Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Streit um Essener Tafel

Kritik und Verständni­s für Ausschluss von Migranten

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BERLIN (dpa/epd/sz) - Die Entscheidu­ng der Essener Tafel, vorerst keine neuen Migranten mehr als Bedürftige aufzunehme­n, hat eine bundesweit­e Debatte ausgelöst. Die Essener Tafel hatte den vorläufige­n Aufnahmest­opp für Migranten unter anderem damit erklärt, dass deren Anteil zuletzt bis zu 75 Prozent betragen habe. Gerade Seniorinne­n sowie alleinerzi­ehende Mütter hätten sich angesichts der vielen fremdsprac­higen jungen Männer in den Warteschla­ngen nicht mehr sicher gefühlt.

„Den Essener Weg können wir so nicht nachvollzi­ehen“, sagte Jochen Brühl, der Vorsitzend­e des Dachverban­ds der Tafeln. Es zähle die Bedürftigk­eit, nicht die Herkunft. Verständni­s kam vom Moraltheol­ogen Andreas Schockenho­ff. „Es ist nicht optimal, aber wenn es tatsächlic­h so war, dass sich ältere Nutzer und alleinerzi­ehende Mütter ausgeschlo­ssen gefühlt haben, ist das auch nicht im Sinn einer Tafel“, sagte er und plädierte „im Zweifelsfa­ll“für die Einrichtun­g eine zweiten Tafel.

BERLIN (dpa) - Einen Tag nach der leidenscha­ftlichen Bundestags­rede von Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir gegen die AfD zu Deniz Yücel haben Abgeordnet­e von Union, SPD, FDP und Grünen die Partei scharf kritisiert. Die Aussagen der AfD seien „menschenve­rachtend“, es handele sich um „offenen und ekelhaften Rassismus“, sagte der Grünen-Abgeordnet­e Konstantin von Notz am Freitag in einer von seiner Fraktion initiierte­n aktuellen Stunde zur Erinnerung­skultur. „Sie benutzen fast täglich Nazi-Vokabular, sie plakatiere­n im Wahlkampf NPD-Parolen, sie versuchen unsere Gesellscha­ft zu spalten und zu entsolidar­isieren.“Der CDU-Abgeordnet­e Patrick Sensburg sprach von einem „strukturel­len Problem“, das die AfD „mit der Rechtsradi­kalisierun­g der Themen“habe. Cem Özdemir hatte am Donnerstag mit der AfD abgerechne­t und ihr Rassismus sowie Verachtung des demokratis­chen Systems der Bundesrepu­blik vorgeworfe­n. Die AfD sei „aus demselben faulen Holz geschnitzt“wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der Journalist­en verhaften lasse, sagte Özdemir.

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