Und dann kam Sossenheimer
Die Volleyballer des VfB Friedrichshafen holen mit dem 31. Saisonsieg im 31. Spiel den DVV-Pokal
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MANNHEIM - Die Erleichterung war spürbar. Radomir Vemic, der CoTrainer des VfB Friedrichshafen, rannte nach dem verwandelten Matchball aufs Parkett, umarmte und küsste jeden Spieler. Als er zu Kapitän Simon Tischer kam, begann der zu weinen. „Ich weiß nicht, wie oft ich solche Momente als Profi noch erleben darf. Es ist überwältigend vor so einer Kulisse zu spielen und zu gewinnen“, sagte Tischer über seine Freudentränen nach seinem nächsten Triumph mit den Volleyballern vom Bodensee.
Zum 15. Mal hat der VfB Friedrichshafen am Sonntag den DVV-Pokal gewonnen. Das 3:0 (25:20, 25:8, 25:21) gegen Bühl vor 11 354 Zuschauern in der SAP-Arena war insgesamt der 31. Titel für den VfB und der 31. Saisonsieg im 31. Saisonspiel. Die langsam schon unwirkliche Siegesserie der Häfler Volleyballer geht also weiter – und bereitet den Spielern riesige Freude, aber auch mehr und mehr emotionalen Druck, der sich dann nach solchen Siegen entlädt. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann nur immer wieder betonen, dass wir sehr hart für den Erfolg arbeiten und es ist schön, dass wir uns belohnt haben“, sagte VfB-Zuspieler Tomas Kocian.
Wahrer Schlagabtausch
Nach dem Pokalsieg kann sich der VfB nun auf die drei Spiele binnen acht Tagen gegen den Erzrivalen Berlin Volleys mit Trainer Stelian Moculescu, der VfB-Legende, konzentrieren. Zwischen dem 14. und 22. März treffen die Häfler in der Champions League und in der Bundesliga aufeinander.
Am Sonntag schickte Trainer Vital Heynen Simon Tischer, Bartlomiej Boladz, den wieder genesenen David Sossenheimer, Athanasios Protopsaltis, Jakob Günthör (Scott Kevorken), Philipp Collin und Libero Markus Steuerwald aufs Parkett. Und in Satz eins erlebten die Zuschauer in der SAP-Arena einen wahren Schlagabtausch. Bühl wehrte sich, führte zwischenzeitlich mit 6:4, 7:5, gar 9:7, doch der VfB ließ die Bisons nie davonziehen. Die Vorentscheidung fiel nach dem 16:14 für den VfB. Mittelblocker Philipp Collin blockte zweimal Bühls Diagonalangreifer Iurii Kruzhkov. Danach ließ sich der Titelverteidiger nicht mehr einholen. Beim Stand von 20:16 forderte Bühls Trainer Ruben Wolochin den Videobeweis. Und er hatte recht: 17:20. Doch es war nur eine kurze Unterbrechung. „Wir sind immer ruhig geblieben. Er hätte noch zigmal den Videobeweis bemühen können, wir hätten nie nachgelassen“, meinte Außenangreifer Athanasios Protopsaltis. Es war Philipp Collin, am Ende mit 13 Punkten bester Scorer des VfB, der den ersten Durchgang zumachte.
Was danach folgte, war eine Demonstration des VfB Friedrichshafen. Bis zum 2:4 blieb Bühl am VfB dran. Drei Asse von VfB-Außenangreifer David Sossenheimer bescherten dem VfB eine 9:3-Führung. Die Bisons erholten sich nicht mehr, der VfB zog unwiderstehlich davon. So lesen sich auch die Zwischenstände: 14:4, 20:5, 24:7. Den 25. Punkt bekam der VfB dann durch einen Aufschlag ins Netz geschenkt.
„Habe den Jungs gesagt, dass ich bleibe“
„Als wir die Seiten gewechselt haben, da gab es kein Schulterklopfen, sondern nur volle Konzentration, weil wir wussten, dass es in einem Finale immer schwierig ist, den entscheidenden Satz zu gewinnen“, sagte Sossenheimer hinterher. Der Außenangreifer des VfB sah wohl den schwierigen Durchgang voraus. Der VfB führte da zwar mit 7:5 und hätte das 8:5 machen müssen, doch Yanagida Masahiro, mit 13 Punkten bester Scorer Bühls, durchkreuzte die Pläne. Der japanische Außenangreifer war hellwach und verkürzte auf 6:7. Bis zum 18:18 war dieser Satz in der Folge ausgeglichen. Der entscheidende Ball zugunsten des VfB war dann ein spektakulärer. Beim Stand von 20:20 drosch Masahiro den Ball ins Häfler Feld. Mit einer unglaublichen Rettungsaktion hielt David Sossenheimer, bis 2016 selbst ein Spieler Bühls, den Ball im Spiel. Kurz darauf blockte Sossenheimer noch Iurii Kruzhkov und machte so den Punkt zum vorentscheidenden 21:20.
Diese Rettungsaktion verwirrte Bühl sichtlich, die Häfler zeigten in der Folge das, was sie schon die ganze Saison auszeichnet: Sie verlieren nie den Kopf. Nach dem 21:20 spielten sie Satz und Spiel fast schon eiskalt herunter. „Meine Mannschaft hat das gezeigt, was sie kann. Wir haben viele Bälle im Spiel gehalten und das Spiel für uns entschieden“, sagte Vital Heynen.
Und kann man so eine erstklassige Mannschaft nach zwei Jahren verlassen? „Ich habe den Jungs gesagt, dass ich bleibe. Dazu stehe ich auch. Noch ist nichts unterschrieben, aber kein Problem“, so Heynen. Der neue Zweijahresvertrag ist nur eine Formsache.
Der Vater des Erfolgs lässt seine Kinder nicht los.