Nutznießer des Dieselskandals
Seit der Selbstzünder in die Kritik geraten ist, steigen die Verkäufe von Hybridautos – Vor allem Toyota profitiert
GENF (AFP) - Der Dieselskandal verleiht Toyota Flügel: Der japanische Autobauer und führende Hersteller von Hybridfahrzeugen gilt als großer Nutznießer der Debatte um dreckige Diesel und drohende Fahrverbote. Seinen Absatz in Europa konnte der weltweit drittgrößte Autobauer im vergangenen Jahr um 14 Prozent steigern – der gesamte Automarkt wuchs um 3,4 Prozent. Maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte der Hybrid – also Autos, die als Antrieb eine Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor nutzen: Hier legte Toyota 2017 in Europa um 45 Prozent zu.
Wenn es überhaupt einen Autobauer gebe, der vom Dieselskandal profitiere, „dann Toyota“, sagt dazu der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Dabei zehre der japanische Konzern auch von seinem Erfolg in der Vergangenheit. Die europäischen Autobauer hätten lange Zeit nur auf die Dieseltechnologie gesetzt, um die Kohlendioxidemissionen zu reduzieren – ohne eine Alternative zu entwickeln, moniert Dudenhöffer.
Toyota stellt beim Genfer Autosalon in dieser Woche seinen neuen Auris vor, einen Kompaktwagen mit Hybrid-Antrieb. Vor 20 Jahren war der Autobauer mit dem Prius der erste, der in Großserie ging. Neben der Hybrid-Technologie gibt es PluginHybride, deren eingebaute Akkus auch ans Stromnetz angeschlossen und so aufgeladen werden können.
„Seit vergangenem Sommer sehen wir Kunden bei den Händlern, die wir vorher nicht gesehen haben und die immer Diesel gefahren sind“, sagt Sébastien Grellier, der für die Toyota-Marke in Frankreich zuständig ist. Das Land ist der zweitgrößte Markt in Europa für den japanischen Autobauer hinter Großbritannien.
In Deutschland waren Anfang Januar gut 236 700 Hybridautos zugelassen, das war laut Kraftfahrt-Bundesamt eine Steigerung von mehr als 43 Prozent. Plugin-Hybride wuchsen um fast 112 Prozent auf einen Bestand von gut 44 400 Autos. Und diese Tendenz dürfte anhalten – vor allem nachdem das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Dieselfahrverbote in Städten für grundsätzlich zulässig erklärte, um die Luftqualität zu verbessern. Damit könnte die Technologie zugunsten alternativer Antriebe weiter verlieren. „Viele Kunden wechseln vom Diesel zum Hybrid“, sagt auch der Autoexperte Felipe Munoz vom Marktforschungsinstitut Jato Dynamics. „Und Toyota ist dabei die erste Alternative, weil sie die breiteste Hybrid-Serie haben.“
Alternative zu Verbrennern
Der japanische Autobauer habe außerdem in der Vergangenheit „alle seine Anstrengungen“darauf konzentriert, die Hybrid-Technologie als gute und brauchbare Alternative zu entwickeln und am Markt zu platzieren, sagt Munoz. Ende 2016 brachte Toyota mit dem C-HR auch einen Hybrid-SUV auf den Markt, um das wachsende Segment zu bedienen.
Bei reinen Elektroautos sind die Autobauer Renault, Nissan, Tesla und BMW in Europa führend. Auch sie profitieren vom Dieselsturzflug – allerdings in geringerem Maß als Toyota mit seinen Hybriden. Bei reinen Elektrowagen bereiten die fehlende Lade-Infrastruktur und die für viele Kunden noch zu geringe Reichweite große Probleme.
Toyota wird bei Elektrofahrzeugen zwar von seinen Konkurrenten Renault und Nissan noch überholt. Doch der japanische Autobauer verweist darauf, dass er bei der Entwicklung von Elektrowagen von seiner Erfahrung mit Batterien profitieren werde, die er bei der Hybrid-Fertigung gesammelt hat.