nur Mutti Hoppenstedt ins Trudeln („Ich habe so ein pelziges Gefühl auf der Zunge“), sondern auch die bald eintreffenden Staubsauger- und Versicherungsvertreter.
Loriot-Sketche funktionieren tatsächlich ohne Loriot und Hamann. Der Witz steckt im punktgenauen Timing, wie die Theaterei-Inszenierung zeigt. Kein Auge bleibt trocken, wenn ein Ehepaar beim Frühstücksei in Streit gerät. Weil sie nach Gefühl und damit also nur „nur zufällig genau“ein Vier-Minuten-Ei kocht, findet er: „Mit deinem Gefühl stimmt was nicht.“
Und wenn im Forsthaus der Förster sauber filetiert und als Festtagsbraten aufbereitet wird, weil er „bei des Hauses Pflege schon lange war im Wege“, dann erlebt man auch den schwarzhumorigen Loriot.
„Das Frühstücksei“in der Theaterei ist unter der Regie der neuen Direktorin Edith Erhardt eine rundum gelungene Angelegenheit. Lothar Bobbe gibt die Männerrollen mit dem passenden Maß von Understatement und dem Staunen des überforderten Mannsbildes.
Nadine Ehrenreich erinnert mehr als nur einmal an Evelyn Hamann, gerade dann, wenn sie mit unbewegter Miene die männlichen Zumutungen erduldet. Ein Abend voller unsterblicher Sätze und Szenen, die, obwohl sie teilweise schon 50 Jahre auf dem Buckel haben, nichts an Witz eingebüßt haben. Manche dieser Sätze sollten immaterielles Weltkulturerbe werden.
Termine :Weitere Vorstellungen am 23., 24. und 25. Februar sowie am 9., 10. und 16. März. Karten gibt es online unter theaterei.de sowie unter Telefon 07304/ 9259555.