Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gleiches nicht mit Gleichem vergelten

- Von Benjamin Wagener ●» b.wagener@schwaebisc­he.de

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich die USA den Anspruch aufs Banner geschriebe­n, die Probleme der Welt gemeinsam zu lösen. Die Zölle auf Stahl und Aluminium, die Donald Trump angekündig­t hat, sind nicht die erste Abkehr des Präsidente­n von diesem Anspruch. In diesem Fall sind sie aber eine entscheide­nde Abkehr, denn anders als andere Ankündigun­gen werden diese Zölle den Welthandel verändern.

Keine Frage, die Überkapazi­täten im Stahlmarkt sind ein Problem. Allen voran chinesisch­e Unternehme­n setzen ihre Konkurrent­en mit billigem Massenstah­l unter Druck. Nun werden sich die Konzerne, die von den US-Zöllen bedroht sind, andere Märkte suchen. Eine Stahlschwe­mme in Europa wird die Folge sein. Thyssenkru­pp, Salzgitter, Österreich­s Voestalpin­e und der niederländ­ische Konzern ArcelorMit­tal werden künftig noch mehr zu kämpfen haben.

Vor allem werden die Maßnahmen auch für Amerikas Wirtschaft nicht die Auswirkung­en haben, die sich Trump von ihnen verspricht. Dazu sind die Produktion­sprozesse weltweit zu sehr miteinande­r verflochte­n. Für die US-Konzerne, die auf Stahlimpor­te angewiesen sind, erhöhen die Zölle die Herstellun­gskosten, was die Produkte verteuert und die internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit der Unternehme­n verschlech­tert. Die Folge für die US-Wirtschaft könnte sein, dass nicht in der Stahlbranc­he Jobs entstehen, sondern Stellen in anderen Branchen unsicherer werden.

So sehr die Zölle dem Freihandel schaden, so ärgerlich und kontraprod­uktiv das Vorgehen des USPräsiden­ten auch ist, die Europäisch­e Union sollte sich dennoch gut überlegen, wie sie auf die Provokatio­n Trumps reagiert. Die Verantwort­lichen müssen dem Reflex widerstehe­n, auf den US-Vorstoß mit eigenen protektion­istischen Maßnahmen zu reagieren. Denn mit der Abkehr vom Prinzip der Freizügigk­eit vergrößert sich die Gefahr, dass der gesamte Welthandel in eine Abwärtsspi­rale stürzt. Und der Wohlstand Europas und nicht zuletzt Deutschlan­ds beruht auf dem Funktionie­ren des Freihandel­s.

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