Karl Friedrich Kirchner mit 85 Jahren gestorben
ULM (hip) - Er war kein Mensch, dem die Herzen zuflogen, kein Umarmer wie Ivo Gönner, kein Menschenfischer. Deshalb hatte der etwas sperrige Christdemokrat Karl Friedrich Kirchner 1991 bei der Oberbürgermeisterwahl keine Chance gegen den populären SPD-Mann. Dass seine Niederlage mit nur 30 Prozent der Stimmen so deutlich ausfiel, hatte Kirchner nicht verdient. Es wurde der größte Einschnitt in seinem Leben, danach legte er sämtliche politischen Ämter nieder. Ulm verlor damit einen seiner prägenden politischen Gestalter. Doch im Leben der Stadt spielte er auch weiterhin eine wichtige Rolle. Jetzt ist er im Alter von 85 Jahren gestorben.
Karl Friedrich Kirchner war ein Mensch, vor dem man unbedingt Respekt haben musste, denn er packte an und kannte keine ideologischen Scheuklappen. Obwohl er ein ausgewiesener Konservativer war, machte er sich etwa für das Roxy stark, das in den 90ern bei CDU und Freien Wählern alles andere als wohlgelitten war, oder er schaffte es als Kuratoriumsvorsitzender der Ulmer Volkshochschule, diesem Heiligtum der städtischen Linken, das von quälenden Auseinandersetzungen und Finanzproblemen angeschlagene Bildungsflaggschiff wieder flott zu bekommen. Und er kämpfte erfolgreich für das Stadthaus auf dem Münsterplatz, das konservativen Kleingeistern als Sakrileg erschien.
Karl Friedrich Kirchner stammte aus dem Rheinland. In seinem Hauptberuf führte er 36 Jahre lang den von manchen Strukturkrisen gebeutelten Verband der Metall- und Elektroindustrie in Ulm. Vier Jahrzehnte lang wachte er als Kreisschatzmeister über die Kasse der CDU. Als Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten im Stadtrat trug er an der Seite von OB Ernst Ludwig entscheidend dazu bei, in den schwierigen 80ern Ulm fit für die Zukunft zumachen.
Nach seinem Ausscheiden aus dem politischen Leben engagierte sich Kirchner unter anderem in der Kirche. Unter seiner Regie als Vorsitzender des Trägervereins wurde 2004 in Ulm der 95. Katholikentag gefeiert – ein entspanntes Fest des Glaubens mit starker ökumenischer Seite. Zu unserer Zeitung sagte er damals: „Die Berufung passt in meine Lebensanschauung.“Die war alles andere als ideologisch eingeengt.