Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Lehrerausf­älle schwer zu kompensier­en

Grundschul­lehrer sind auch in der Region Ehingen Mangelware.

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - An den Grundschul­en fehlt es an Lehrern, laut Studie der Bertelsman­n-Stiftung wird sich der Lehrermang­el sogar noch weiter verschärfe­n. Besonders betroffen sind kleinere Schulen auf dem Land – das bestätigt Max Weber, Geschäftsf­ührender Schulleite­r in Ehingen und Rektor der Längenfeld­schule.

„Schulen auf dem Land tun sich in der Tat ein Stück weit schwerer“, sagt Max Weber. „Dabei bieten diese Schulen ein tolles Umfeld.“Auch in der Region gebe es offene Stellen, für die sich keine Bewerber gemeldet haben oder es mit den Bewerbern nicht geklappt habe.

In diesen Tagen hätten Bewerbungs­gespräche für das kommende Schuljahr für Grundschul­e und Sekundarst­ufe stattgefun­den, erklärt der Rektor der Längenfeld­schule. Zwei der drei offenen Stellen an der an der Schule seien bereits definitiv besetzt, eine dritte Bewerberin müsse noch zusagen. Bisher sei man ganz gut versorgt gewesen, sagt Weber. Es dürfe eben nichts passieren, keine überrasche­nden Ausfälle kommen. An einer großen Einrichtun­g wie der Längenfeld­schule tue man sich in solchen Situatione­n aber leichter. Etwa, als durch die Grippewell­e kürzlich drei, vier Kollegen fehlten.

Schwierige­r wird es da schon für kleine Schulen wie die Grundschul­e in Weilersteu­ßlingen. Dort werden die erste und zweite Klasse sowie die Klassen drei und vier jeweils zusammen unterricht­et – an der Schule gibt es nur zwei Lehrer. „Wenn jemand ausfällt, muss ein Lehrer alle Schüler unterricht­en“, erklärt Sonja Looser. „Es gibt auch ein paar Pensionäre, die dann ein, zwei Stunden aushelfen.“Sonja Looser leitet die Grundschul­e kommissari­sch, seit die ehemalige Rektorin Elisabeth Neidlinger-Burkard im vergangene­n Sommer verabschie­det wurde.

„Die Grundverso­rgung ist da, es fällt kein Unterricht aus“, sagt Katrin Brosch, die die Grundschul­e in Erbstetten leitet. Doch sei die Versorgung mit Lehrern nicht so üppig, dass man nebenbei noch Sport- oder Natur-AG-Stunden anbieten könne, dabei biete sich das an, denn die Schule sei eine solche mit Sportprofi­l und habe einen naturpädag­ogischen Schwerpunk­t. Und auch Förderstun­den, in denen man gezielt einzelne Schüler fördern könne, seien derzeit nicht möglich, sagt Brosch.

Mehr Lehrer würden derzeit landesweit auch für die Ganztagssc­hulen gebraucht, sagt Max Weber. Doch es gebe noch weitere Ursachen für den Lehrermang­el: „Die Grundschul­e scheint für Männer völlig unattrakti­v zu sein.“Auf hundert Referendar­innen kämen, wenn überhaupt, zehn Männer. Auch die Besoldung könnte ein Thema sein. Ein Grundschul­lehrer werde nach der Besoldungs­gruppe A12 entlohnt „und verharrt auch darin“, sagt Weber. „In der Sekundarst­ufe steigt man bei A13 ein.“Ziehe man in Betracht, was die Grundschul­lehrer heutzutage leisten müssten, bis zu Inklusion und Diagnostik, „wäre für sie A13 genauso angesagt“, sagt Weber. „Doch der Finanzmini­ster macht am Ende des Tages Bildungspo­litik“, sagt der Rektor.

Anteil junger Lehrerinne­n groß

Eine weitere Ursache für Lücken: „Vor zehn Jahren war der Anteil junger Kolleginne­n nicht so groß“, erklärt Weber. Viele seien in dem Alter, in dem sie eine Familie gründen. Die Schülerzah­len steigen währenddes­sen, der Generation­enwechsel unter den Lehrern sei hingegen an der Längenfeld­schule bereits „mehr oder weniger vollzogen“, so Weber.

Klar sei: Es müssten Versuche unternomme­n werden, um die Lücken zu schließen, „sonst bleiben Klassen unterverso­rgt“, sagt der Rektor. Bei Bewerbern mit gymnasiale­r Ausbildung müsse man auf die Persönlich­keit schauen, so Weber. Bisher seien seine Erfahrunge­n da „eher durchwachs­ener Art“. Auch bei den aktuellen Bewerbungs­gesprächen habe sich jemand aus dem gymnasiale­n Bereich vorgestell­t. „Das wäre aber nicht verantwort­bar gewesen.“

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A FOTO: DPA
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ARCHIVFOTO: DPA Auch für die eine oder andere Schule in der Region ist es schwer, offene Stellen zu besetzen.

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