Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Uneitler

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Jetzt ist er wirklich ein Kaiser. So werden in Österreich Menschen tituliert, die sich auf ihrem Gebiet durch Fähigkeite­n und Erfolge auszeichne­n. Peter Kaiser holte bei der Landtagswa­hl am Sonntag in Kärnten knapp 48 Prozent der Stimmen für seine Sozialdemo­kraten (SPÖ), rund elf Prozent mehr als 2013. Die Wähler haben es dem eher „faden“Kaiser offenbar gedankt, dass er in den letzten fünf Jahren die Trümmer der Jörg Haider-Ära aufgearbei­tet und das südliche Bundesland in die Normalität zurückgefü­hrt hat. Der knapp 60-jährige Kaiser, studierter Soziologe und seit Jugendtage­n bei den Sozialdemo­kraten, ist kein Volkstribu­n. Der gebürtige Klagenfurt­er, in einfachen Familienve­rhältnisse­n aufgewachs­en, gilt als glaubwürdi­g, zielstrebi­g und pragmatisc­h, als der uneitelste unter Österreich­s führenden Politikern.

Die rechte FPÖ muss sich mit knapp 23 Prozent zufriedeng­eben. Trotz sechs Prozent Zugewinn reichte es nur für Platz 2. Deren Kandidat Gernot Darmann, Jörg Haiders politische­r Erbe, wollte mindestens mit der SPÖ gleichzieh­en. Doch sein Versuch, die Pleiten und Skandale aus Haiders Zeiten vergessen zu machen und ein „Kärnten neu“zu verheißen, ging nicht auf. Der Mehrheit der Wähler ist die Milliarden­pleite der Hypo-Alpe-Adria-Bank noch in Erinnerung, die finanziell­en Folgen davon sind bis heute spürbar. Kaiser gelang es, die Belastung für Kärnten auf

1,2 Milliarden Euro zu drücken, der Bund muss die zehnfache Summe der Hypo-Pleite schultern. Dafür musste Kaiser den Kärntnern einen harten Sparkurs aufbürden.

Kaiser fehlt nur ein Mandat, um in Klagenfurt allein zu regieren. Eine Koalition mit der FPÖ dürfte eher nicht infrage kommen, wohl eher mit der konservati­ven ÖVP. Doch der erhoffte Rückenwind von JungKanzle­r Sebastian Kurz (ÖVP) aus Wien schlief ein, bevor er Kärnten erreichte: Sein Klagenfurt­er Statthalte­r Christian Benger schaffte gerade das Ergebnis von 2013, rund 15 Prozent.

Rudolf Gruber

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