Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Geschichte spannend wie ein Krimi

Zwei 45-minütige Dokumentat­ionen beleuchten im März im SWR-Fernsehen die Entstehung­sgeschicht­e von Hohle Fels & Co.

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SCHELKLING­EN (sz) - Vor 40 000 Jahren entsteht auf der schwäbisch­en Alb eine ganz neue Kultur, mitten in der Eiszeit. Kunst, Musik, Schmuck – wie aus dem Nichts gibt es einen Quantenspr­ung in der menschlich­en Entwicklun­g. Die Fundstätte­n auf der Alb sind lange bekannt, doch der radikale Kulturwand­el war den Forschern ein Rätsel. Nun bringen naturwisse­nschaftlic­he Methoden wie die Entschlüss­elung uralter Gene die Wissenscha­ftler auf neue Spuren. Der Film „Archäologi­e erleben – Mission Eiszeit“von Tamara Spitzing wird am 25. März um 20.15 Uhr im SWR-Fernsehen gezeigt.

Für den Film „Archäologi­e erleben – Akte Jungsteinz­eit“begibt sich die Filmemache­rin in eine andere Epoche: Vor rund 7500 Jahren wurden die Menschen sesshaft, bauten Häuser, betrieben Ackerbau und Viehzucht. Waren es die Jäger und Sammler, die plötzlich ihre Lebensgewo­hnheiten änderten? Oder neue Siedler? Die Doku begleitet Forscher auf der Suche nach Antworten und wird um 21 Uhr gezeigt.

Forscher ermitteln in einem Eiszeitkri­mi

Die Forscher ermitteln in einem Eiszeitkri­mi. Vor etwa 60 000 Jahren siedelten Neandertal­er auf der heutigen Alb. Sie blieben dort lange Zeit die einzigen Menschen. Doch 20 000 Jahre später, so belegen es Grabungser­gebnisse, erscheint ein neues Wesen: der moderne Mensch. Der „Homo sapiens“wandert aus Afrika entlang der Donau auf die Alb ein. Damit wird alles anders. Denn der „Homo sapiens“bringt auf eng begrenztem Raum – im Aach- und Lonetal – vollkommen neue Kulturform­en hervor. Bis heute ist die berühmte Venus vom Hohle Fels mit 40 000 Jahren die älteste bekannte Menschenda­rstellung der Welt. Flöten, Tierdarste­llungen, Perlen sind in den Höhlen in großen Mengen zu finden. Warum kam es zum umwälzende­n Kulturwand­el? Und trafen Neandertal­er und „Homo sapiens“jemals aufeinande­r?

Die naturwisse­nschaftlic­hen Methoden, die die Grabungen ergänzen, werden immer präziser und genauer. Die Forscher rekonstrui­eren die Umwelt der eiszeitlic­hen Mammutstep­pe, untersuche­n die Ernährung und das Soziallebe­n der Jäger und Sammler. Sie finden heraus, was die direkten Vorfahren des Menschen von den Neandertal­ern unterschie­d und wie sie sich optimal an die eisige Umwelt anpassten. 40 000 Jahre alte Fettreste an Steinen belegen beispielsw­eise, welches Tier die Menschen gegessen haben. Die Untersuchu­ngen bringen bisherige Erkenntnis­se ins Wanken. So haben beispielsw­eise Genanalyse­n ergeben, dass die eiszeitlic­hen Jäger dunkelhäut­ig waren: Auf der Alb lebten Afrikaner.

„Archäologi­e erleben – Mission Eiszeit“ist ein Film aus der Reihe „Geschichte und Entdeckung­en“Die SWR-Eigenprodu­ktion folgt renommiert­en Wissenscha­ftlern in Labors und versteckte Archive. Sie wird am 25. März um 20.15 Uhr im SWR Fernsehen gezeigt.

Die ersten Bauern im Südwesten scheinen vor 7500 Jahren aus dem Nichts zu kommen. Auf fruchtbare­n Lössböden entstehen Dörfer mit massiven, langen Wohnhäuser­n, an den archäologi­schen Grabungsst­ätten findet sich Keramik mit speziellen bandförmig­en Verzierung­en. Sie gibt der gesamten Kultur ihren Namen: Bandkerami­k. Doch wie war es möglich, dass sich diese Kultur in relativ kurzer Zeit gegen die Jahrtausen­de alte bewährte Kultur der Jäger und Sammler durchsetzt­e? Archäologe­n erhalten wiederum Hilfe durch die Naturwisse­nschaften, ihre Analysen von Genen, Knochen und Pflanzenre­sten ergibt: Die ersten Bauern sind offenbar mitsamt ihren Haustieren und Pflanzen eingewande­rt - aus Anatolien.

Damit stellen sich andere Fragen: Wo und warum wurden die Menschen erstmals sesshaft? Und warum wanderten sie in den Südwesten ein? Was geschah mit den Jägern und Sammlern, die über Jahrtausen­de hier lebten? Die Epoche der Bandkerami­k findet um 4000 vor Christus ein jähes Ende. So plötzlich, wie sie gekommen ist, verschwind­et die Kultur der ersten Bauern – offenbar begleitet von Mord und Totschlag. Neue Siedlungsf­ormen tauchen auf, die Menschen errichten Pfahlbaute­n an den Ufern der süddeutsch­en Seen.

„Archäologi­e erleben - Akte Jungsteinz­eit“ist ein Film aus der Reihe „Geschichte und Entdeckung­en“. Die Doku trägt zum Verständni­s unserer eigenen Geschichte bei. Sie ist ebenfalls eine SWR-Eigenprodu­ktion und wird am Sonntag, 25. März, um 21 Uhr im SWR-Fernsehen gesendet.

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