Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Alno liefert die ersten Küchen aus

Bei Alno in Pfullendor­f läuft die Produktion wieder – Internatio­nale Kunden beliefert

- Von Moritz Schildgen

PFULLENDOR­F (mws) - Die ersten Küchen der Neuen Alno GmbH sind dieser Tage an Kunden in der Türkei und in Taiwan ausgeliefe­rt worden. Das bestätigte Unternehme­nssprecher Markus Gögele am Donnerstag auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das ist ein erster Erfolg für das Pfullendor­fer Unternehme­n und ein Schritt Richtung Großserien­produktion, die noch im März anlaufen soll. Die juristisch­en und wirtschaft­lichen Altlasten wiegen allerdings weiterhin schwer.

● PFULLENDOR­F - Die Testphase ist vorbei. Die Maschinen in Pfullendor­f sind justiert. Die Produktion bei Alno läuft wieder – im Auftrag von Kunden. Die ersten Küchen werden dieser Tage ausgeliefe­rt. Wie viele das Pfullendor­fer Werk verlassen haben, das wollte Unternehme­nssprecher Markus Gögele zwar nicht mitteilen, aber die Stimmung in der Belegschaf­t sei gut.

Es ist ein wichtiger Schritt für das junge Unternehme­n, mit der bewegten Geschichte. Die Altlasten der Alno AG wolle man hinter sich lassen und sich bei der Neuen Alno GmbH auf das konzentrie­ren, was man kann, sagt Gögele im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Und Alno kann Küchen bauen, da sei man sich sicher. Ob sich die Altlasten so einfach abschüttel­n lassen, ist nach Branchenke­nnern nicht ganz so sicher.

Ausgelaste­t ist die Produktion bislang nicht, aber mit diesen ersten Aufträgen hat auch der neue Alno-Chef, Andreas Sandmann, zunächst einmal geliefert – und zwar planmäßig. Das Ziel war, im ersten Quartal für Kunden zu produziere­n. Das ist geschafft. In diesem Fall für Kunden in der Türkei und in Taiwan – „alte Kontakte“, wie Gögele bestätigt. Auch das ist Teil des Plans, 50 Prozent des Umsatzes im ersten Jahr sollen internatio­nale Kunden bringen. Sandmanns nächstes Planziel: „Die Großserien­produktion soll im März wieder starten.“

Das klingt positiv, der Blick bei Alno ist nach vorne gerichtet. Doch immer noch gibt es die Schatten der Vergangenh­eit. Das Insolvenzv­erfahren sei gerade mal am Anfang, wie Pietro Nuvoloni, Sprecher der Insolvenzv­erwaltung, mitteilt. Zunächst warte man auf das finale Gutachten der Wirtschaft­sprüfer. Das soll Mitte bis Ende März vorliegen und die zentrale Frage klären, zu welchem Zeitpunkt Alno insolvent war und wer wann davon wusste.

Als Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann im Januar die vorläufige­n Ergebnisse der Wirtschaft­sprüfer präsentier­te, sagte er, die Insolvenzr­eife sei deutlich vor Juli 2017 eingetrete­n, einzelne Gesellscha­ften von Alno seien wahrschein­lich bereits seit 2013 zahlungsun­fähig gewesen. Nach dem endgültige­n Ergebnis werde Hörmann Ansprüche gegen Alno sowie gegen die Gläubiger prüfen, Stellungna­hmen der Betroffene­n, beispielsw­eise ehemaliger Geschäftsf­ührer und Vorstände, einholen. Dann „sehen wir, wie wir zusammenko­mmen“, sagt Nuvoloni – zivilrecht­liche Konsequenz­en nicht ausgeschlo­ssen.

Auf der strafrecht­lichen Seite dauern die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Stuttgart weiter an, wie Staatsanwa­lt Jan Holzner mitteilt. Gegen wen und in welchem Umfang ermittelt werde, dazu gibt er mit dem Verweis auf die laufenden Ermittlung­en keine Auskunft.

Neben den juristisch­en muss sich die Neue Alno auch den wirtschaft­lichen Nachwirkun­gen stellen. Nach Informatio­nen aus Branchenkr­eisen seien Händler wegen der Insolvenz von Alno pleitegega­ngen, das werde nicht so leicht vergessen werden. Genauso wenig wie das Geschäftsg­ebaren, als mit der Beteiligun­gsgesellsc­haft Tahoe die bosnische Investoren­familie Hastor eine in der Automobilb­ranche übliche Just-in-time-Produktion etablieren wollte, aber damit Zulieferer verprellt hat. Deshalb sei man sehr zurückhalt­end gegenüber der Neuen Alno, heißt es aus Branchenkr­eisen. Man wünsche dem Unternehme­n zwar Erfolg, aber es sei in der Vergangenh­eit zu viel Porzellan zerschlage­n worden.

Ein schweres Erbe für den Küchenhers­teller, der seinen Platz erst wieder finden muss. Denn das Geschäft lief ohne Alno weiter: Kunden, Händler und Zulieferer haben sich neu orientiert. Skepsis bei Branchenke­nnern ruft auch die neue preisliche Ausrichtun­g hervor. „Nicht mehr Oberklasse“, sagte Alno-Chef Sandmann im Januar dazu in einem ausführlic­hen Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Mit einem Endkundenp­reis von 4000 bis 12 000 Euro solle Alno wieder eine Volksmarke werden. Ob sich das rechnet, beobachtet die Branche jedenfalls genau.

Dazu sagt Alno-Chef Sandmann: „Die Marke Alno genießt nach wie vor ein hohes Vertrauen. Vor allem Kunden, die schon seit langer Zeit mit Alno verbunden sind, haben auf den Neustart sehr positiv reagiert.“Zudem sei ein Problem behoben: „Die Modernisie­rung der IT-Systeme innerhalb einer sehr kurzen Zeit war eine enorme Herausford­erung, die wir erfolgreic­h abgeschlos­sen haben.“Nun soll es weiter nach Plan laufen: 2019 finanziell auf eigenen Beinen stehen und danach Gewinne erzielen.

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FOTO: DPA Rückenwind für Alno: Der Pfullendor­fer Küchenhers­teller hat erstmals wieder Kunden beliefert.

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