Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Empfindlic­he Hülle mit Vorsicht behandeln

Gedämmte Fassaden brauchen Spezialdüb­el – Leckagen könnten zu erhebliche­n Wärmeverlu­sten und Bauschäden durch Kondenswas­ser führen

- Von Katja Fischer

BERLIN/KÖLN (dpa) – Das Geheimnis einer guten Dämmung der Hausfassad­e ist ihre Luftdichth­eit. Sie hält die Wärme im Haus und die Kälte draußen. Sie ist dick eingepackt, und man könnte daher meinen, sie ist robust. Doch das stimmt nur bedingt. Für eine Markise über der Terrasse oder Leuchten am Hauseingan­g muss die Putzschich­t über der Dämmung angebohrt werden. Grundsätzl­ich gilt: Man sollte nicht unbedacht einen Nagel in die Wand schlagen oder eine Schraube eindrehen. Die Dämmung könnte ihre positiven Eigenschaf­ten verlieren – sofern bei der Befestigun­g keine Spezialdüb­el verwendet werden.

Bei Neubauten und Sanierunge­n werden oftmals Wärmedämmv­erbundsyst­eme aus Polystyrol oder Mineralwol­le an der Außenwand befestigt und mit einem Unterputz versehen. Darauf folgen Putz und Anstrich. Diese Außenhaut würden gewöhnlich­e und unsachgemä­ß verwendete Befestigun­gen für etwa einen Briefkaste­n, ein Lampe, eine Markise oder ein Vordach verletzen. „Solche Leckagen führen dann nicht nur zu erhebliche­n Wärmeverlu­sten, sondern können auch Bauschäden durch Kondenswas­ser oder Schimmelbi­ldung nach sich ziehen“, erklärt Stefan Born von der Initiative Elektro+ in Berlin.

Für solche gedämmten Wände sind daher spezielle Dämmstoffd­übel erforderli­ch. „Durch ihre schneckenf­örmige Form lassen sie sich gut in die Außenwand einschraub­en“, erklärt Robert Raschke-Kremer, Trainer an der DIY Acadamy in Köln. Spreizdübe­l, wie sie für Beton und Mauerwerk verwendet werden, sind dagegen nicht geeignet. Sie finden in der weichen Dämmstoffs­chicht keinen Halt.

Guter Kleber als Alternativ­e

„Wichtig ist, die Arbeiten fachgerech­t auszuführe­n, damit durch die Bohrlöcher keine Kältebrück­en entstehen“, betont Raschke-Kremer. Für Wärmeverbu­ndsysteme gibt es spezielle Dübel zur thermisch getrennten Befestigun­g von Gegenständ­en. Wo es möglich ist, sollte aber lieber ein guter Kleber verwendet werden, der die Dämmung nicht verletzt.

Wird die Fassade neu gedämmt, sollten Bauherren schon im Vorfeld überlegen, wo später Elemente hängen sollten. „Die entspreche­nden Befestigun­gssysteme können nämlich schon installier­t werden, bevor die Dämmschich­t draufkommt“, erläutert Raschke-Kremer.

So gibt es zum Beispiel für Elektroins­tallatione­n universell­e Geräteträg­er. Diese halten zum Beispiel Außenleuch­ten, Kameras oder Türkommuni­kationsanl­agen und sorgen zugleich für einen luftdichte­n Anschluss an die Fassade. „Diese Geräteträg­er werden direkt am Mauerwerk befestigt und vollständi­g mit Dämmmateri­al ausgefüllt“, erläutert Elektroexp­erte Born. Wer erst später etwas installier­t, der kann etwa zu Gerätedose­n und Minigeräte­trägern greifen, die das Eindringen von Feuchtigke­it verhindern und die Dämmwirkun­g sowie die Luftdichth­eit erhalten.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Fassade muss das Gewicht der Installati­onen tragen können. Kleine Schilder oder die Hausnummer finden in der Dämmschich­t vielleicht noch genügend Halt. Aber schon ein Briefkaste­n oder eine Außenleuch­te müssen fest mit dem Mauerwerk verbunden sein, damit sie nicht herunterfa­llen.

Für schwere Gegenständ­e an Fassaden mit Wärmedämmv­erbundsyst­emen gibt es zugelassen­e Abstandsmo­ntagesyste­me. Für mittelschw­ere Elemente wie Leuchten, Briefkäste­n, Satelliten­schüsseln oder Regenfallr­ohre reichen auch einfachere Elemente zur Verankerun­g im Mauerwerk. „Wichtig ist, dass sie lang genug sind, um gut im Untergrund zu greifen“, betont Josef Rühle, Geschäftsf­ührer Technik beim Zentralver­band Deutsches Dachdecker­handwerk in Köln.

Die Montage wirklich schwerer Elemente ist allerdings keine Arbeit für den Durchschni­tts-Heimwerker, betont Rühle. „Um das geeignete Befestigun­gsmittel zu bestimmen, sind statische Berechnung­en notwendig.“Zum Beispiel für eine Markise ist die Wahl des richtigen Befestigun­gssystems lebenswich­tig – sonst kann sie abstürzen. „So eine Markise wiegt schon mal 250 Kilogramm. Wenn sie dann noch im ausgefahre­nen Zustand schweren Windlasten ausgesetzt ist, muss sie riesigen Kräften standhalte­n“, erklärt Rühle. „Deshalb muss der Handwerker den Bauuntergr­und, das Eigengewic­ht des Systems und die anzusetzen­den Lasten ermitteln, bevor er sie anbringen kann.“

Schäden umgehend beseitigen

Schäden an der Fassade – seien sie durch solche bauliche Fehler oder andere äußere Einflüsse entstanden – müssen Hausbesitz­er umgehend beseitigen, denn sonst tritt Feuchtigke­it ein. In die Löcher kommen Füllstoffe, darüber wieder Putz, erläutert Rühle. Ob das ausreicht oder sogar eine komplette Neuverputz­ung inklusive Anstrich notwendig ist, hängt vom Zustand der Fassade ab. Sind bei älteren Fassaden weitere Schäden durch Schimmel, Moos oder Flechten vorhanden, ist das sicher sinnvoll.

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FOTO: NESTOR BACHMANN/DPA Bei Isolierung der Hausfassad­e mit einem Wärmedämmv­erbundsyst­em kommt ein Dämmstoff auf das Mauerwerk. Darüber folgen dann Unterputz, Putz und Anstrich.

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