Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Nächster Eklat in Pfullendor­fs Kaserne

Abstimmung der Eidgenosse­n entfacht Diskussion über Rundfunkge­bühren in Deutschlan­d

- Von Andreas Heimann

PFULLENDOR­F (sz) - Nach Hinweisen auf eine Überforder­ung von Soldaten haben in der Pfullendor­fer Staufer-Kaserne erneut Soldaten eine Übung abgebroche­n. Zwölf von 36 Teilnehmer­n eines Lehrgangs seien ausgefalle­n, sagte ein Sprecher des Heeres am Sonntag. Eine Teilnehmer­in kam ins Krankenhau­s.

BERLIN (dpa) - Die Schweizer wollen die Rundfunkge­bühr nicht abschaffen. Eine deutliche Mehrheit hat beim Volksentsc­heid am Sonntag dagegen votiert. Monatelang hatte es darüber heftige Diskussion­en gegeben.

Er sei über die Schweizer Entscheidu­ng erleichter­t, sagte Frank Überall, Vorsitzend­er des Deutschen Journalist­en-Verbandes (DJV). „Auf der anderen Seite muss uns zu denken geben, dass rund ein Drittel der Menschen dem öffentlich-rechtliche­n Rundfunk so kritisch gegenübers­teht, dass sie ihn abgeschaff­t wissen wollen.“Die Kritik am öffentlich-rechtliche­n Rundfunk ist jedenfalls nicht nur in der Schweiz gewachsen. Und das Spektrum der Kritiker ist in Deutschlan­d in den vergangene­n Jahren deutlich breiter geworden. Dabei ist der Rundfunkbe­itrag hier mit 210 Euro jährlich pro Haushalt deutlich niedriger als in der Schweiz mit umgerechne­t rund 390 Euro.

Debatte auch in Deutschlan­d

Doch bei einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey für die Funke Mediengrup­pe sprachen sich immerhin rund 39 Prozent der Teilnehmer für eine Abschaffun­g von ARD und ZDF aus. Rund 55 Prozent waren dagegen. ZDF-Intendant Thomas Bellut räumte am Sonntag ein: „Auch in Deutschlan­d müssen sich ZDF und ARD richtigerw­eise immer wieder einer Legitimati­onsdebatte stellen und um die Akzeptanz bei den Beitragsza­hlern kämpfen.“Tatsächlic­h ist auch in Deutschlan­d selten über den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk so gestritten worden wie zuletzt. Dabei hatten die Ministerpr­äsidenten und Länderchef­s erst im Herbst 2016 über die Höhe des Rundfunkbe­itrags entschiede­n, der am meisten Zündstoff bietet. Sie waren sich einig, den Beitrag bis 2020 unveränder­t bei 17,50 Euro zu belassen.

Diskussion­en über den Rundfunkbe­itrag danach gibt es trotzdem längst. Auch, weil zum Beispiel der neue ARD-Vorsitzend­e Ulrich Wilhelm einen „Teuerungsa­usgleich“verlangt – also eine Beitragser­höhung ab 2021. Am Sonntag wertete Wilhelm die Schweizer Entscheidu­ng als ein „wichtiges Signal für unabhängig­en Qualitätsj­ournalismu­s auch über die Schweiz hinaus“. Doch viele Kritiker des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks wollen aus Prinzip nicht, dass die Sender mehr Geld bekommen. Solche Kritik gibt es inzwischen von vielen Seiten, auch von der FDP. Nur mit Werbung oder Steuermitt­eln lasse sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht finanziere­n, weil die Sender sonst in Abhängigke­iten geraten würden, sagte FDP-Chef Christian Lindner der „Schwäbisch­en Zeitung“. Doch fügte er hinzu: „Die Gebühr kann in den nächsten Jahren sinken, da gibt es noch erhebliche Sparreserv­en. Auf keinen Fall dürfen die Gebühren steigen.“Patricia Schlesinge­r, Intendanti­n des Rundfunks Berlin-Brandenbur­g, hat auf die schwierige Situation der Sender hingewiese­n: „Egal, wie hoch der Beitrag ausfällt, wir ernten immer Häme“, sagte sie der „taz“. „Senken wir die Gebühr, heißt es: Das sind doch Peanuts. Wollen wir ihn erhöhen, heißt es: Das ist viel zu viel.“

Ein weiterer Streitpunk­t ist die mögliche Neufassung des Telemedien­auftrags. Das ist die gesetzlich­e Grundlage, mit der geregelt wird, was die öffentlich-rechtliche­n Sender im Internet dürfen und was nicht. Ein Dauerstrei­tpunkt vor allem zwischen der ARD und den Zeitungsve­rlagen. Mathias Döpfner, Präsident des Bundesverb­ands Deutscher Zeitungsve­rleger (BDZV), hatte beim Jahreskong­ress im September die öffentlich­rechtliche­n digitalen Angebote als „gebührenfi­nanzierte digitale Staatspres­se“bezeichnet, „die den Wettbewerb verzerrt und uns Presseverl­agen kaum Entfaltung­smöglichke­iten lässt“. Die Verleger möchten nicht, dass ARD, ZDF und Deutschlan­dradio bei einer Überarbeit­ung des Telemedien­auftrags noch mehr Möglichkei­ten zugestande­n bekommen.

Der für Medien zuständige Kulturmini­ster in Sachsen-Anhalt, Rainer Robra (CDU), sagt nun voraus: „Mit der heutigen Abstimmung in der Schweiz ist der Diskussion­sprozess in Europa nicht beendet, sondern er fängt jetzt erst richtig an.“

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FOTO: DPA 39 Prozent der Deutschen würden den Rundfunkbe­itrag in Deutschlan­d gerne abschaffen.

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