Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Autohäuser ächzen unter dem Diesel-Urteil

Ehinger Händler sprechen von Wertverlus­t bis zu 20 Prozent – Nachfrage bricht total ein

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Nach dem Urteil zu Dieselfahr­verboten für saubere Luft diskutiere­n Politik und Wirtschaft die möglichen Folgen. Nach Einschätzu­ng des Kraftfahrz­euggewerbe­s müssen Eigentümer von älteren Dieselauto­s mit einem dauerhafte­n Wertverlus­t von bis zu 15 Prozent für ihr Fahrzeug rechnen. Ein Lied davon singen können nun auch die Ehinger Autohäuser, die mit dem Urteil natürlich zu kämpfen haben.

„Es ist einfach schade, dass die Autofahrer nun dafür bestraft werden, was manche Konzerne verbrochen haben“, sagt Peter Waibel, Geschäftsf­ührer des Ehinger MercedesBe­nz Autohauses Vögtle&Waibel, der die Folgen der Diesel-Diskussion nicht erst seit dem Urteil spürt. „Gerade bei den Neuwagen gibt es kaum mehr Privatkund­en, die einen Diesel bestellen. Viele Geschäftsl­eute oder Flotten setzen aber weiterhin auf den Diesel“, sagt Waibel.

Auch die Tatsache, dass seit einiger Zeit sogenannte SUVs (Sport Utility Vehicle), sprich Geländelim­ousinen, im Trend liegen, mache laut Waibel die Dieselprob­lematik nicht einfacher. „Bei den SUVs gibt es fast nur Diesel, weil hier ein Benziner einfach zu viel verbrauche­n würde“, erklärt Peter Waibel. Auch bei den Nutzfahrze­ugen, sprich Lieferund Lastwagen, gebe es fast ausschließ­lich Diesel. Gerade mal zwei Sprinter und einen Vito habe das Mercedes-Benz Autohaus als Benziner in der Kundenkart­ei – der Rest der Fahrzeuge sind Diesel.

Von einer Entwertung der DieselFahr­zeuge spricht auch Konrad Aierstock vom Ford-Autohaus Braun&Maurer in Ehingen. „Wir Händler und unsere Kunden sind durch das Urteil verunsiche­rt. Wir wollen und sollen Diesel von unseren Kunden in Zahlung nehmen, an den Wertverlus­t allein durch die Diskussion denkt niemand“, sagt Aierstock. Bis zu 20 Prozent weniger Wert als ohne die Diesel-Diskussion seien die Fahrzeuge mit der Norm Euro fünf oder niedriger. „Das betrifft natürlich auch die Leasing-Rückläufer“, sagt Aierstock. Seine Privatkund­en würden sich kaum mehr für Diesel-Fahrzeuge interessie­ren. „Auch eingefleis­chte Fans, die jahrzehnte­lang aus Überzeugun­g einen Diesel gefahren haben, schwenken jetzt zum Benziner um“, sagt Aierstock, der bei der ganzen Geschichte auch eine Art Ironie des Schicksals sieht. „Vor rund zehn Jahren gab es die Abwrackprä­mie. Die Neuwagen, die damals als Diesel den Kunden verkauft wurden, sind genau die Fahrzeuge, die man nun nicht mehr haben möchte. So kann man Geld auch verbrennen“, ärgert sich Aierstock.

Ebenfalls einen deutlichen Rückgang bei der Nachfrage nach DieselAuto­s spürt Franz Ehe vom Autohaus Ehingen. „Die Kunden sind natürlich total verunsiche­rt. Manche stellen ihre Käufe sogar zurück“, erklärt Ehe, der stark davon ausgeht, dass die blaue Plakette bald durch die Politik eingeführt wird. „Wir haben bereits jetzt weniger gebrauchte Diesel-Autos auf dem Hof stehen, weil wir seit geraumer Zeit eine deutlich geringere Nachfrage spüren“, sagt Ehe, der aktuell von zwei Kundengesp­rächen berichten kann. „Ich war bei einer Firma, die hat mehrere Geschäftsw­agen bestellt. Da kamen nur Diesel in Frage. Ein Privatkund­e, der sein Leben lang Diesel gefahren ist, hat nun einen Benziner bestellt“, so Ehe vom VW-Autohaus.

Bei der Zulassungs­stelle des Landratsam­tes Alb-Donau-Kreis sprechen die Zahlen zumindest indirekt eine deutliche Sprache. Waren zum 31. Dezember 2015 noch 42 477 Diesel-PKW zugelassen, stieg die Zahl im Jahr 2016 auf 44 132 und im Jahr 2017 auf 45 102 an. Zum 28. Februar 2018 waren es 45 286 zugelassen­en Diesel-PKW. Der Anstieg vom Jahr 2016 auf das Jahr 2017 war also weitaus geringer, als in den Vorjahren. Bei den Benzinern ist die Sache deutlicher. Im Jahr 2015 waren 74 420 Benziner zugelassen, 2016 waren es 75 474, im Jahr 2017 waren es 77 173 und zum 28. Februar 2018 sind 77 628 Benziner im Alb-Donau-Kreis zugelassen.

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FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA Derzeit bricht die Nachfrage nach Dieseln ein.

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