Zufriedene Volksbanken
Zinsüberschuss bleibt wegen EZB-Politik unter Druck
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RAVENSBURG - Die Volks- und Raiffeisenbanken im Südwesten erwarten für das abgelaufene Jahr einen Jahresüberschuss von 479 Millionen Euro. Das erklärte der Präsident des Genossenschaftsverbandes (BWGV), Roman Glaser, am Donnerstag in Stuttgart. Für 2016 stand mit 499 Millionen Euro zwar einiges mehr in den Büchern. Damals kamen den Banken aber steuerliche Einmaleffekte wie eine Änderung bei der Berechnung der Pensionsrückstellungen und geringere Abschreibungen auf Wertpapiere zur Hilfe.
Rechne man diese Sondereffekte heraus, seien es 2016 nur 406 und damit 73 Millionen Euro weniger gewesen als 2017. Das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge und Steuern war dagegen 2016 etwas höher als zuletzt. Zwar stieg der Provisionsüberschuss wieder, dafür ging der Zinsüberschuss weiter zurück und die Ertragssteuern nahmen zu. Insgesamt bezeichnete Glaser die Ertragslage als noch „zufriedenstellend“.
Die Kundeneinlagen, also das Geld, das die Kunden bei den Banken anlegen, stiegen trotz der nach wie vor niedrigen Zinsen um 3,8 Prozent auf gut 119 Milliarden Euro. Das Volumen der Kundenkredite stieg um 5,1 Prozent und damit erstmals knapp über die Marke von 100 Milliarden Euro. Haupttreiber hierbei war der Wohnungsbau.
Erneut forderte Glaser ein Ende der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). „An der Entwicklung der Zinsüberschüsse lassen sich die Auswirkungen der fatalen Zinspolitik der EZB ablesen“, sagte Glaser. Die wichtigste Ertragssäule der Geldinstitute war 2017 um 1,8 Prozent auf 2,85 Milliarden Euro gesunken.
Kritik übte Glaser auch an den Plänen der EU-Kommission zu einer Vergemeinschaftung der Einlagensicherung in der Eurozone. „Der Grundgedanke ist und bleibt falsch“, so Glaser. Mit einer europäischen Einlagensicherung müssten Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie deren Kunden für andere europäische Banken mit zum Teil riskanten Geschäftsmodellen haften. Das sei ungerecht und gehe klar auf Kosten der Bankkunden in Deutschland.
Zudem sei ein solcher Schritt überhaupt nicht erforderlich, so Glaser und verwies auf die bundesweite Sicherungseinrichtung der Volksund Raiffeisenbanken, die seit 80 Jahren bestehe. Seitdem habe noch nie ein Kunde auch nur einen Cent oder Pfennig seiner Einlagen verloren.
Nach 193 im Vorjahr gab es 2017 noch 180 Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg. Die Zahl der Filialen und SB-Terminals ging um 121 auf 2700, die der Mitarbeiter um 765 auf 22 668 zurück.