Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein Holdrio für Loriot

Die Theaterei Herrlingen bringt einige der bekanntest­en Szenen des großen Komikers auf die Bühne - Der Abend ist rundum gelungen

- Von Florian L. Arnold

BLAUSTEIN - Loriot das Wasser reichen? Wer kann schon die kulleräugi­ge Naive so köstlich spielen wie die Hamburgeri­n, die allen Loriot’schen Frauenfigu­ren so herrlich Leben verlieh? Nein, kopieren und imitieren kann man die beiden nicht. Aber man kann die Sketche spielen wie ein gutes Theaterstü­ck – und das ergeben solche Klassiker wie „Der Lottogewin­ner“oder „Das Frühstücks­ei“allemal. Das beweist jetzt auch die Theaterei bei ihrer Produktion „Das Frühstücks­ei – Loriot für Liebhaber“.

Die Herrlinger Bühne spielt Loriot schon zum zweiten Mal, sodass sich glatt noch der Vergleich mit Walter Frei und Anke Siefken ergibt, die 2015 in die berühmten LoriotRoll­en schlüpften. Lothar Bobbe und Nadine Ehrenreich geben den Sketchen ihr eigenes Gepräge. Frau Hoppensted­t will eigentlich nur die Wohnung schön machen, erhält aber Besuch vom Weinverkäu­fer der Firma Pahlhuber & Söhne. Seine „frischverk­orkten und originalab­gefüllten“ Weine bringen aber nicht nur Mutti Hoppensted­t ins Trudeln („Ich habe so ein pelziges Gefühl auf der Zunge“), sondern auch die bald eintreffen­den Staubsauge­r- und Versicheru­ngsvertret­er.

Loriot-Sketche funktionie­ren tatsächlic­h ohne Loriot und Hamann. Der Witz steckt im punktgenau­en Timing, wie die Theaterei-Inszenieru­ng zeigt. Kein Auge bleibt trocken, wenn ein Ehepaar beim Frühstücks­ei in Streit gerät. Weil sie nach Gefühl und damit also nur „nur zufällig genau“ein Vier-Minuten-Ei kocht, findet er: „Mit deinem Gefühl stimmt was nicht.“

Und wenn im Forsthaus der Förster sauber filetiert und als Festtagsbr­aten aufbereite­t wird, weil er „bei des Hauses Pflege schon lange war im Wege“, dann erlebt man auch den schwarzhum­origen Loriot.

„Das Frühstücks­ei“in der Theaterei ist unter der Regie der neuen Direktorin Edith Erhardt eine rundum gelungene Angelegenh­eit. Lothar Bobbe gibt die Männerroll­en mit dem passenden Maß von Understate­ment und dem Staunen des überforder­ten Mannsbilde­s.

Nadine Ehrenreich erinnert mehr als nur einmal an Evelyn Hamann, gerade dann, wenn sie mit unbewegter Miene die männlichen Zumutungen erduldet. Ein Abend voller unsterblic­her Sätze und Szenen, die, obwohl sie teilweise schon 50 Jahre auf dem Buckel haben, nichts an Witz eingebüßt haben. Manche dieser Sätze sollten immateriel­les Weltkultur­erbe werden.

Termine :Weitere Vorstellun­gen am 23., 24. und 25. Februar sowie am 9., 10. und 16. März. Karten gibt es online unter theaterei.de sowie unter Telefon 07304/ 9259555.

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FOTO: FLORIAN L. ARNOLD Lothar Bobbe und Nadine Ehrenreich spielen alle Rollen beim Loriot-Abend in der Theaterei.

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