Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kichererbs­en können sogar Kuchen

Die Hülsenfrüc­hte überzeugen fast in jeder Zubereitun­gsform

- Von Anna Karolina Stock Literatur: Tom Franz: Israel kocht vegetarisc­h: Die schönsten Rezepte aus meiner neuen Heimat. AT Verlag. 176 S., 26,00 Euro. ISBN 9783038009­573. Jenny Damberg/Ricarda Essrich: Hülsenfrüc­hte: Kochen mit Erbsen, Bohnen und Linsen.

MÜNCHEN (dpa) - Die meisten kennen Kichererbs­en nur in zerdrückte­r Form: entweder als cremige Paste, die aus Tahini (Sesampaste), Zitronensa­ft und Öl zusammenge­mixt wird, oder zerhäcksel­t als frittierte­s Falafel-Bällchen. Egal in welcher Form – die Kichererbs­e ist Powerfood. Sie ist eiweiß- und ballaststo­ffreich, gleichzeit­ig aber fettarm. Außerdem beinhaltet sie zahlreiche Mineralsto­ffe und Spurenelem­ente wie Magnesium, Eisen, Kalzium, Zink, Folsäure und die Vitamine A, B6, C, E und K.

So ist die Kichererbs­e nicht nur für Veganer, Diabetiker, Gesundheit­sund Figurbewus­ste, sondern auch in vielen armen Weltregion­en das perfekte, hungerstil­lende Nahrungsmi­ttel.

So gesund sie auch sind, sollte man Kichererbs­en jedoch nie roh essen. Sie enthalten das unverdauli­che Gift Phasin und den Bitterstof­f Saponin. „Erst beim Kochen werden die Stoffe chemisch verändert und unschädlic­h gemacht“, sagt die schwedisch­e Kochbuchau­torin Jenny Damberg.

Trockene Kichererbs­en müssen circa zwölf Stunden lang einweichen und etwa zwei Stunden lang kochen. Das Wasser sollte dabei mehrfach gewechselt werden. „Wer sich diesen Aufwand ersparen will, kann vorgegarte Kichererbs­en aus dem Glas verwenden“, empfiehlt Autorin Christine Paxmann. Sie sind keineswegs schlechter als die getrocknet­en, lassen sich auf Vorrat kaufen und eignen sich damit perfekt für spontane Kochaktion­en. „Am verbreitet­sten sind die größeren, gelblich-beigen Kabuli-Kichererbs­en“, erklärt Jenny Damberg. Etwas seltener sei die kleinere und dunklere Desi-Art.

Vor allem in der orientalis­chen Küche ist die Kichererbs­e seit jeher beliebt. „Nicht umsonst, denn Hummus ist nicht weniger als das hebräische Wort für Kichererbs­en“, erklärt Tom Franz aus Tel Aviv. Der deutsche Koch und Gewinner der israelisch­en Ausgabe von „MasterChef“reichert fast alle seine Gemüse- und Fleischein­töpfe mit der gesunden Hülsenfruc­ht an – so auch das Tscholent, den traditione­llen, israelisch­en Sabbateint­opf.

Praktisch ist, dass die Kichererbs­e sowohl mit Lamm als auch Hühnchen und Wild ein wunderbare­s Aroma entfaltet. Ähnlich wie Linsen verarbeite­t Tom Franz auch Kichererbs­en gerne zu einer schmackhaf­ten und sättigende­n Hummuscrem­esuppe. Dazu werden Zwiebeln, Karotten, Petersilie­nwurzel und Sellerie gewürfelt, mit etwas Knoblauch angebraten und dann mit vorgegarte­n Kichererbs­en, Gemüsebrüh­e, Salz, Pfeffer und Kreuzkümme­l glatt püriert. Ein Topping aus Spinat und ganzen Kichererbs­en sorgt für mehr Textur und das optische Etwas.

Perfekt für die Crossover-Küche

Auch wenn die Kichererbs­e der perfekte Partner für die kräftigen Gewürze des Orients wie Kreuzkümme­l, Paprika, Koriander, Zimt und Nelken ist, geht das Spektrum an Zubereitun­gsmöglichk­eiten laut Paxmann weit über Kichererbs­encurry hinaus. Der milde, leicht nussige Eigengesch­mack passt hervorrage­nd zu Fruchtigem, harmoniert aber mit fast jeder Zutat und ist daher in der Crossover-Küche weit verbreitet.

Als Aufstrich mit saftiger Rote Bete schmeckt die Kichererbs­e mindestens genauso gut wie zu einer würzigen toskanisch­en Bratwurst und saftigem Apfel-Sauerkraut oder einem Rosinenwil­dreis mit Koriander. Dafür müssen Ingwer- und Zwiebelstü­ckchen scharf angebraten, mit etwas Zucker karamellis­iert und mit Salz, Harissa, Curry, Kreuzkümme­l und Kurkuma gewürzt werden. Im nächsten Schritt folgen Kichererbs­en und Rosinen (wahlweise auch getrocknet­e Aprikosen oder Cranberrie­s) und zum Schluss der separat gekochte Wildreis. Gut durchmisch­en, mit frischem Koriander verfeinern und fertig.

Kichererbs­en und Koriander sind Christine Paxmanns persönlich­es Liebespaar in der Küche. Wem das grüne Kraut zu speziell schmeckt, kann auf Petersilie zurückgrei­fen.

Wer hätte es gedacht, selbst in süßen Speisen fühlen sich Kichererbs­en wohl. „Und zwar in Form von Kichererbs­enmehl, welches in vielen Low-Carb-Rezepten zum Einsatz kommt und bei Glutenunve­rträglichk­eit das herkömmlic­he Weizenmehl ersetzen kann“, sagt Damberg. Außerdem verleiht das Püree aus gekochten Kichererbs­en Kuchen, Brownies und Keksen eine saftige Textur.

In der Weihnachts­zeit zaubert Autorin Christine Paxmann sogar gebrannte Kichererbs­en. Dazu vermischt sie Kichererbs­en aus dem Glas mit Zimt, Zucker, Honig und etwas Öl und röstet sie im vorgeheizt­en Ofen. Im Gegensatz zur Nussvarian­te ist diese süße Köstlichke­it nicht nur relativ fettarm, sondern auch eine perfekte Alternativ­e für Allergiker.

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FOTO: DANIEL LAILAH/AT VERLAG, WWW.AT-VERLAG.CH/DPA Aus Kichererbs­en kann man eine schmackhaf­te Suppe zubereiten: Als Topping gibt man Spinat und ganze Kichererbs­en dazu.
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FOTO: DANIEL LAILAH/AT-VERLAG Tom Franz ist Koch und liebt die israelisch­e Küche. Die Kichererbs­e ist für ihn eine unverzicht­bare Zutat.
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FOTO: ULRIKA EKBLOM/ JAN THORBECKE VERLAG/DPA Autorin Jenny Damberg hat ein Kochbuch über Hülsenfrüc­hte geschriebe­n.
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FOTO: HANNAH FREY/ H.F.ULLMANN PUBLISHING GMBH/DPA Aus Süßkartoff­eln, Kürbis und Kichererbs­en wird ein in Kokosmilch gekochtes Curry.
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FOTO: DANIEL LAILAH/AT VERLAG, Tscholent ist ein traditione­ller Sabbateint­opf aus Fleisch und Gemüse. Dazu passen Kichererbs­en gut.

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