Lehrerausfälle schwer zu kompensieren
Grundschullehrer sind auch in der Region Ehingen Mangelware.
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EHINGEN - An den Grundschulen fehlt es an Lehrern, laut Studie der Bertelsmann-Stiftung wird sich der Lehrermangel sogar noch weiter verschärfen. Besonders betroffen sind kleinere Schulen auf dem Land – das bestätigt Max Weber, Geschäftsführender Schulleiter in Ehingen und Rektor der Längenfeldschule.
„Schulen auf dem Land tun sich in der Tat ein Stück weit schwerer“, sagt Max Weber. „Dabei bieten diese Schulen ein tolles Umfeld.“Auch in der Region gebe es offene Stellen, für die sich keine Bewerber gemeldet haben oder es mit den Bewerbern nicht geklappt habe.
In diesen Tagen hätten Bewerbungsgespräche für das kommende Schuljahr für Grundschule und Sekundarstufe stattgefunden, erklärt der Rektor der Längenfeldschule. Zwei der drei offenen Stellen an der an der Schule seien bereits definitiv besetzt, eine dritte Bewerberin müsse noch zusagen. Bisher sei man ganz gut versorgt gewesen, sagt Weber. Es dürfe eben nichts passieren, keine überraschenden Ausfälle kommen. An einer großen Einrichtung wie der Längenfeldschule tue man sich in solchen Situationen aber leichter. Etwa, als durch die Grippewelle kürzlich drei, vier Kollegen fehlten.
Schwieriger wird es da schon für kleine Schulen wie die Grundschule in Weilersteußlingen. Dort werden die erste und zweite Klasse sowie die Klassen drei und vier jeweils zusammen unterrichtet – an der Schule gibt es nur zwei Lehrer. „Wenn jemand ausfällt, muss ein Lehrer alle Schüler unterrichten“, erklärt Sonja Looser. „Es gibt auch ein paar Pensionäre, die dann ein, zwei Stunden aushelfen.“Sonja Looser leitet die Grundschule kommissarisch, seit die ehemalige Rektorin Elisabeth Neidlinger-Burkard im vergangenen Sommer verabschiedet wurde.
„Die Grundversorgung ist da, es fällt kein Unterricht aus“, sagt Katrin Brosch, die die Grundschule in Erbstetten leitet. Doch sei die Versorgung mit Lehrern nicht so üppig, dass man nebenbei noch Sport- oder Natur-AG-Stunden anbieten könne, dabei biete sich das an, denn die Schule sei eine solche mit Sportprofil und habe einen naturpädagogischen Schwerpunkt. Und auch Förderstunden, in denen man gezielt einzelne Schüler fördern könne, seien derzeit nicht möglich, sagt Brosch.
Mehr Lehrer würden derzeit landesweit auch für die Ganztagsschulen gebraucht, sagt Max Weber. Doch es gebe noch weitere Ursachen für den Lehrermangel: „Die Grundschule scheint für Männer völlig unattraktiv zu sein.“Auf hundert Referendarinnen kämen, wenn überhaupt, zehn Männer. Auch die Besoldung könnte ein Thema sein. Ein Grundschullehrer werde nach der Besoldungsgruppe A12 entlohnt „und verharrt auch darin“, sagt Weber. „In der Sekundarstufe steigt man bei A13 ein.“Ziehe man in Betracht, was die Grundschullehrer heutzutage leisten müssten, bis zu Inklusion und Diagnostik, „wäre für sie A13 genauso angesagt“, sagt Weber. „Doch der Finanzminister macht am Ende des Tages Bildungspolitik“, sagt der Rektor.
Anteil junger Lehrerinnen groß
Eine weitere Ursache für Lücken: „Vor zehn Jahren war der Anteil junger Kolleginnen nicht so groß“, erklärt Weber. Viele seien in dem Alter, in dem sie eine Familie gründen. Die Schülerzahlen steigen währenddessen, der Generationenwechsel unter den Lehrern sei hingegen an der Längenfeldschule bereits „mehr oder weniger vollzogen“, so Weber.
Klar sei: Es müssten Versuche unternommen werden, um die Lücken zu schließen, „sonst bleiben Klassen unterversorgt“, sagt der Rektor. Bei Bewerbern mit gymnasialer Ausbildung müsse man auf die Persönlichkeit schauen, so Weber. Bisher seien seine Erfahrungen da „eher durchwachsener Art“. Auch bei den aktuellen Bewerbungsgesprächen habe sich jemand aus dem gymnasialen Bereich vorgestellt. „Das wäre aber nicht verantwortbar gewesen.“