Wenige Markthändler trotzen der Kälte
Wie die Menschen in der Region mit den kalten Temperaturen umgehen.
EHINGEN - Noch bis zum Wochenende hat die Kälte die Region rund um Ehingen im Griff. SZ-Wetterexperte Roland Roth spricht von ungewöhnlich niedrigen Temperaturen für Ende Februar.
Das Angebot beim Ehinger Wochenmarkt am Dienstag war überschaubar. Sieben Anbieter haben ihr Kommen abgesagt, als absehbar war, dass es so kalt werden wird, erklärt Stadtpressesprecherin Bettina Gihr. Leonhard Maier aus Grimmelfingen ist der einzige Markthändler, der am Dienstag bei der Eiseskälte Obst und Gemüse auf dem Ehinger Markt angeboten hat. Zwar sind weniger Kunden bei der Kälte auf dem Marktplatz unterwegs, aber alle, die Gemüse wollen, kommen zu Maier. So ist bei ihm ziemlich viel los, zeitweise bildet sich sogar eine Schlange. Die Kunden wollen Feldsalat, Paprika, Orangen, Sauerkraut.
„Bestimmte Sachen bekomme ich nur am Markt, darum komme ich hierher“, sagt Klara Traub aus Ehingen, die gerade beim Gemüsestand einkauft. Die Kälte halte sie nicht ab, man könne sich ja warm einpacken, erklärt sie.
Auch Leonhard Maier hat vorgesorgt: Eine Plane umgibt seinen Marktstand ringsum und schützt das Obst und Gemüse vor der Kälte. Innen wird die Luft mit einem Gasheizstrahler erwärmt. „Die Ausrüstung braucht man einfach“, sagt Maier. „Es reicht, wenn es frostfrei bleibt“, erklärt er. Kartoffeln etwa seien relativ empfindlich. Wenn es zu kalt werde, würden sie süß und nicht mehr so gut schmecken. Daher könnten auch schon niedrige Minustemperaturen Probleme bereiten.
„Kritisch wird es bei Temperaturen unter minus 15 Grad, da wird es auch mit der Heizung schwierig“, sagt der Markthändler. Am Dienstagvormittag sind es immerhin minus zwölf Grad auf dem Ehinger Marktplatz. An seinem Stand, hinter der Plane, braucht Maier nicht einmal eine Jacke. Anders als die Kunden, bewege er sich ja, sagt er. „Und wenn ich einen nassen Rücken habe, wäre das nicht mehr so angenehm.“
Auch Heidrun Diesch trotzt der Kälte und verkauft Holzofenbrote am Marktplatz. „Minus zwölf Grad sind nicht so nett“, sagt sie. Doch auch sie hat im Verkaufswagen eine Heizung, damit ihr nicht zu kalt wird. Die Heizung habe man extra angeschafft, erklärt sie. Immer beheizt ist der Wagen der Käsetheke Semtner, in dem Lucia Keckeisen und Sandra Huckle verkaufen. „Unser Chef ist sehr bemüht, dass die Mitarbeiter ein gutes Klima haben“, sagt Lucia Keckeisen. Mit der Heizung ließe es sich gut aushalten, erklärt sie. Anders als der Gemüsehändler müssten sie im Verkaufswagen ja auch nicht auf dem steinernen Boden stehen. Beim Imbiss Fuchs essen zur Mittagszeit Schüler und Berufstätige sogar freiwillig an den Stehtischen in der Kälte.
„Für Ende Februar sind diese Temperaturen ungewöhnlich“, sagt Wetterexperte Roland Roth von der Wetterwarte Süd. Im Februar 2012 hätte es zwar eine deutlich länger andauernde Eiseskälte mit noch tieferen Temperaturen gegeben, doch sei das früher im Monat gewesen. „Der Hochwinter geht Mitte Februar in den Spätwinter über“, erklärt Roth. Im Spätwinter gebe es Temperaturen wie zurzeit sehr selten.
Doch das Ende der Eiszeit sei absehbar, von jetzt an gehe es mit den Temperaturen wieder langsam bergauf. Am Sonntag könnte es sogar an die zehn Grad plus geben, blickt Roth voraus. Doch sei solch ein Übergang gefährlich. Am Freitagnachmittag könnte gefrorener Regen fallen, der zu einer tückischen Glätte auf den Straßen führt, warnt der Wetterexperte.
Roth spricht von einer „völlig verrückten Wetterlage“, wenn er auf die vergangenen Tage und Wochen im Süden Deutschlands zurückblickt. Der vergangene Monat sei der „wärmste Januar seit Menschengedenken“gewesen, erklärt er. Und dass im Donauraum im Februar am meisten Schnee gefallen sei, während es im Allgäu, wo man das eigentlich erwartet hätte, am wenigsten Schnee gab, das habe er „bisher noch nicht erlebt“.
Dass es vor allem nachts sehr kalt ist, haben viele Autofahrer der Region in den Morgenstunden gespürt. Manch ein Auto sprang aufgrund der Kälte erst gar nicht an. „Das liegt meistens an der Autobatterie“, weiß Experte Oliver Kuhn. Eine goldene Regel, wie die Batterie geschützt werden kann, gebe es laut Kuhn allerdings nicht. „Wer keine Garage hat, sollte seine Autobatterie vorsorglich in einer Werkstatt prüfen und gegebenenfalls laden lassen“, sagt Kuhn. Zudem empfiehlt der Experte, die Dichtungsgummis an den Autos mit Hirschtalg einzuschmieren. „Bei Diesel-Autos empfiehlt sich, FließFit beizumischen. Das verhindert, dass der Diesel bei extremer Kälte versulzt“, so Kuhn.