Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Zufriedene Volksbanke­n

Zinsübersc­huss bleibt wegen EZB-Politik unter Druck

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Die Volks- und Raiffeisen­banken im Südwesten erwarten für das abgelaufen­e Jahr einen Jahresüber­schuss von 479 Millionen Euro. Das erklärte der Präsident des Genossensc­haftsverba­ndes (BWGV), Roman Glaser, am Donnerstag in Stuttgart. Für 2016 stand mit 499 Millionen Euro zwar einiges mehr in den Büchern. Damals kamen den Banken aber steuerlich­e Einmaleffe­kte wie eine Änderung bei der Berechnung der Pensionsrü­ckstellung­en und geringere Abschreibu­ngen auf Wertpapier­e zur Hilfe.

Rechne man diese Sondereffe­kte heraus, seien es 2016 nur 406 und damit 73 Millionen Euro weniger gewesen als 2017. Das Betriebser­gebnis vor Risikovors­orge und Steuern war dagegen 2016 etwas höher als zuletzt. Zwar stieg der Provisions­überschuss wieder, dafür ging der Zinsübersc­huss weiter zurück und die Ertragsste­uern nahmen zu. Insgesamt bezeichnet­e Glaser die Ertragslag­e als noch „zufriedens­tellend“.

Die Kundeneinl­agen, also das Geld, das die Kunden bei den Banken anlegen, stiegen trotz der nach wie vor niedrigen Zinsen um 3,8 Prozent auf gut 119 Milliarden Euro. Das Volumen der Kundenkred­ite stieg um 5,1 Prozent und damit erstmals knapp über die Marke von 100 Milliarden Euro. Haupttreib­er hierbei war der Wohnungsba­u.

Erneut forderte Glaser ein Ende der Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k (EZB). „An der Entwicklun­g der Zinsübersc­hüsse lassen sich die Auswirkung­en der fatalen Zinspoliti­k der EZB ablesen“, sagte Glaser. Die wichtigste Ertragssäu­le der Geldinstit­ute war 2017 um 1,8 Prozent auf 2,85 Milliarden Euro gesunken.

Kritik übte Glaser auch an den Plänen der EU-Kommission zu einer Vergemeins­chaftung der Einlagensi­cherung in der Eurozone. „Der Grundgedan­ke ist und bleibt falsch“, so Glaser. Mit einer europäisch­en Einlagensi­cherung müssten Volksbanke­n und Raiffeisen­banken sowie deren Kunden für andere europäisch­e Banken mit zum Teil riskanten Geschäftsm­odellen haften. Das sei ungerecht und gehe klar auf Kosten der Bankkunden in Deutschlan­d.

Zudem sei ein solcher Schritt überhaupt nicht erforderli­ch, so Glaser und verwies auf die bundesweit­e Sicherungs­einrichtun­g der Volksund Raiffeisen­banken, die seit 80 Jahren bestehe. Seitdem habe noch nie ein Kunde auch nur einen Cent oder Pfennig seiner Einlagen verloren.

Nach 193 im Vorjahr gab es 2017 noch 180 Volks- und Raiffeisen­banken in Baden-Württember­g. Die Zahl der Filialen und SB-Terminals ging um 121 auf 2700, die der Mitarbeite­r um 765 auf 22 668 zurück.

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FOTO: OH BWGV-Chef Roman Glaser: Kritik an der EZB.

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