Behörden gehen von versuchtem Mord aus
ULM (sz) - Die Polizei Ulm und die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermitteln nach dem Brandanschlag auf eine Moschee beim Ehinger Tor in Ulm in der Nacht auf Montag wegen versuchten Mordes. Das haben beide Behörden jetzt bekannt gegeben.
Nach den jetzt vorliegenden Erkenntnissen aus der Spurensicherung traf eine der Flaschen, die mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllt war, ein Fenster im Erdgeschoss des Hauses. Das Glas hielt stand, die Flasche fiel zu Boden. Dort zerbarst sie und die Flüssigkeit ging am Boden in Flammen auf. Hinter dem Fenster befindet sich ein Raum des Moscheevereins. Daher gehen Staatsanwaltschaft und Polizei davon aus, dass der Angriff gegen den Moscheeverein gerichtet war.
Weil sich zur Tatzeit sieben Menschen im Gebäude befanden, gehen die Ermittlungsbehörden jetzt von versuchtem Mord und versuchter schwerer Brandstiftung aus. Die Ermittlungen zu den Tätern und ihrem Motiv laufen auf Hochtouren. Die Ermittler hoffen dabei auch auf auf Zeugenhinweise.
Gleichzeitig wurde am Dienstag bekannt, dass die deutschen Polizeibehörden in diesem Jahr bislang 37 Angriffe mutmaßlicher prokurdischer Aktivisten auf Moscheen, Kulturvereine oder türkische Restaurants registriert. Dies berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf das Bundesinnenministerium.
Vergangenes Jahr waren es demnach insgesamt 13 solcher Übergriffe. Eine Ministeriumssprecherin sagte den Zeitungen, für beide Zeiträume handele es sich um vorläufige Zahlen, die durch Nachmeldungen noch steigen oder sinken könnten.
In den vergangenen Tagen waren in Nordrhein-Westfalen, Berlin, Schleswig-Holstein und BadenWürttemberg Brandanschläge auf Moscheen und türkische Einrichtungen verübt worden.
„Deutschland ist mit Blick auf die hier lebende große Zahl von Menschen mit Bezug zur Türkei seit jeher Spiegel und Resonanzboden türkisch-kurdischer Konflikte“, sagte die Sprecherin den Zeitungen. „Dies gilt in besonderer Weise vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in und um Afrin.“In der nordsyrischen Region geht die türkische Armee seit dem 20. Januar gegen die Kurdenmiliz YPG vor. Die Türkei stuft die YPG wegen ihrer Verbindungen zur PKK als Terrororganisation ein.
Eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes (BKA) hatte Ende vergangener Woche der „Welt“gesagt, die Behörde erwarte weitere Gewalttaten als Reaktion auf die türkische Offensive gegen Kurden in Nordsyrien.