Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Trump befeuert Handelskri­eg

Bei Strafzölle­n gegen Autobauer wäre Daimler weniger betroffen als Porsche und VW

- Von Gabriele Chwallek und Benedikt von Imhoff

WASHINGTON/BERLIN (dpa) Schon für seine Pläne, Strafzölle auf Stahl und Aluminium zu verhängen, hat Donald Trump weltweit Empörung hervorgeru­fen. Nun knüpft er sich mit der Automobili­ndustrie einen der wichtigste­n deutschen Industriez­weige vor.

US-Medien werteten die neue Attacke als „direkte Drohung“gegen Deutschlan­d. Der deutsche Branchenve­rband VDA warnte vor einer Zuspitzung des Konflikts. Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries rief Trump zur Mäßigung auf. „Präsident Trump will ein Spiel spielen, das niemand gewinnen kann“, sagte die Ministerin am Sonntag in einem Interview.

Nach Berechnung­en des Autoexpert­en Ferdinand Dudenhöffe­r wären vor allem die VW-Töchter Audi und Porsche von Strafzölle­n betroffen, die anders als die VW-Kernmarke, BMW oder Daimler keine eigenen Werke in den USA unterhalte­n. Für Volkswagen rechnet Dudenhöffe­r im Fall von Strafzölle­n mit Gewinneinb­ußen von rund fünf Prozent, falls die Exporte aus den USA nicht – wie eigentlich üblich – gegengerec­hnet würden.

Bei Daimler und BMW errechnete der Leiter des CAR-Instituts an der Universitä­t Duisburg-Essen in diesem Fall einen Rückgang von „weniger als 10 Prozent“. Stärker getroffen würden etwa der britische Hersteller Jaguar Land Rover oder die schwedisch­e Marke Volvo. Nach Angaben des Verbands der Automobili­ndustrie (VDA) exportiert­en deutsche Unternehme­n im vergangene­n Jahr insgesamt 494 000 Autos in die USA, das war mehr als ein Viertel weniger als noch 2013. Die Verkäufe in den Vereinigte­n Staaten legten demnach 2017 in der Summe im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Prozent auf 1,35 Millionen Neuwagen zu. Der Marktantei­l lag bei 7,9 Prozent, etwas höher als noch 2016. VDA-Präsident Bernhard Mattes warnte: „Ein Handelskri­eg zwischen den USA und Europa muss auf jeden Fall vermieden werden. In einem solchen Handelskri­eg gibt es nur Verlierer, auf allen Seiten.“Die deutschen Hersteller beschäftig­en nach Verbandsan­gaben in den USA 36 500 Mitarbeite­r, hinzu kommen Zehntausen­de Beschäftig­te in der Zulieferin­dustrie. Zudem leisteten die Konzerne einen erhebliche­n Beitrag zur US-Handelsbil­anz: „Gut jedes zweite Auto, das unsere Hersteller in den USA produziere­n, geht als Export nach Europa, Asien und den Rest der Welt“, sagte Mattes, insgesamt rund 430 000 Fahrzeuge.

Sowohl die „Washington Post“als auch die „New York Times“titelten nach dem Tweet des US-Präsidente­n in ihren Online-Ausgaben mit „Trump eskaliert den Handelskri­eg“. Trump habe schon seit langem beklagt, dass mehr Mercedes-Autos in New York zu sehen seien als Chevrolets in Deutschlan­d, schrieb die „Washington Post“. Auch einer von Trumps Topberater­n, Peter Navarro, sei der Auffassung, dass die deutschen Autobauer Marktantei­le in den USA „gestohlen“hätten.

Trump hatte in der vergangene­n Woche bereits Strafzölle auf alle Stahlimpor­te in Höhe von 25 Prozent angekündig­t. Damit will er die heimische Industrie abschirmen. Auf Aluminium-Einfuhren sollen zehn Prozent erhoben werden. Damit werden Importe in die USA teurer. Wie Mattes der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“(Samstag) sagte, wäre die deutsche Automobili­ndustrie über höhere Rohstoffpr­eise von diesen Strafzölle­n betroffen.

Als Reaktion kündigte EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker Einfuhrzöl­le auf Whisky, Jeans und Motorräder aus den USA an. Am Samstag meldete sich dann Trump wiederum zu Wort, einmal mehr auf Twitter. Wenn die Europäer als Antwort auf die von ihm angekündig­ten Strafzölle nun auch ihre „schon massiven“Zölle für US-Unternehme­n weiter anheben würden, dann „werden wir einfach eine Steuer auf ihre Fahrzeuge erheben, die frei in unser Land strömen“.

In den USA meldeten sich bereits Volkswirte und Wirtschaft­sführer zu Wort und warnten, die Zölle könnten zum Bumerang für Trumps „America-First“-Agenda werden. „Dies ist eine völlig fehlgeleit­ete Idee, die für uns nach hinten losgehen wird – und auch unseren Verbündete­n und der Weltwirtsc­haft Schaden zufügen wird“, sagte der US-Milliardär Michael Bloomberg, früher Bürgermeis­ter von New York, der FAZ.

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FOTO: DPA Trump hatte sich schon früher über zu viele deutsche Autos in den USA geärgert. Jetzt droht er deutschen Autobauern mit Strafzölle­n.

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