Neues Operationsverfahren hilft Patienten
Eingriff an der Wirbelsäule kann Rückenschmerzen lindern
EHINGEN (sz) - Im Alb-Donau Klinikum gibt es nun am Standort Ehingen eine hochspezialisierte Wirbelsäulenchirurgie. Rückenschmerzen kennen sicher die meisten Erwachsenen. Oft sorgen Verspannungen, zu wenig Bewegung oder eine ungünstige Haltung bei Alltagsbewegungen für die lästigen Schmerzen. Je nach Ursache sorgen dann Wärme oder Kälte, Physiotherapie, Schmerzmittel und Bewegung für eine Besserung.
Doch nicht immer ist es einfach – es gibt auch Verletzungen und Veränderungen an der Wirbelsäule, die eine Operation erforderlich machen. Im Bereich der Unfallversorgung an der Wirbelsäule war die Chirurgische Klinik von Chefarzt Professor Michael Kramer bisher schon bestens aufgestellt, doch seit Mitte 2016 sind durch den Leiter der Wirbelsäulenchirurgie Dr. Peter Stauch hochspezialisierte Wirbelsäulenoperationen hinzugekommen. Der Facharzt für Chirurgie, Viszeralchirurgie, Spezielle Viszeralchirurgie und Orthopädie und Unfallchirurgie hat langjährige Erfahrung in der Schweiz gesammelt und setzt dieses Wissen nun seit rund einem Jahr auch in der Donaustadt ein.
Fragt man den Wirbelsäulenchirurgen nach seinem Schwerpunkt, so verweist er auf die Wichtigkeit, die Wirbelsäule in Balance zu bekommen. Zu Stauch kommen immer wieder Patienten, die einen langen Leidensweg hinter sich haben. Durch degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule neigt sich ihr Rücken nach vorne. Zunächst können das Becken und die Knie dies ausgleichen. Aber mit weiter fortschreitendem Prozess reicht die Kompensation nicht mehr aus. Starke Schmerzen im unteren Rücken und Gesäß sind die Folge. Die Patienten kippen immer weiter nach vorne und verlieren so ihre Lebensqualität.
Diesen Patienten sowie Unfallopfern mit Wirbelbrüchen oder Patienten, bei denen ein Tumor den Wirbelkörper zerstört, hilft Stauch mit sogenannten Stabilisierungsoperationen. Dabei werden je nach Verletzungsart beziehungsweise Zerstörung ein oder mehrere Wirbelkörper durch Implantate unterstützt, um die Stabilität der Wirbelsäule wieder zu erreichen.
Zum Einsatz kommt dabei das XLIF-Verfahren. Dabei handelt es sich um eine OP-Methode, bei der die Stabilisierung eines Abschnitts der Lendenwirbelsäule operativ über einen seitlichen Zugang vorgenommen wird. Damit wird der in vielen Kliniken übliche aufwendigere Zugang zur Wirbelsäule durch den Bauch oder über den Rücken vermieden.
Gewebeschondend
Der seitliche Zugang ist ausgesprochen gewebeschonend – Muskeln und Bänder müssen dabei nicht durchtrennt werden. Die Wirbelsäule wird durch eine spezielle Lagerung über einen drei bis vier Zentimeter langen Hautschnitt an der Flanke erreicht. Anders als beim Zugang über den Rücken muss der Spinalkanal nicht überwunden werden. Zudem bietet das Verfahren als einziges ein auf dieses Verfahren abgestimmtes intraoperatives Neuromonitoring. Dieses zeigt dem Operateur mit einem einfachen Ampelsystem an, ob der gewählte Weg zur Wirbelsäule sicher ist, das heißt, dass die Nerven bestmöglich geschützt werden. Mit mehreren immer größer werdenden Hülsen und speziellen Instrumenten wird der operative Zugang immer weiter aufgedehnt, bis genügend Platz entstanden ist, um den beschädigten Wirbelkörper beziehungsweise die Bandscheibe zu entfernen und das Implantat anschließend einzubringen. Zusätzlich wird das Implantat mit eigenem Knochen des Patienten oder synthetischem Material verbunden, um eine noch bessere Stabilität im Genesungsprozess zu erreichen. Eine Vielzahl an Variationen macht es möglich, das Implantat perfekt an unterschiedliche anatomische Voraussetzungen anzupassen. „Das ist einer der großen Vorteile an dem System, denn dadurch kann ich auch Stabilisierungen über mehrere Wirbel ohne Probleme durchführen und so die Wirbelsäule wieder in Balance bringen“, erklärt Stauch. Die Implantate bleiben dauerhaft im Körper – da sie aus Titan sind, werden sie vom Körper gut vertragen. Es können somit trotz der sehr kleinen operativen Zugänge vergleichsweise große Implantate eingebracht werden.
Gegenüber den Alternativverfahren profitieren die Patienten von einem geringeren Blutverlust, einem verkürzten Krankenhausaufenthalt und einer schnelleren Genesung. Die Patienten berichten schon kurz nach dem Eingriff über eine deutliche Verbesserung ihrer Beschwerden.