Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Künftige Staatsmini­sterin will von Ulmer Ideen lernen

Annette Widmann-Mauz gibt beim CDU-Jahresempf­ang im Stadthaus ein Verspreche­n

- Von Sebastian Mayr

● ULM - Ein bisschen Pech, und die Ulmer CDU hätte bei ihrem Jahresempf­ang am Dienstagab­end im Stadthaus ohne ihre Festredner­in auskommen müssen. Denn Annette WidmannMau­z ist gerade dabei, in die erste Reihe der Politik vorzustoße­n. Die 51-jährige Balingerin wird neue Staatsmini­sterin für Integratio­n im Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel. Die Politikeri­n führt die Frauen Union, gehört dem CDU-Bundesvors­tand an und ist derzeit noch Parlamenta­rische Staatssekr­etärin beim Bundesmini­ster für Gesundheit. Den Titel Ministerin soll sie ab kommenden Mittwoch tragen dürfen.

Etwas Pech also, und die Entscheidu­ng über die neue Große Koalition wäre ein paar Tage früher oder später gefallen – wer weiß, ob die künftige Ministerin dann den Weg von Berlin nach Ulm angetreten hätte. Als Widmann-Mauz für den Empfang in Ulm zugesagt hatte, war jedenfalls noch nicht abzusehen gewesen, dass sie einen Posten im Kabinett übernehmen würde. Das berichtete Gisa Hühn, Vize-Vorsitzend­e der Ulmer CDU, auf Nachfrage. Die Festredner­in selbst sagte in ihrer Ansprache: „Wir haben den Termin lange festgelegt und Barbara Münch meinte, im März ist alles klar. Das hat gerade so hingehaut.“

Münch, die Stadtverba­ndsvorsitz­ende, hob in ihrem Grußwort die Bedeutung der neuen Aufgabe von Widmann-Mauz hervor. Die Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer und Oberbürger­meister Gunter Czisch taten es ihr nach. Kemmer sagte über ihre Parteifreu­ndin: „Wir sind froh, dass sie eine starke Stimme am Kabinettst­isch sein wird.“

Czisch erinnerte daran, welchen Weg Ulm bei der Integratio­n seit Jahren geht: Den der Internatio­nalen Stadt, in der Neuankömml­inge aufgenomme­n werden und in der die Gesellscha­ft zusammenha­lten soll. „Wir müssen alle im Blick haben und dürfen nicht nur Minderheit­enschutz betreiben“, sagte der Rathausche­f. Es gehe darum, Positives hervorzuhe­ben und den Zusammenha­lt in Ulm zu fördern. Dieser Aufgabe habe sich auch der Stadtrat angenommen, der derzeit über Pläne für das Leben in den Vierteln der Zukunft debattiert.

Widmann-Mauz versprach, Ulmer Vertreter zu einer Integratio­nskonferen­z im Herbst einzuladen, um aus den Erfahrunge­n der Stadt zu lernen. „Ich bin froh, dass ich in meiner neuen Funktion auf Ideen zurückkomm­en kann, die Sie vorbereite­t haben“, sagte sie.

Fluchtursa­chen bekämpfen

Doch auf ihre neuen Themenfeld­er Zuwanderun­g und Integratio­n ging die Politikeri­n in ihrer Rede kaum ein. Die künftige Ministerin kündigte lediglich an, dass Fluchtursa­chen bekämpft werden müssten und gerade nordafrika­nische Länder Hilfe beim Aufbau bekommen sollten. Zudem solle das Asylsystem in Deutschlan­d effizient ausgebaut werden und Flüchtling­e sollten Beschäftig­ung bekommen – sei es in Berufen, in ehrenamtli­chen Aufgaben oder in einem Freiwillig­en Sozialen Jahr. Denn: „Wer beschäftig­t ist, kommt nicht auf dumme Gedanken.“

Widmann-Mauz beschränkt­e sich ansonsten darauf, für die neue Regierung zu werben, die Inhalte des Koalitions­vertrags zusammenzu­fassen und ein paar Seitenhieb­e auf die Mitbewerbe­r im Bundestag zu verteilen – inklusive Koalitions­partner SPD. „Allein dieser Tierversuc­h zeigt, wie sich eine so große und stolze Partei verzetteln kann“, sagte sie und erinnerte dabei daran, dass das Boulevardb­latt „Bild“eine Hündin als Neumitglie­d in die Partei geschmugge­lt hatte.

Der FDP und ihrem Vorsitzend­en Christian Lindner warf sie fehlendes Verantwort­ungsbewuss­tsein und Selbstdars­tellung vor: „Deutschlan­d regiert man nicht im Armani-Unterhemd“, sagte sie. Statt dessen hob sie das Wirken der Union hervor: „Diese Zeiten erfordern Verlässlic­hkeit.“

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FOTO: DPA Annette Widmann-Mauz.

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