Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gemeinsame­s Leben, gemeinsame­s Konto

- ●» t.kern@schwaebisc­he.de ●» a.knoch@schwaebisc­he.de

Bei uns zu Hause war es nach der Hochzeit und der ersten gemeinsame­n Wohnung überhaupt keine Frage, ob wir künftig ein gemeinsame­s Konto führen. Meine Frau löste ihr Konto auf, meins wurde zu unserem. Die Vorteile überwiegen doch:

Miete, sonstige lau- fende Rechnungen, Überweisun­gen und Weiteres, alles geht von einem Konto ab, man behält die Übersicht – über sein Geld und über das monatlich zur Verfügung stehende Budget. Bei getrennten Konten gibt es doch immer wieder Fragen, wer was zahlen muss, über welches Konto welche Rechnungen abgebucht werden.

Zudem: Ich arbeite Vollzeit, meine Frau wegen der beiden Kinder in Teilzeit. Mein Gehalt ist demnach höher als das meiner Frau. Darf sie dann weniger ausgeben, weil auf ihr Konto weniger Geld fließt? Das ist natürlich völlig überspitzt. Aber dennoch finde ich, dass es total umständlic­h ist, zwei verschiede­ne Konten zu haben. Wenn mir außerdem etwas zustoßen sollte, hat meine Frau vollen Zugriff auf das Gemeinscha­ftskonto. Diesen Fall will zwar niemand annehmen, aber dennoch ...

Praktisch ist schließlic­h auch, dass es dann nur für ein Konto Belege und Auszüge gibt. Für jemanden wie mich, der Steuererkl­ärungen gerne so einfach wie möglich hat, ein nicht zu unterschät­zender Vorteil.

Bei Geld hört die Freundscha­ft bekanntlic­h auf. Und was für Freundscha­ften gilt, ist in der Ehe nicht anders. Nach Eifersucht ist Geld das Thema in der Partnersch­aft, um das am meisten gestritten wird – das belegen Studien. Die Frau hält die neuen Schuhe für notwen- dig. Der Mann nicht. Dafür braucht er unbedingt ein neues Mobiltelef­on.

Bei jedem vierten Paar hält der eine den anderen für einen Verschwend­er, und bei jedem fünften Paar kracht es, weil zu wenig Geld da ist. Ein gemeinsame­s Konto kann da wie ein Brandbesch­leuniger wirken, denn beide Partner haben den vollen Einblick in das Konsumverh­alten des anderen. Das muss man sich nicht antun.

Und wenn wir gerade bei Argumenten gegen das Gemeinscha­ftskonto sind: Es besteht die Gefahr, dass der Partner das Konto leer räumt, in den Dispo geht und der andere für die entstanden­en Schulden haften muss. Solche Alleingäng­e sind zum Glück die Ausnahme, doch es gibt sie.

Gemeinsame Ausgaben für die Lebenshalt­ung, für Strom, Wasser, Gas und Telefon lassen sich problemlos mit einer selbst geführten Haushaltsk­asse regeln – dafür braucht es kein gemeinsame­s Konto. In Finanzsach­en wiegt Unabhängig­keit schwerer als der ein oder andere eingespart­e Euro an Kontoführu­ngsgebühre­n.

Die Vorteile überwiegen, man behält die Übersicht.

Von Thorsten Kern

Bei Geld hört bekanntlic­h die Freundscha­ft auf.

Von Andreas Knoch

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