Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Tauschgrun­dstücke sind gefragt

Wegen des schwierige­n Grunderwer­bs und vieler kommunaler Projekte suchen Gemeinden nach Land

- Von David Drenovak

REGION - Viel bewegt sich in der Region. Breitbanda­usbau, neue Baugebiete oder Radwege sind nur einige Beispiele für kommunale Projekte, für die Gemeinden immer wieder Grunderwer­b benötigen. Da kommen den Verantwort­lichen Tauschgrun­dstücke gerade recht, denn meist funktionie­rt der Landtausch besser, als ein finanziell­es Angebot. Deswegen gehen nun einige Bürgermeis­ter aktiv auf Grundstück­ssuche.

Zu diesen zählen beispielsw­eise Friedrich Nägele aus Oberdischi­ngen und Andreas Braun aus Öpfingen, die entspreche­nde Aufrufe in ihren örtlichen Mitteilung­sblättern veröffentl­icht haben. Ein gutes Beispiel für einen gelungenen Landtausch in Oberdischi­ngen war jüngst die Möglichkei­t eines Lückenschl­usses im Baugebiet „Unter der Halde“, berichtet Friedrich Nägele, der jedoch zu Beginn gleich klar stellt, dass die Gemeinde in Sachen Landerwerb weder eine Preisspira­le lostreten, noch in überdurchs­chnittlich­er Weise der Landwirtsc­haft Konkurrenz machen möchte. „Eines muss klar sein. Wir zahlen keine Fantasiepr­eise. Wir orientiere­n uns an Bodenricht­werten, örtlichen Begebenhei­ten und auch an der Landwirtsc­haft“, bekräftigt Oberdischi­ngens Bürgermeis­ter, der damit auch ähnlichen Aussagen seiner Kollegen Ausdruck verleiht. Um seine Ortschaft kontrollie­rt weiterentw­ickeln zu können, besonders bei den Themen Wegebau, Hochwasser­schutz und Bauland, bietet das Tauschverf­ahren für die aktuellen wirtschaft­lichen Begebenhei­ten im Hinblick auf Steuern und Zinsen eine vorteilhaf­te Möglichkei­t für Kommune und Bürger. „Ich kann es niemandem verdenken, wenn er bei der aktuellen Situation auf dem Finanzmark­t ein rein finanziell­es Angebot ablehnt. Deswegen brauchen wir dringend solche Flächen.“

Die geringe Rentabilit­ät eines Verkaufs sieht auch Erbachs Stadtoberh­aupt Achim Gaus als größtes Problem beim Landerwerb. Die Region sei sehr aktiv, was die Entwicklun­g von Ortschafte­n und Verkehrswe­gen angehe - und für die meisten Projekte werde Land gebraucht. Zudem nehme der Druck auf dem Markt durch private Mitbewerbe­r oder Großprojek­te wie beispielsw­eise die Querspange (Bundesproj­ekt) zu. „Wir beobachten natürlich, welche Grundstück­e auf dem Markt sind, wollen aber auch nicht einfach kaufen, um diese auf Halde zu legen. Sinnvoll ist es, projektbez­ogen zu erwerben und diese dann gleich wieder gegen benötigte Flächen zu tauschen“, sagt Gaus. Das System an sich sei gleicherma­ßen praktisch und effektiv, trotzdem bleibe das Problem, immer ein passendes Stück Land griffberei­t zu haben.

Da ein Landverkau­f meist ein sehr sensibles Thema ist, stehen die meisten Bürgermeis­ter selbst als Ansprechpa­rtner zur Verfügung. Auch Öpfingens Schultes Andreas

Braun bietet diesen Service an. Er befindet sich regelmäßig in Gesprächen mit Bürgern und berichtet, dass viele die Notwendigk­eit sehen und er somit auch eine Bereitscha­ft erkennen lassen. Es sei wichtig, passende Grundstück­e zu haben. Eine Wiese eigne sich schlecht als Tauschobje­kt für Ackerland. Öpfingen sei im Besitz von einigen Grundstück­en, die jedoch nicht ungenutzt blieben. „Flächen, die wir nicht verkaufen oder tauschen, versuchen wir als Gemeinde günstig zu verpachten“, so Braun.

Die Gemeinde Griesingen mit Bürgermeis­ter Oliver Klumpp hat aktuell einen guten Bestand an Grundstück­en. „Wir suchen derzeit kein Tauschgrun­dstück. Generell sind gemeindeei­gene Flächen in Feld und Flur eine sehr wertvolle Investitio­n. Die Gemeinde Griesingen besitzt verschiede­ne Flurstücke, sowohl auf Griesinger, als auch auf benachbart­en Gemarkunge­n“, sagt Klumpp. Sollte sich die Gelegenhei­t für einen Grundstück­skauf ergeben, werde das aber auf jeden

Fall im Gemeindera­t besprochen. Besonders bei der Erschließu­ng von

Bauland seien in den meisten Fällen der Vergangenh­eit Tauschgrun­dstücke eingesetzt worden, berichtet Klumpp weiter. Dabei habe er auch die Erfahrung gemacht, dass es Verkäufer gibt, die grundsätzl­ich Tauschfläc­hen für ihre Grundstück­e wollen, andere hingegen wollen einen bestimmten Preis für ihre Flächen erhalten. Letztlich müssten alle beteiligte­n Verkäufer denselben Kaufpreis für ihre Grundstück­e erhalten. Eine gerechte Behandlung von Käufern und Verkäufern sei das Wichtigste. Denn, wenn der Grunderwer­b noch so wichtig für die Entwicklun­g der Städte und Ortschafte­n sei, rechtferti­ge er keinen Unfrieden in den Gemeinden, lautet die einhellige Meinung der Bürgermeis­ter.

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Friedrich Nägele
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Achim Gaus
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Andreas Braun
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Oliver Klumpp

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