Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Fehlalarm führt zu Rettungsak­tion auf eiskalter Donau

Mehr als 50 Kräfte suchen nachts nach hilfloser Person - Offenbar hat sich jemand einen schlechten Scherz erlaubt

- Von Michael Ruddigkeit

● ULM/NEU-ULM - Der Notruf klang dramatisch: Ein Unbekannte­r habe eine Person von der Herdbrücke in die eiskalte Donau gestoßen. Das schilderte ein Mann, der sich nachts bei der Ulmer Polizei meldete – anonym. Der Anruf ging um 1.46 Uhr in der Einsatzzen­trale im Neuen Bau ein. Da die Beamten davon ausgehen mussten, dass sich ein Mensch in Lebensgefa­hr befindet, eilten sofort Dutzende Rettungskr­äfte an die Donau. „Da ist die ganze Maschineri­e angelaufen“, schilderte Helmut Graf, Sprecher der Wasserwach­t NeuUlm. Bei minus 13 Grad begann der Rettungsei­nsatz auf dem Fluss und am Donauufer.

Etwa 55 Kräfte waren vor Ort. Die Wasserwach­t Neu-Ulm, Senden und Weißenhorn, die Deutsche Lebensrett­ungsgesell­schaft, die Feuerwehre­n, die Polizei, die Rettungsdi­enste aus Ulm und Neu-Ulm sowie das Technische Hilfswerk Neu-Ulm suchten nach dem vermeintli­chen Opfer. Sie nutzten Scheinwerf­er, Unterwasse­r-Sonar und Wärmebildk­ameras, um in der Dunkelheit die hilflose Person zu entdecken. Nach gut einer Stunde wurde die Suche ergebnislo­s abgebroche­n, da es keinerlei Anzeichen für ein Unglück oder ein Verbrechen gab. Offenbar hatte sich der Anrufer bei der Ulmer Polizei einen schlechten Scherz erlaubt. Entspreche­nd sauer waren die Retter.

„Bei der Kälte, das macht keinen Spaß“, sagte Helmut Graf. „Was denkt sich jemand bei solch einer bescheuert­en Aktion?“Es sei alles andere als lustig, wenn die Einsatzkrä­fte bei diesen Temperatur­en ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, um vermeintli­ch in Not geratene Menschen zu retten. Für die Retter war die Nacht nach dem Vorfall, der sich bereits am Montag ereignete, jedenfalls gelaufen. An richtigen Schlaf sei bis zum Arbeitsbeg­inn für die Kräfte nicht mehr zu denken gewesen, so der Mann von der Wasserwach­t.

Wenn sich jemand mit einem Notruf einen schlechten Scherz erlaube, könne das teuer werden, sagte Uwe Krause, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Ulm. Erstens müsse er damit rechnen, dass gegen ihn ermittelt wird. Zweitens könnten ihm die Kosten für den Einsatz in Rechnung gestellt werden. In dem Fall am Montag war es wohl so, dass der unbekannte Anrufer seine Nummer unterdrück­t hatte. Der Mann habe am Telefon geschilder­t, dass er über die Herdbrücke gefahren sei und aus dem Auto heraus beobachtet habe, wie jemand eine Person übers Geländer schubste.

Zur Hilfeleist­ung verpflicht­et

Als die Streifenwa­gen an der Brücke eintrafen, war aber niemand mehr da. Selbst wenn die Geschichte gestimmt hätte: „Wenn jemand so etwas sieht, kann er nicht einfach wegfahren“, so Krause. Denn ein Zeuge sei zur Hilfeleist­ung verpflicht­et. Zumindest müsse er dableiben, bis die Polizei kommt, um befragt werden zu können.

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FOTO: WASSERWACH­T Weil sich offenbar jemand einen schlechten Scherz erlaubt hat, gab es nachts einen Rettungsei­nsatz auf der eiskalten Donau.

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