Autor Herbert Renz-Polster gibt Tipps zur Kindererziehung
Rund 100 Interessierte lauschen in Munderkingen den Erklärungen des Kinderarztes und vierfachen Vaters
MUNDERKINGEN (eis) - Dass sich seit der frühestens Menschheitsgeschichte kaum etwas an den Fragen der Kindererziehung geändert hat, haben rund 100 Eltern, Erzieherinnen und Interessierte beim Vortrag mit Autor Herbert Renz-Polster in der Aula des Munderkinger Schulzentrums erfahren. Die Veranstaltung war eine Kooperation der Volkshochschule und der Kindergärten der Seelsorgeeinheit Donau-Winkel.
Die immer gleichen Fragen würden Eltern seit Generationen beschäftigen, versicherte der Kinderarzt und vierfache Vater Herbert Renz-Polster den Zuhörer in der Munderkinger Aula. Denn Menschen hätten bei der Erziehung ihrer Kinder anders als alle anderen Lebewesen ein Unschärfeproblem mit der Zukunft. „Ein Katzenleben sieht immer gleich aus, die entsprechenden Erziehungsgrundregeln sind in Katzen einprogrammiert. Wir Menschen können hingegen nicht voraussehen, wie sich die Zukunft in den kommenden Jahrzehnten entwickelt“, so der Referent. Der Mensch passe sich schließlich nicht seiner Umwelt an, sondern greife aktiv in diese ein und verändere sie stetig.
Und genau hier läge das Problem für Eltern, schließlich wüssten diese so nicht, worauf genau ihre Kinder vorbereitet werden müssten. Deshalb konnte und wollte Herbert Renz-Polster den Anwesenden auch keine konkreten Anweisungen geben. Er wollte lieber aufmerksam darauf machen, warum Kinder die eine oder andere Verhaltensweise zeigen und bei Eltern um Verständnis werben. Denn die kindlichen Instinkte seien seit jeher die gleichen und zu Urzeiten überlebensnotwendig gewesen.
„Eine Frage, über die wir heute viel diskutieren, ist, wie viel Nähe für Kinder gut ist“, sagte Renz-Polster und erklärte, dass bedingungslose Nähe und Zuwendung für Kinder unverhandelbar sei. „Ohne eine schützende, nährende und wärmende Bezugsperson können unsere Kinder nicht überlegen“, so der Kinderarzt. Sie bräuchten den stabilen und uneingeschränkten Rückhalt. Nur so könnten sich Kinder optimal entwickeln. „Nur wenn Kinder sich wohlfühlen, werden sie frei und aktiv und beginnen sich zu entwickeln“, sagte Herbert Renz-Polster. Weil niemand genau sagen könne, welche Anforderungen an die Generationen der Zukunft gestellt werden, sei es wichtig die Basiskompetenzen zu fördern. „Kinder brauchen Mut, Neugier und sollten mit offenen Augen auf ihre Umwelt zu gehen“, so Renz-Polster. So hätten die Kinder alle Fähigkeiten, die ihnen ermöglichen würden, dass Beste aus dem zu machen, was sich ihnen bietet.
Es sei wenig sinnvoll, wenn sich Eltern bei der Erziehung auf bestimmte Ziele konzentrierten, weil so die Gefahr steige, bei dem daneben zu liegen, was tatsächlich in der Zukunft gefordert werde. „Häufig projizieren wir zu viel Erwachsenendenken auf die Kinder und schätzen den Wert des kindlichen Spielens zu wenig“, sagte der Referent. „Kindheit ist keine Strecke, um auf die Schule oder den Beruf vorzubereiten, sie ist dazu da, das Fundament anzulegen“, fügte er hinzu.