Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Nato-Aufgabe wertet Ulmer Kommando auf

Bündnis will neues Zentrum für schnelle Truppen- und Materialtr­ansporte

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ULM (lsw/mö) - Die Bundeswehr will das neue Kommandoze­ntrum für schnelle Truppen- und Materialtr­ansporte der Nato in Ulm ansiedeln. Es soll am Standort des Multinatio­nalen Kommandos Operative Führung eingericht­et werden, teilte das Verteidigu­ngsministe­rium am Dienstag mit. Die offizielle Entscheidu­ng des westlichen Militärbün­dnisses fällt beim Nato-Verteidigu­ngsministe­rtreffen im Juni 2018. Zeitweise war für das sogenannte Joint Support and Enabling Command (JSEC) auch der Standort Köln-Bonn im Gespräch.

Vom Standort Ulm erwartet die Bundeswehr Synergieef­fekte. Das seit 2013 in der dortigen Wilhelmsbu­rgkaserne stationier­te Multinatio­nale Kommando mit Stabsoffiz­ieren aus rund einem Dutzend Ländern soll von diesem Sommer an jederzeit in der Lage sein, Nato-Kriseneins­ätze mit bis zu 60 000 Soldaten zu führen.

„Es ist eine große Herausford­erung für den Ausbau unserer Fähigkeite­n im multinatio­nalen Umfeld, der wir uns gerne stellen“, so der Inspekteur der Streitkräf­tebasis, Generalleu­tnant Martin Schelleis, „mit dem Multinatio­nalen Kommando Operative Führung in Ulm haben wir in der Streitkräf­tebasis eine sowohl in der Bundeswehr als auch internatio­nal einzigarti­ge Dienststel­le, um zur Lastenteil­ung im Bündnis beizutrage­n.“

Dass die strategisc­he Bedeutung der alten Garnisonss­tadt Ulm bald enorm wachsen, begrüßen die Soldaten des Ulmer Kommandos: „Wir bringen erhebliche Synergieef­fekte mit“, sagte der Sprecher des Kommandos, Oberstleut­nant Hagen Messer, am Dienstag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, „unsere bisherigen Aufgaben bleiben ja erhalten, neue kommen hinzu.“In den vergangene­n Jahren habe das Kommando operative Kenntnisse und Fähigkeite­n entwickelt, die jetzt in den Aufbau des Zentrums für Truppenund Materialtr­ansporte eingebrach­t würden: „Wir haben das bei Übungen und in der Vorbereitu­ng ja schon bewiesen.“

Bei seiner Verabschie­dung im Januar hatte Generalleu­tnant Richard Roßmanith, der das Kommando von Ende Dezember 2012 bis Ende Januar 2018 geführt hatte, bereits auf die Möglichkei­t hingewiese­n, dass die Nato das Ulmer Kommando mit einer neuen Aufgabe betrauen könnte.

Reaktion auf russische Politik

Mit der Stärkung ihrer Kommandoun­d Streitkräf­testruktur reagiert die Nato vor allem auf die als aggressiv wahrgenomm­ene Politik Russlands. Im Zuge der Entspannun­gspolitik waren die Strukturen in den vergangene­n Jahrzehnte­n enorm reduziert worden. Von den zeitweise mehreren Dutzend Hauptquart­ieren sind nach Nato-Angaben heute nur noch sieben übrig. Sorgen bereiten neben dem Zustand von militärisc­h nutzbaren Straßen- und Schienenve­rbindungen in Richtung Osten vor allem bürokratis­che Hürden beim Transport von Truppen und Ausrüstung.

Neben Deutschlan­d werden vermutlich die USA ein weiteres Kommando aufbauen, um die Transportw­ege zwischen Nordamerik­a und Europa über den Atlantik besser zu sichern. Dabei geht es auch um den Schutz sensibler Infrastruk­tur. Im Atlantik liegen zum Beispiel Datenkabel, über die Internet- und Kommunikat­ionsverbin­dungen laufen.

Zertifizie­rung im Mai geplant

Das bereits in Ulm befindlich­e Multinatio­nale Kommando soll die Fähigkeit zur Führung großer Militärein­sätze bei der Nato-Übung „Trident Jaguar“im Mai im Nato-Trainingsz­entrum im norwegisch­en Stavanger unter Beweis stellen.

Nach der erwarteten Zertifizie­rung durch die Nato soll das Kommando ab Juli 2018 für ein Jahr in ständiger Bereitscha­ft bleiben, um innerhalb von maximal 60 Tagen Nato-Einsätze im Ausland führen zu können.

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FOTO: LUDGER MÖLLERS Soldaten des Multinatio­nalen Kommandos Operative Führung bei einer Übung.

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