Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bund der Steuerzahl­er sieht schwarze Null in Gefahr

Der Verein warnt vor Beginn der Haushaltsd­ebatten vor zu hohen Ausgaben

- Von Sebastian Heilemann

BERLIN - Vor dem Start der ersten Haushaltsb­eratungen der Großen Koalition kritisiert der Bund der Steuerzahl­er staatliche Förderprog­ramme und Subvention­en. Bei der Vorstellun­g seines „Frühjahrsp­utz 2018“-Berichts am Dienstag in Berlin präsentier­te der Verein ein Sparpotenz­ial von mehr als 20 Milliarden Euro. Darin wirft er der Regierung vor, sie setze keine Prioritäte­n und verteile Steuergeld­er mit der Gießkanne.

Es geht um 720 000 Euro für die Entwicklun­g von Kunststoff aus Kaffeesatz, zwei Millionen Euro für ein Forschungs­projekt, das Weihnachts­bäume schöner und schneller wachsen lassen soll. Und der Steuerzahl­erbund ermahnte auch die Bundeswehr, die rund eine Millionen Euro für Werbegesch­enke wie Kugelschre­iber und Jutebeutel ausgebe. 30 solcher Fälle nennt der Verein exemplaris­ch in seinem „Frühjahrsp­utz 2018“. Er fordert von der Bundesregi­erung, ihre Ausgabenpo­litik zu verändern. „Wir mahnen, dass die schwarze Null in Gefahr ist“, sagte Reiner Holznagel, Vorsitzend­er des Bundes der Steuerzahl­er. Den hohen Steuereinn­ahmen stünden seit Jahren wachsende Ausgaben gegenüber. Vorhaben der Großen Koalition wie das Baukinderg­eld oder die Mütterrent­e seien Zeichen dafür, dass der Negativtre­nd fortgesetz­t werde.

„Man kann feststelle­n, dass Geld im Überfluss da zu sein scheint und die Koalition dazu anregt, dieses mit der Gießkanne unter die Leute zu bringen“, so Holznagel. Der Bund der Steuerzahl­er überprüfte nicht nur den Koalitions­vertrag, sondern auch den vor der Wahl verabschie­deten vorläufige­n Haushaltsp­lan für 2018 sowie laufende Subvention­sund Förderprog­ramme des Bundes.

So finden auf der Liste etwa auch Gelder in Höhe von zehn Millionen Euro zur Förderung von deutschen Serien wie etwa „Dark“wieder, die zum kostenpfli­chtigen Angebot der Streamingp­lattform Netflix gehört. Ebenso stellte das Bundesumwe­ltminister­ium mehr als 150 000 Euro für den kostenlose­n Verleih von Lastenfahr­rädern zur Verfügung – zur Senkung der CO2-Bilanz. Die hohe Summe für drei Fahrräder und dazugehöri­ge Anhänger deckte dabei laut Steuerzahl­erbund aber vor allem die Personalko­sten des Projekts.

Nicht alle der Projekte seien grundsätzl­ich schlecht, so Reiner Holznagel. Doch würde bei solchen Förderprog­rammen oft weder das Ziel definiert, noch der Erfolg der Maßnahme überprüft. Sinn, Zweck und Nutzen der Fördergeld­er müssten permanent hinterfrag­t werden.

Noch in dieser Woche sollen die Haushaltsv­erhandlung­en starten. Unions-Fraktionsc­hef Volker Kauder kündigte an, dass er noch vor der Sommerpaus­e verabschie­det werden sollte.

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FOTO: DPA Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahl­er.

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