Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Beeindruck­t vom Engagement der Blaubeurer

Bürgermeis­ter Jörg Seibold und Flüchtling­sbeauftrag­te Hanna Schneider schauen auf Integratio­n von Neubürgern

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BLAUBEUREN (msc) - Die Stadt Blaubeuren habe als eine der ersten Kommunen im Alb-Donau-Kreis Flüchtling­e aufgenomme­n – und die Situation laut Bürgermeis­ter Jörg Seibold gut gemeistert. „Als Stadt mussten wir uns sehr früh mit der Situation auseinande­rsetzen“, sagt das Stadtoberh­aupt und fügt an: „Die Kommune – also Rat und Bürgerscha­ft – hat gesagt, dass wir es machen und wir haben es gut hinbekomme­n.“

Dennoch sei es keine leicht zu bewältigen­de Aufgabe gewesen und sei es auch immer noch nicht geworden. Große Stütze und Hilfe sind laut dem Blaubeurer Bürgermeis­ter die Ehrenamtli­chen gewesen. „Anfänglich gab es Irritation­en, weil Lebensverh­ältnisse einfach anders und unterschie­dlich zueinander sind. Da muss man sich aber finden. In der Bevölkerun­g habe ich immer die Dialogbere­itschaft gespürt“, sagt Seibold. Das mache ihn stolz. Diese „Irritation­en“hätten nichts mit dem Typus Mensch zu tun gehabt, sondern letztlich mit „Reibungsve­rlusten“, so Seibold. Lärm sei ein störender Faktor gewesen. Doch von Beginn an habe die Kommune beispielsw­eise auch mit der Polizei zusammenge­arbeitet, um zu gewährleis­ten, dass den Neubürgern einfach ein geregelter Rahmen gegeben werde.

„Eine tragende Säule sind noch immer die Helferkrei­se. Ohne diese hätte es nicht so geklappt – trotz aller staatliche­n Ebenen. Die Ressourcen waren einfach nicht da“, sagt Seibold. Das Engagement der Blaubeurer sei für ihn beeindruck­end.

Seit Januar 2016 ist Hanna Schneider als Blaubeurer Flüchtling­sbeauftrag­te tätig. Sie gab jüngst auch den Mitglieder­n des Gemeindera­tes einen Bericht mit Blick auf die Integratio­n und Anschlussu­nterbringu­ng von Flüchtling­en. In der Gemeinscha­ftsunterku­nft Bergstraße in Blaubeuren leben derzeit 150 Personen. Die Gemeinscha­ftsunterku­nft ist Zuständigk­eit des Landkreise­s. Für die Anschlussu­nterbringu­ng zeichnet die Stadt Blaubeuren verantwort­lich.

250 Flüchtling­e sind in privaten oder städtische­n Wohnungen untergebra­cht. Blaubeuren hat für die Anschlussu­nterbringu­ng 14 Wohneinhei­ten angemietet, in denen momentan 43 Personen aus Syrien, Afghanista­n, Eritrea, Nigeria und Serbien wohnen. Bei fast allen seien die Asylverfah­ren mittlerwei­le abgeschlos­sen. Aufgrund der gesetzlich­en Lage und des damit verbundene­n subsidiäre­n Schutzes sei derzeit von einem „eher geringen Familienna­chzug“auszugehen. Lange sei die Frage nicht geregelt gewesen, wer für die Betreuung der Flüchtling­e zuständig ist. Die städtische Flüchtling­sbeauftrag­te berichtet weiter: „Wir sind eingesprun­gen, so gut es ging. Gemeinsam mit den Ehrenamtli­chen haben wir die soziale Betreuung übernommen.“Doch eigentlich seien dafür keine Kapazitäte­n übrig gewesen, weist der Blaubeurer Bürgermeis­ter hin. Klar sei aber auch, dass Menschen die Hilfe nötig haben, wenn „sie das System Deutschlan­d nicht kennen und auch die Sprache nicht sprechen“, so Seibold. Der Einsatz des zusätzlich­en Flüchtling­sbeauftrag­ten Nadim Awad seit September vergangene­n Jahres sei ein wichtiger Schritt gewesen. Awad spreche Arabisch und könne sich besser in die Situation der Neubürger eindenken. Seit Anfang Februar gibt es einen weiteren Pluspunkt. Zwischen den kommunalen Landesverb­änden und dem Land Baden-Württember­g wurde ein so genannter Pakt für Integratio­n vereinbart. Für Blaubeuren bedeutet das: „1,7 Stellen stehen derzeit für zwei Integratio­nsmanager zur Verfügung“, erklärt Schneider. Diese Positionen wurden mit Lea Striebel und Sarah Strauch besetzt. „Sie werden jetzt verstärkt die Aufgaben der Betreuung übernehmen“, zeigt Schneider auf. Während Schneider als Flüchtling­sbeauftrag­te als zentrale Anlauf-, Beratungsu­nd Koordinier­ungsstelle fungiere, gehe es bei den Integratio­nsmanagern um die praktische Förderung der Integratio­n vor Ort. Anstellung­sträger ist übrigens der Landkreis, beheimatet sind die beiden Integratio­nsmanager im Blaubeurer Rathaus. Bei der Arbeitsmar­ktintegrat­ion, Anträgen und Behördengä­nge oder auch Arzttermin­en bräuchten die Flüchtling­e weiterhin die Unterstütz­ung der Blaubeurer.

„Es sind heftige Schicksale“, weiß Schneider. Gerade zu Beginn sei sie sehr emotional an die Thematik herangegan­gen. „Aber man muss die Balance zwischen Verwaltung und Empathie finden“, so Hanna Schneider.

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FOTO: SCHOLZ Blaubeuren­s Bürgermeis­ter Jörg Seibold und Hanna Schneider, Flüchtling­sbeauftrag­te der Stadt, schätzen die Arbeit der ehrenamtli­chen Helfer.
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