Tauschgrundstücke sind gefragt
Wegen des schwierigen Grunderwerbs und vieler kommunaler Projekte suchen Gemeinden nach Land
●
REGION - Viel bewegt sich in der Region. Breitbandausbau, neue Baugebiete oder Radwege sind nur einige Beispiele für kommunale Projekte, für die Gemeinden immer wieder Grunderwerb benötigen. Da kommen den Verantwortlichen Tauschgrundstücke gerade recht, denn meist funktioniert der Landtausch besser, als ein finanzielles Angebot. Deswegen gehen nun einige Bürgermeister aktiv auf Grundstückssuche.
Zu diesen zählen beispielsweise Friedrich Nägele aus Oberdischingen und Andreas Braun aus Öpfingen, die entsprechende Aufrufe in ihren örtlichen Mitteilungsblättern veröffentlicht haben. Ein gutes Beispiel für einen gelungenen Landtausch in Oberdischingen war jüngst die Möglichkeit eines Lückenschlusses im Baugebiet „Unter der Halde“, berichtet Friedrich Nägele, der jedoch zu Beginn gleich klar stellt, dass die Gemeinde in Sachen Landerwerb weder eine Preisspirale lostreten, noch in überdurchschnittlicher Weise der Landwirtschaft Konkurrenz machen möchte. „Eines muss klar sein. Wir zahlen keine Fantasiepreise. Wir orientieren uns an Bodenrichtwerten, örtlichen Begebenheiten und auch an der Landwirtschaft“, bekräftigt Oberdischingens Bürgermeister, der damit auch ähnlichen Aussagen seiner Kollegen Ausdruck verleiht. Um seine Ortschaft kontrolliert weiterentwickeln zu können, besonders bei den Themen Wegebau, Hochwasserschutz und Bauland, bietet das Tauschverfahren für die aktuellen wirtschaftlichen Begebenheiten im Hinblick auf Steuern und Zinsen eine vorteilhafte Möglichkeit für Kommune und Bürger. „Ich kann es niemandem verdenken, wenn er bei der aktuellen Situation auf dem Finanzmarkt ein rein finanzielles Angebot ablehnt. Deswegen brauchen wir dringend solche Flächen.“
Die geringe Rentabilität eines Verkaufs sieht auch Erbachs Stadtoberhaupt Achim Gaus als größtes Problem beim Landerwerb. Die Region sei sehr aktiv, was die Entwicklung von Ortschaften und Verkehrswegen angehe - und für die meisten Projekte werde Land gebraucht. Zudem nehme der Druck auf dem Markt durch private Mitbewerber oder Großprojekte wie beispielsweise die Querspange (Bundesprojekt) zu. „Wir beobachten natürlich, welche Grundstücke auf dem Markt sind, wollen aber auch nicht einfach kaufen, um diese auf Halde zu legen. Sinnvoll ist es, projektbezogen zu erwerben und diese dann gleich wieder gegen benötigte Flächen zu tauschen“, sagt Gaus. Das System an sich sei gleichermaßen praktisch und effektiv, trotzdem bleibe das Problem, immer ein passendes Stück Land griffbereit zu haben.
Da ein Landverkauf meist ein sehr sensibles Thema ist, stehen die meisten Bürgermeister selbst als Ansprechpartner zur Verfügung. Auch Öpfingens Schultes Andreas
Braun bietet diesen Service an. Er befindet sich regelmäßig in Gesprächen mit Bürgern und berichtet, dass viele die Notwendigkeit sehen und er somit auch eine Bereitschaft erkennen lassen. Es sei wichtig, passende Grundstücke zu haben. Eine Wiese eigne sich schlecht als Tauschobjekt für Ackerland. Öpfingen sei im Besitz von einigen Grundstücken, die jedoch nicht ungenutzt blieben. „Flächen, die wir nicht verkaufen oder tauschen, versuchen wir als Gemeinde günstig zu verpachten“, so Braun.
Die Gemeinde Griesingen mit Bürgermeister Oliver Klumpp hat aktuell einen guten Bestand an Grundstücken. „Wir suchen derzeit kein Tauschgrundstück. Generell sind gemeindeeigene Flächen in Feld und Flur eine sehr wertvolle Investition. Die Gemeinde Griesingen besitzt verschiedene Flurstücke, sowohl auf Griesinger, als auch auf benachbarten Gemarkungen“, sagt Klumpp. Sollte sich die Gelegenheit für einen Grundstückskauf ergeben, werde das aber auf jeden
Fall im Gemeinderat besprochen. Besonders bei der Erschließung von
Bauland seien in den meisten Fällen der Vergangenheit Tauschgrundstücke eingesetzt worden, berichtet Klumpp weiter. Dabei habe er auch die Erfahrung gemacht, dass es Verkäufer gibt, die grundsätzlich Tauschflächen für ihre Grundstücke wollen, andere hingegen wollen einen bestimmten Preis für ihre Flächen erhalten. Letztlich müssten alle beteiligten Verkäufer denselben Kaufpreis für ihre Grundstücke erhalten. Eine gerechte Behandlung von Käufern und Verkäufern sei das Wichtigste. Denn, wenn der Grunderwerb noch so wichtig für die Entwicklung der Städte und Ortschaften sei, rechtfertige er keinen Unfrieden in den Gemeinden, lautet die einhellige Meinung der Bürgermeister.