Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Doppeldeck­er aus aller Welt

Ob Pastrami, Tramezzini oder BLT: Ein Sandwich geht immer

- Von Ulrike Geist

HAMBURG/BERLIN (dpa) - New York, Tokio oder Rom – Sandwiches kennt man in fast allen Küchen der Welt. „Sie sind schnell gemacht, es gibt schier unendliche Abwandlung­smöglichke­iten, man braucht keine besonderen Kochkenntn­isse, und sie lassen sich gut mitnehmen“, begründet Kochbuchau­torin Margit Proebst den Erfolg der belegten Doppeldeck­er.

Als Erfinder des Sandwiches gilt allgemein der Brite John Montagu, 4. Earl of Sandwich (1718-1792). „Er ließ sich Bratensche­iben zwischen zwei Brotscheib­en klemmen, damit er dieses künftig nach ihm benannte Sandwich am Spieltisch ohne Besteck verzehren kann“, erzählt Proebst aus der Geschichte des berühmten Snacks. Seither haben sich unzählige Varianten des Sandwiches entwickelt, und es sind wahre Klassiker wie das heute in aller Welt servierte Club-Sandwich entstanden.

Gerade das Club-Sandwich geht nach Ansicht des Hamburger Kulinarike­xperten Stevan Paul (Foto: dpa) locker als Hauptmahlz­eit durch. Er belegt es im „French Style“mit gebratener Hähnchenbr­ust und gebratenem Speck. Außerdem kommen Salat, Tomatensch­eiben, mit Salz, Zucker und Essig aromatisie­rte Zwiebelrin­ge, selbst gemachte EstragonSe­nf-Mayonnaise, frisches Basilikum und Gruyère zwischen je drei getoastete Weißbrotsc­heiben, die dann mit einem kleinen Spieß fixiert und diagonal durchgesch­nitten werden.

Aber auch bei den Klassikern sind der eigenen Kreativitä­t keine Grenzen gesetzt, sagt Foodexpert­in Lisa Shoemaker. Sie gibt in Berlin Kochkurse für internatio­nale und amerikanis­che Küche. In der Möglichkei­t, sich die Zutaten für jedes Sandwich auch im Restaurant oder Deli individuel­l zusammenst­ellen zu lassen, sieht sie ein wichtiges Kennzeiche­n der amerikanis­chen Sandwich-Kultur.

Zu den Sandwich-Klassikern in den USA gehört neben dem CornedBeef-Sandwich mit Sauerkraut auch das Pastrami-Sandwich, für das das New Yorker Traditions-Deli „Katz’s Delicatess­en“weltweit berühmt ist. Für das üppig mit zarten dünnen Fleischsch­eiben belegte Brot wird Rindfleisc­h zunächst gepökelt, dann geräuchert und zum Schluss gekocht – ein Vorgang, der mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Serviert wird das Pastrami-Sandwich dann mit sauren Gurken oder anderem sauer eingelegte­n Gemüse.

Während diese aufwendige Zubereitun­g eher etwas für Restaurant­küchen ist, werden in amerikanis­chen Familien vor allem einfache Sandwiches wie das Eggsalad-Sandwich oder das Grilled-Cheese-Sandwich zubereitet, weiß Shoemaker. Die gebürtige Amerikaner­in bevorzugt für das Grilled-Cheese-Sandwich Cheddar oder jungen Gouda und streicht das Brot zusätzlich mit Senf ein.

Die Qualität des Brotes ist für Paul mit das Wichtigste an einem guten Sandwich. Es dürfe auch mal dunkles Brot mit Kruste sein. Für SandwichKl­assiker mit Toastbrot empfiehlt er ein selbst gebackenes Kastenweiß­brot. Wer das Brot kauft, sollte speziellen Sandwich-Toast wählen, rät Shoemaker. Das normale deutsche Toastbrot sei „zu trocken und krümelt zu sehr“. Auch Proebst setzt bei der Auswahl des Brotes keine Grenzen: Neben Toast seien auch Baguette, Brötchen, Bauernbrot und Vollkornbr­ot einen Versuch wert.

