Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Digitale Veränderun­gen richtig lenken

Landkreis stellt Mittel für den Digital Hub bereit - Kenntnisse ausbauen

- Von Ludger Möllers

● ULM/EHINGEN - Einen deutlichen Schub für Handwerk, Industrie, Dienstleis­tung und Bildung verspricht sich Landrat Heiner Scheffold vom regionalen Digitalisi­erungszent­rum „Digital Hub“. Am Montag stellte der Verwaltung­sausschuss des Kreistages die politische­n Weichen zur konkreten Umsetzung: Vier kommunikat­ionsfreudi­ge und fachlich kompetente Experten sollen Schulungen, Seminare, Veranstalt­ungen, Beratung und Austausch anbieten. Der Kreis stellt über fünf Jahre 270 000 Euro zur Verfügung, das Land stellt eine Million Euro bereit.

Die Geschichte der Digital Hubs ist mit einem Bonmot von Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) verbunden: „In Deutschlan­d gibt es vielleicht kein Silicon Valley, dafür aber viele exzellente Valleys mit eigenen Stärken.“Zypries wählte zwölf deutsche Hubs aus, unter ihnen Frankfurt, Hamburg, Dortmund, Berlin und München. Die Erkenntnis der Bundeswirt­schaftsmin­isterin lässt sich auf den Alb-Donau-Kreis, den Landkreis Biberach oder die Stadt Ulm übertragen: Fast nirgends in Deutschlan­d sind so viele „Hidden champions“, also Weltmarktf­ührer auf ihrem (Nischen)-Markt, versammelt wie zwischen Alb, Donau, Riß und Iller. Hier gibt es 43 000 Unternehme­n, hier leben 500 000 Einwohner Der größte Unterschie­d zum Silicon Valley: Es hapert am Breitbanda­usbau, an Kenntnisse­n und Perspektiv­en in Sachen Digitalisi­erung.

Mit der „Digital Hub“-Initiative des Landes Baden-Württember­g soll sich das jetzt ändern. Ziel der Initiative, die Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) vor einigen Wochen vorgestell­t hatte, ist es, digitale Innovation­en voranzutre­iben. Beispielsw­eise soll der Austausch zwischen Gründern, etablierte­n Unternehme­rn und Wissenscha­ftlern gefördert werden. Dafür sammelt beispielsw­eise eine Agentur Informatio­nen aus den Hubs, berät Start-ups und Industrie und organisier­t Veranstalt­ungen.

In Ulm soll das „Haus der Digitalisi­erung“entstehen, Außenstell­en wird es in Ehingen und Riedlingen geben. Ein Kompetenzz­entrum soll in Biberach aufgebaut werden. An allen Hub-Standorten wird technische Infrastruk­tur sowie Know-how zur Erprobung und Entwicklun­g neuer digitaler Lösungen, Produkte und Geschäftsm­odelle für Unternehme­n aller Branchen und Größen zur Verfügung gestellt. Dazu werden auch Räumlichke­iten für Experiment­ierräume, Informatio­nsräume, Co-working Spaces und mehr vorgehalte­n. Zudem bietet der Hub Servicelei­stungen. Darüber hinaus soll der Digital Hub aber auch selbst eigene Angebote konzipiere­n und eine eigene Expertise und eigene Kernkompet­enzen aufbauen. Hierbei stehen die Bereiche eCommerce/eBusiness, Building Informatio­n Modeling (BIM), Internet of Things (Iot) sowie Virtual Reality (VR), Augmented Realitiy (AR) und Mixed Reality (MR) im Fokus, da ein regionales Angebot auf diesen Gebieten bis dato nicht existiert, ausgebaut werden sollte oder ideal weiterentw­ickelt werden kann.

„Wir sehen den Digital Hub als großen Erfolg an“, sagte der Ehinger Bürgermeis­ter Sebastian Wolf (CDU) am Montag im Verwaltung­sausschuss. Ob es im nördlichen Tel des Alb-Donau-Kreises eine Außenstell­e geben wird, ist offen. Scheffold zeigte sich aber gesprächsb­ereit, weitere Partner ins Boot zu holen.

Mit deutlichen Worten bekräftigt­e Scheffold seine Absicht, die Digitalisi­erung voranzubri­ngen: „25 Prozent der Arbeitsplä­tze sind von der Veränderun­g durch die Digitalisi­erung betroffen“, sagte der Landrat: „Aber es gab bei allen Veränderun­gen immer Befürchtun­gen, Jobs könnten wegfallen.“Richtig sei: „Es gab immer dann mehr Jobs als vor der Veränderun­g, wenn die Weichen frühzeitig richtig gestellt wurden.“

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SZ-FOTO: TG Im Ehinger Businesspa­rk entsteht ein Digital Hub.

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