Biogas ist Thema beim Runden Tisch
Landwirte und Gas-Versorger tauschen sich in Munderkingen aus
● MUNDERKINGEN - Das Gas- und Stromversorgungsunternehmen Erdgas Südwest hat am Donnerstag Landwirte, Betreiber von Biogasanlagen und Fachleute nach Munderkingen eingeladen, um über die Herausforderungen zu sprechen, die neue Gesetze für die Biogasbranche bedeuten werden und Anregungen zu bieten, welche Möglichkeiten BiogasanlagenBetreiber nach Auslaufen der EEGFörderung haben.
Nicht nur Betreiber von Biogasanlagen, sondern Landwirte ganz generell, sind von der neuen Düngeverordnung und der sogenannten Stickstoffbilanzierung betroffen, über die Michael Ziesel vom Landwirtschaftsamt Biberach als erster Referent in Munderkingen sprach. Strenge Regeln zur Reduzierung der Ammoniakemission sieht die Düngeverordnung vor, erklärt Ziesel den Anwesenden. Größter Verursacher sei die Landwirtschaft, die deshalb auch besonders hart betroffen sei. Geregelt ist beispielsweise, dass Gülle nicht auf überschwemmte, schneebedeckte oder gefrorene Böden ausgebracht werden darf. „So soll vermieden werden, dass Düngemittel in die Oberflächengewässer eindringen“, erklärt der Fachmann. Deshalb müsste beim Düngen auch ein Schutzstreifen von fünf Metern zum Gewässer eingehalten werden, an Hanglagen ab zehn Prozent Gefälle sogar 20 Meter. „Landwirte sprechen hier von einer stillen Enteignung, weil sie die Flächen nicht mehr wirtschaftlich nutzen können“, weiß Michael Ziesel.
Eingehalten werden müssen auch bestimmte Obergrenzen beim Gülleausbringen. Das bedeute gerade für Biogas-Betreiber, dass sie Gülle und Gärreste abgeben und dafür Spezialdünger zukaufen müssten. „Das verteuert die Sache natürlich enorm“, so Ziesel.
Sinnvolle Düngesysteme müssten her, weil Sperrzeiten dazu führen würden, dass auf Ackerland nach der Ernte der Hauptfrucht keine Gülle mehr ausgebracht werden dürfe. „Die Branche schreit nach Hilfe, weil die Auflagen immer mehr werden“, betont Michael Ziesel. Vor allem im Kreis Biberach seien die StickstoffÜberschüsse in der Landwirtschaft hoch. Der Alb-Donau-Kreis sei hier nicht so stark betroffen. Ziesel empfahl den Landwirten, um Lösungen zu finden, sich an die Ansprechpartner bei den Landwirtschaftsämtern zu wenden. „Wir müssen zusammenarbeiten, damit die Landwirtschaft nicht unter die Räder kommt“, betonte er.
Ideen für den wirtschaftlichen Weiterbetrieb von Biogasanlagen nach Auslaufen der EEG-Förderung präsentierte Tatiana Demeusy von der Erdgas Südwest. 20 Jahre werde die Förderung den Anlagenbetreibern gewährt. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, und den Betrieb dann nicht schließen zu müssen, müssten neue Vermarktungswege erschlossen werden, erklärte sie. Eine Alternative sei die Umstellung aus Einspeisung von Biomethan, nicht mehr wie bisher Rohbiogas. Dafür müsse das Biogas aufbereitet werden. Eine andere Möglichkeit sei die Verflüssigung von Biogas zu Bio-Flüssiggas. Der Vertrieb sei natürlich etwas anderes als bisher mit der Vergütung, weil das Vermarktungsrisiko allein beim Betreiber liege. Die Einsatzmöglichkeiten seien allerdings vielfältig, beispielsweise im Stromsektor, Kraftstoffmarkt, dem Wärmemarkt aber auch der Industrie.
Themen beim Runden Tisch der Landwirtschaft waren außerdem „Grünes Methan für die Landwirtschaft und Grüne Gase: Status Quo und Blick in die Zukunft national und international“.