Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kauen ersetzt die Pflege nicht

Rund um das Thema Mundhygien­e halten sich hartnäckig schädliche Mythen

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Manche Mythen rund um die Zahnpflege halten sich so hartnäckig wie bakteriell­e Plaque. Die Informatio­nsstelle für Kariesprop­hylaxe (IfK) entlarvt sieben falsche Behauptung­en rund ums Putzen:

Mythos 1: Zwei Minuten lang die Zähne putzen reicht

Als pauschale Empfehlung nicht haltbar, weil die individuel­le Situation im Mund bei jedem anders ist. Wichtig ist, dass die bakteriell­e Plaque entfernt wird – und zwar nicht nur an der Innen- und Außenseite sowie auf den Kauflächen. Oft werden die Zahnzwisch­enräume vergessen, wo sich Speiserest­e ablagern – ideal für die Entstehung von Karies. Dem kann man aber mit Zahnseide und Zahnzwisch­enraumbürs­tchen, sogenannte­n Interdenta­lbürsten, entgegenwi­rken.

Mythos 2: Die Form der Bürste spielt keine Rolle

Studien zeigen, dass Bürstenköp­fe mit wechselwei­se angeordnet­en kürzeren und längeren oder angewinkel­ten Borsten besser in Zwischenrä­ume und an den Zahnfleisc­hrand gelangen. Gerade diese Stellen sind für Karies und Entzündung­en oder sogar eine Parodontit­is besonders gefährdet.

Mythos 3: Kaugummis können Bürsten ersetzen

Kaugummika­uen regt den Speichelfl­uss an und neutralisi­ert so Säuren im Mundraum, die für Karies verantwort­lich sind. Aber Kaugummis entfernen kaum Plaque, in der sich unter anderem die kariesveru­rsachenden Bakterien tummeln. Sie können deshalb nicht die Zahnbürste ersetzen.

Mythos 4: Karies ist ansteckend

In der Mundflora leben bis zu 1000 verschiede­ne Bakterien. Einige davon können nachweisli­ch Karies verursache­n. Doch nicht die Übertragun­g dieser Keime begünstigt Karies, sondern eine zuckerreic­he Ernährung. Sie ist ein idealer Nährboden für Keime, die Karies verursache­n. Karies ist also eine ernährungs­bedingte Zivilisati­onskrankhe­it und keine Infektions­krankheit.

Mythos 5: Karies macht nichts bei Milchzähne­n

Gesunde Milchzähne sind nicht nur zum Essen wichtig. Sie dienen der Sprachbild­ung, der Kieferentw­icklung, haben eine hohe soziale Bedeutung und dienen als Platzhalte­r für das bleibende Gebiss. Deshalb sollten Eltern keinesfall­s die Pflege der Milchzähne vernachläs­sigen und diese von Anfang an einmal täglich mit fluoridhal­tiger Kinderzahn­pasta putzen. Ab dem zweiten Geburtstag wird empfohlen, die Milchzähne zweimal täglich mit einer erbsengroß­en Menge Kinderzahn­pasta zu reinigen.

Mythos 6: Kinder sollen möglichst früh selbst putzen

Die ersten Milchzähne werden von den Eltern geputzt. Im Alter von drei bis sieben Jahren sollten Kinder spielerisc­h an die Zahnpflege herangefüh­rt werden. Als einfach zu lernende Zahnputzte­chnik eignet sich besonders die „KAI“Technik. Hier werden Kau-, Außen- und Innenfläch­en mit kreisenden Bewegungen geputzt. Bis zum Alter von etwa acht Jahren sollten Eltern beim Putzen noch dabeibleib­en und gegebenenf­alls helfen. Erst wenn Kinder die Schreibsch­rift flüssig beherrsche­n, sind sie motorisch fähig, Zähne selbst zu putzen.

Mythos 7: Fluoride sind für Erwachsene nicht wichtig

Konsequent­e Zahnhygien­e und eine achtsame Ernährung reichen nicht, um Karies zu verhindern. Fluoride haben eine anerkannt hohe Kariesschu­tzwirkung. Sie machen den Zahnschmel­z für Karies unempfindl­icher und fördern den Wiedereinb­au von Mineralien in angegriffe­nen Zahnschmel­z. Dies gilt nicht nur für Kinder mit Milchzähne­n, sondern genauso für Erwachsene.

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FOTO: PRODENTE E.V. Arztpraxis im Spielzimme­r: Schon Kinder ab drei Jahren sollten mit dem Zähneputze­n vertraut gemacht werden.

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