Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kein Aufnahmest­opp in den Tafelläden Ehingen und Erbach

Claudia Steinhauer vom Träger DRK: „Wir bedienen Menschen“– Zeitkarten­system regelt den Ansturm

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Die deutschlan­dweite Debatte um den Aufnahmest­opp für Ausländer bei der Essener Tafel lässt auch die Tafelläden in Ehingen und Erbach nicht unberührt. Allerdings wurde beispielsw­eise für den Ehinger Tafelladen bereits vor rund zwei Jahren ein rollierend­es Zeitkarten­system eingeführt.

Auch die Tafelläden in der Region wurden vom Flüchtling­sansturm im Jahr 2015 überrascht. Die Zahl der Kunden stieg sprunghaft, die Menschen aus dem Ausland waren weder mit dem Tafelprinz­ip, noch mit den dort geltenden Regeln vertraut. Das führte in den ersten Wochen und Monaten auch in den Tafelläden des DRK-Kreisverba­nds Ulm zu Konflikten zwischen Stammkunde­n und Flüchtling­en sowie zu Belastunge­n für die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r, die sich nur schwer verständli­ch machen konnten. Manche Bedürftige wollten nicht mehr im Tafelladen einkaufen, wie Claudia Steinhauer vom Träger DRK erklärt. „Es gab damals einen syrischen Zahnarzt, der bei Ehingen gewohnt hat und schon länger in Deutschlan­d war. Er hat uns damals sehr geholfen, weil er seinen Landsleute­n das Prinzip der Tafel und unser Zeitkarten­system erklärt hat. Ebenso hat er den Menschen erklärt, dass wir nur eine begrenzte Anzahl an Lebensmitt­el haben und somit nicht jeder Kunde unbegrenzt viele Waren kaufen kann“, betont Steinhauer.

Pro Öffnungsta­g gebe es sieben Zeitfenste­r, die auf den Zeitkarten der Kunden notiert sind. „So schließen wir zum einen großes Gedränge aus, zum anderen vermeiden wir es, dass jemand zwei Stunden vor der Öffnung bereits vor der Türe wartet“, so Steinhauer. Mittlerwei­le, sagt Steinhauer, würden auch mehrere Flüchtling­e ehrenamtli­ch für die Tafelläden arbeiten. „Das signalisie­rt auch den anderen Flüchtling­en, dass sie als Helfer bei uns willkommen sind“, so Steinhauer.

Dass in Essen nun ein Aufnahmest­opp für Ausländer ausgesproc­hen wurde, kann Steinhauer nicht nachvollzi­ehen – ebenso wenig die Frage nach dem Anteil der Migranten beim Tafelladen. „Der Migranten-Anteil ist doch völlig egal. Wir bedienen bei uns Menschen“, macht Steinhauer deutlich. In allen sechs Tafelläden des DRK-Kreisverba­nds Ulm hat sich die Lage nach den Anfangssch­wierigkeit­en rasch entspannt, nicht zuletzt dank dem Engagement der langjährig­en ehrenamtli­chen Mitarbeite­r, die ihre neuen Kollegen schnell integriert haben. Insgesamt haben in Ehingen an 96 Öffnungsta­gen 12 279 Kundeneink­äufe stattgefun­den, in Erbach waren es an 98 Öffnungsta­gen 3698 Einkäufe, erklärt Steinhauer.

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SZ-ARCHIVFOTO: MENI Lothar Huber ist einer der ehrenamtli­chen Helfer des Ehinger Tafelladen­s.

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