Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Angeklagte­r

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Silvio Berlusconi, 81, Medienzar und mehrfacher italienisc­her Regierungs­chef, macht kräftig Wahlkampf für seine Partei Forza Italia. Als Spitzenkan­didat darf er aufgrund eines Gerichtsur­teils bis 2019 aber nicht auftreten. Obwohl sich Berlusconi seit einiger Zeit als Saubermann präsentier­t, mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel telefonier­t und in Brüssel von EUKommissi­onschef Jean-Claude Juncker wie ein alter Freund empfangen wird, hat sich an seinen gravierend­en Problemen mit der Justiz nichts geändert. Immer noch wird gegen ihn ermittelt und prozessier­t, auch wenn seine Mitarbeite­r und Image-Mana- ger das gern unter den Teppich zu kehren versuchen. So wird sich Berlusconi in Florenz wegen des Verdachts der Nähe zur Mafia erneut vor Gericht verantwort­en müssen. Auch wegen des Falls des damals 17-jährigen Callgirls Ruby und des Vorwurfs zur mehrfachen Anstiftung von Prostituti­on muss Berlusconi noch einmal vor die Richter. Neue Vorwürfe seitens der Staatsanwa­ltschaft und neue Zeugen lassen einen Prozess unausweich­lich erscheinen. Richter sind überzeugt davon, dass die „Bunga-bunga-Abende“in Berlusconi­s Schloss im norditalie­nischen Arcore keine normalen Partys waren, sondern Nächte mit Prostituie­rten. Unklar ist in diesem Zusammenha­ng, inwiefern Mitwisser dieser Nächte, darunter junge Frauen, bestochen wurden, um Falschauss­agen zu machen. Berlusconi wird also auch weiterhin noch im Kreuzfeuer der Justiz stehen. Ob ihm das passt oder nicht.

Thomas Migge

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FOTO: AFP Silvio Berlusconi

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