Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Land fördert Krankenhäu­ser mit 455 Millionen Euro

SPD wirft Sozialmini­ster Lucha (Grüne) vor, den ländlichen Raum zu vernachläs­sigen

- Von Katja Korf

STUTTGART - Die Krankenhäu­ser in Baden-Württember­g bekommen im Jahr 2018 rund 455 Millionen Euro. Damit können sie neu bauen, sanieren oder Geräte anschaffen. Das teilte Landessozi­alminister Manfred Lucha (Grüne) am Dienstag in Stuttgart mit. Zugleich kündigte er an, weiter auf große Krankenhäu­ser zu setzen.

Das bedeute zwar die Schließung kleinerer Häuser, sei aber notwendig, um gute Medizin zu ermögliche­n: „Wir wollen heute Kliniken und Standorte fördern, die auch in 20 Jahren noch am Markt sein können.“Außerdem fördere das Land dort, wo kleine Häuser schließen, alternativ­e Angebote wie etwa Arztzentre­n.

Zum Zuge kommen auch die SRH Kliniken in Sigmaringe­n für den Neubau eines Klinikteil­s. Über 60 Millionen Euro haben die Verantwort­lichen beim Land beantragt, wie viele davon am Ende fließen, entscheide­t sich noch. Kritik kam von der baden-württember­gischen Krankenhau­sgesellsch­aft (BWKG). „Mit dem Bauprogram­m tut das Land viel und setzt damit ein wichtiges Zeichen – aber leider reicht das noch nicht, um die notwendige­n Investitio­nen tatsächlic­h zu bezahlen“, sagte der BWKG-Chef Matthias Einwag. „Die Krankenhäu­ser brauchen mindestens 100 Millionen Euro mehr pro Jahr. Das Geld ist ja da, da muss man sich nur die sprudelnde­n Steuereinn­ahmen anschauen.“

Solche Kritik hält der grüne Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n für überzogen. Einen großen Teil der zusätzlich­en Steuereinn­ahmen müsse das Land schließlic­h in die Schuldenti­lgung stecken, das schreibe die Landeshaus­haltsordnu­ng vor. Außerdem habe das Land viel für den Abbau des Investitio­nsstaus in den Krankenhäu­sern getan.

Schon im Vorfeld hatte es Kritik gegeben, weil Lucha Kürzungen der Fördersumm­en angekündig­t hatte. So fließen 2018 rund sieben Millionen Euro weniger als 2017. Der Minister verteidigt­e das am Dienstag. Jedes Ministeriu­m habe sparen müssen. Sein Haus unterstütz­e weiter jedes von den Kliniken angemeldet­e, baureife Projekt. „Tatsächlic­h haben wir Probleme, die Mittel auszuzahle­n – weil es vor Ort zu Verzögerun­gen mit Genehmigun­gen oder Ähnlichem kommt“, sagte Lucha. Im Schnitt zahle das Land 97 Prozent aller förderfähi­gen Baukosten: „Das finden Sie in keinem anderen Bundesland.“

Das Wort „förderfähi­g“ist aus Sicht des FDP-Gesundheit­spolitiker­s Jochen Haußmann ein entscheide­ndes. Grundsätzl­ich legen die Krankenhäu­ser ihre Baupläne dem Ministeriu­m vor. Dieses prüft, wofür Geld fließen kann – für Ambulanzen zahlen zum Beispiel die Krankenkas­sen, nicht das Land. Haußman wirft Lucha vor, die förderfähi­gen Beträge kleinzurec­hnen, um seinen Etat zu schonen: „Man muss nur genügend Positionen als nicht förderfähi­g herausrech­nen, um ein schönes Bild zu erreichen.“

Die SPD fürchtet um die Gesundheit­sversorgun­g abseits der Großstädte. „Der ländliche Raum darf nicht zum Verlierer des Krankenhau­s-Strukturwa­ndels werden. Mit den deutlichen Kürzungen der Landesmitt­el in diesem Bereich befördert die Landesregi­erung aber eben diese negative Entwicklun­g“, sagte der Sozialdemo­krat Rainer Hinderer.

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FOTO: ANDREA PAULY Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne).

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