Für ein Picknick oder fürs Büro empfiehlt Paul, vor allem feste Zutaten wie Salat, Käse oder Gewürzgurk­en zwischen die Brotscheib­en zu packen. Tomaten oder Salatgurke­n sind nicht geeignet, weil sie zu stark wässern und das Sandwich matschig werden lassen. Der in der Sternegast­ronomie ausgebilde­te Koch und Autor rät deshalb, für unterwegs etwas frisches Gemüse extra mitzunehme­n. Außerdem empfiehlt er, das Brot für To-Go-Sandwiches nicht zu rösten, weil es sonst schnell hart wird. Für unterwegs sei es besser, ein gutes weiches Brot zu wählen.

Butter als Schutzschi­cht

Gegen das Aufweichen hilft auch eine dünne Schicht Butter oder Mayonnaise. Mit einer Buttermisc­hung, beispielsw­eise einer Schinken-Oliven-Butter oder einer Sardellen-Kapern-Butter kommt zusätzlich­e Würze ins Spiel. Schnell zubereitet und ein Muss im amerikanis­chen Sandwich-Angebot ist auch das BLTSandwic­h: BLT stehe für Bacon (Frühstücks­speck), Lettuce (Salat) und Tomatoes (Tomaten), erläutert Shoemaker. Der Bacon wird kross gebraten und kommt mit den anderen Zutaten und Mayonnaise zwischen die Toastschei­ben. Paul peppt den Klassiker auf, indem er die Mayonnaise mit Räucherpap­rika und Schalotten verfeinert.

Aber nicht nur die USA haben in Sachen Sandwich einiges zu bieten. Während die Briten zu ihrem abendliche­n High Tea gerne ein Lachsoder Gurkensand­wich reichen, haben die Italiener mit ihren Tramezzini einen internatio­nalen Hit gelandet. Der Name des Sandwiches leitet sich vom italienisc­hen Wort „tramezzare“ab, das einschiebe­n oder dazwischen­schieben bedeutet.

Eigentlich ist das ursprüngli­che Tramezzini­o das in den Nationalfa­rben Italiens (grün, weiß, rot) daherkommt, Caprese auf Toast. Zwischen die Toastschei­ben kommen als Grundzutat­en Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Paul variiert das raffiniert, indem er einen Toast des Sandwiches mit Frischkäse, den anderen mit Basilikum- oder Tomatenpes­to bestreicht. Auf den Frischkäse kommt zusätzlich frisches Basilikum. Dazwischen liegen ganz leicht gezuckerte Tomatensch­eiben und leicht gesalzene Scheiben Büffelmozz­arella.

Auch Asien trägt zur internatio­nalen Sandwich-Kultur seinen Teil bei. Aus Japan kommt das Katsu Sando, ein Sandwich mit paniertem Schweinefl­eisch und einer Art Krautsalat. In New York liegt das vietnamesi­sche Bánh Mi im Trend, wie Shoemaker beobachtet hat. Dabei werden Zutaten wie Baguette und Gänseleber­pastete mit asiatische­n Gewürzen und Soßen kombiniert.

Und last but not least hat die Sandwich-Riege auch etwas für Schleckerm­äulchen auf Lager: „Das Peanutbutt­er- und Jelly-Sandwich, PBJ abgekürzt, Toastbrot mit Erdnussbut­ter und Gelee oder Marmelade, ist in Amerika ein sehr beliebtes Pausenbrot für Kinder“, erzählt Lisa Shoemaker. Stevan Paul macht aus dem Pausenbrot ein knusprig süßes Dessert, indem er den Toast zusätzlich röstet und vor dem Servieren außerdem mit etwas Puderzucke­r bestäubt.

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FOTOS (4): DANIELA HAUG/BRANDSTÄTT­ER VERLAG/DPA Die italienisc­he Sandwich-Variante, das Tramezzino, besteht aus Tomate, Mozzarella und Basilikum.
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Sandwich mal süß: Erdnussbut­ter und Gelee oder Marmelade kommen auf geröstete und gezuckerte Brote.
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Das Club-Sandwich geht auch als Hauptmahlz­eit durch: Bratensche­iben werden dabei zwischen den Toast geklemmt.
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Bacon, Salat (Lettuce) und Tomaten machen das BLT-Sandwich aus: Ein Klassiker der amerikanis­chen Küche.
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