Hardliner
Toni Chike Iwobi versteht sich keineswegs als schwarzhäutiges Feigenblatt der ausländerfeindlichen italienischen Partei Lega. Der Informatiker und Politiker aus dem nigerianischen Gusau ist ein Legist aus Überzeugung, „durch und durch“, wie er immer wieder erklärt.
Der gebürtige Katholik studierte Informatik in England, den USA und in Italien. 2001 gründete der heute 62-Jährige das Unternehmen „Data Communication Labs Ltd“. Zuvor war er Mitarbeiter von Unternehmen in der Schweiz und im italienischen Mailand.
Seit den frühen 1990erJahren lebt er in Norditalien. Iwobi trat nach seiner Übersiedlung nach Italien gleich der rechten Lega bei und ist heute italienischer Staatsbürger. 1993 wurde er für die Partei, die sich damals noch Lega Nord nannte, Mitglied des Stadtrats im norditalienischen Spirano. Der damalige Parteichef Umberto Bossi bezeichnete schwarze Menschen gern als „nach Schweiß riechende Halbtiere, die man zurück ins Mittelmeer werfen soll“. Zwischen 2010 und 2014 war er in Spirano auch Stadtrat für Sozialpolitik.
Bei den Parlamentswahlen vom vergangenen Sonntag, bei denen das Mitte-rechts-Bündnis stärkste Koalition in Italien wurde, zog Iwobi als erster schwarzer Senator in die erste Kammer des italienischen Parlaments ein. Der Politiker ist einer der Wortführer jener Legisten, die die sofortige Ausweisung von Einwanderern fordern, die in Italien straffällig werden.
Wer sich kriminell verhalte, so Iwobi, „hat jedes Recht verwirkt, hierbleiben zu dürfen“. Iwobi ist mit einer gebürtigen Italienerin verheiratet, hat vier Kinder und gilt als Hardliner. Nicht ausgeschlossen ist, dass Iwobi im Fall einer Regierungsbildung der Mitte-rechts-Koalition eine Führungsposition innerhalb der Regierung übernehmen könnte. Thomas Migge