„Wir wollen den Fans etwas bieten“
Fußball: U16-Trainer Feichtenbeiner über die Spiele gegen Italien in Biberach und Ulm
BIBERACH/ULM - Am 24. März gastiert die deutsche U16-Fußball-Nationalmannschaft in Biberach (14 Uhr, Stadion) zu einem Freundschaftsspiel gegen Italien. Zwei Tage später, am 26. März, trifft das Team im Ulmer Donaustadion (17 Uhr) auf denselben Gegner. Michael Mader hat mit Trainer Michael Feichtenbeiner im Vorfeld der beiden Spiele gesprochen.
Im Februar gab es ein Turnier in Portugal und nun spielen Sie in Biberach und Ulm zweimal gegen Italien, gegen das ihr Team in Portugal knapp nach Elfmeterschießen gewann. Sie haben damals betont, dass Ihnen die Leistung wichtiger ist als die Ergebnisse. Was haben Sie sich für die ersten Heimspiele in diesem Jahr vorgenommen?
Das gilt nach wie vor. Resultate sind für mich in diesem Altersbereich eher zweitrangig. Ich will eine Entwicklung bei den Spielern sehen. Natürlich wollen auch wir alle Spiele gewinnen. Insbesondere die Heimspiele. Die Jungs werden auch sicher etwas nervöser sein als sonst, weil vermutlich doch einige Eltern und Freunde die Spiele beobachten werden. Sie müssen lernen damit umzugehen. Ich will sehen, wie die Jungs das schaffen.
Wie stark ist der Jahrgang 2002? Wo steht die DFB-Auswahl im Vergleich zu anderen europäischen Spitzenteams?
Wir haben in Portugal gezeigt, dass wir einen starken Kader haben. Wir haben zwar alle Spiele unentschieden gespielt, die Gegner auf spielerischer Ebene aber meist dominiert. Dennoch muss man wissen, dass die Spieler jung und deshalb Leistungsschwankungen normal sind. Deshalb ändert sich der Kader immer wieder mal auf der einen oder anderen Position.
Wie würden Sie Ihre Spielphilosophie beschreiben. Was für eine deutsche Mannschaft dürfen die Zuschauer in Biberach und Ulm erwarten?
Na ja, meine Philosophie ist schon an die des DFB angelehnt. Im U-Bereich orientieren wir uns an Jogi Löw und der A-Nationalmannschaft, für die wir letztlich ausbilden wollen. Also viel Ballbesitz, schnelles Umschaltspiel, von hinten heraus kombinieren und nicht so sehr mit langen Bällen operieren, wie es viele Mannschaften in dem Alter noch machen. Dabei ist es egal, ob wir 4-4-2 oder 4-3-2-1 oder sogar 4-3-3 spielen. Die Spieler kommen ja fast alle aus der Jugendbundesliga und haben vorher schon in der Regionalliga, der höchsten Klasse für 15-Jährige gespielt und sind von daher schon sehr gut ausgebildet. Die meisten sind ja auch in den FußballinternaWir ten der großen Vereine untergebracht. Bei uns geht es dann um die Abstimmung und den Feinschliff.
Gibt es im Kader Talente, die wir vielleicht bei der nächsten oder übernächsten WM in der A-Mannschaft wiedersehen? Was ist mit dem erst 13-jährigen Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund, der in den vergangenen Spielen pausiert hat. Wird er gegen Italien auflaufen?
Youssoufa wird in Biberach und Ulm nicht spielen. Wir nehmen ihn ein wenig aus der Schusslinie. Er soll sich auf die Schule und seinen Verein Borussia Dortmund konzentrieren. Insgesamt sehe ich es aber natürlich als meine Aufgabe, Talente zu sichten und weiterzuentwickeln und als potenzielle Nationalspieler weiterzugeben. Jeder wird das nicht schaffen, da spielen zu viele Faktoren eine große Rolle, aber ich hoffe, den einen oder anderen in fünf bis acht Jahren im ATeam wiederzusehen. Dann wäre eine meiner Missionen erfüllt.
Worauf legen Sie in diesen Tagen das Augenmerk in der Vorbereitung. Wann trifft sich die Mannschaft vor den beiden Spielen?
haben uns am vergangenen Sonntag in Ulm getroffen. Dort wohnen wir und trainieren auf dem Gelände des SSV Ulm 1846. Wir arbeiten viel an der Taktik und versuchen, uns weiter einzuspielen.
Sie waren ja auch schon lange Jahre Vereinstrainer und Sportdirektor. Was sind denn die gravierendsten Unterschiede zu einem Bundestrainer im Jugendfußball?
Der Hauptunterschied ist tatsächlich, dass man als Vereinstrainer nahezu täglich mit den Spielern zu tun hat, sieht, wo sie stehen und was sie zu verbessern haben. Zudem kann man viel mit ihnen sprechen. Als Nationaltrainer – auch im Jugendbereich - habe ich nur die Lehrgänge, Spiele oder auch Turniere wie zuletzt in Portugal. Auch deshalb sind die beiden Spiele gegen Italien so wichtig, weil wir fast zehn Tage zusammen sein werden. Ansonsten tausche ich mich natürlich regelmäßig mit den Vereinstrainern aus, um den Leistungsstand der Spieler abzurufen.
Wollen Sie mit 57 Jahren nochmals in den Profibereich zurückkehren? Sieht das Ihre weitere Lebensplanung vor?
Man soll nie nie sagen. Aber mit dem aktuellen Job habe ich so viel Glück gehabt, dass ich das gern noch eine Weile machen will. Bis die Spieler am Ende der U17 sind, habe ich Vertrag beim DFB. Ich kann mir vorstellen, weiter mit jungen Spielern zu arbeiten und wieder mit 15-Jährigen zu beginnen. Das andere ist weit weg, aber wie gesagt, ausgeschlossen ist nichts.
Sie sind aus Stuttgart, haben früher den SC Pfullendorf trainiert. Sie kennen Oberschwaben. Was verbinden Sie noch mit der Region?
Das Ulmer Donaustadion habe ich als Spieler und Trainer schon erlebt. In Biberach dagegen habe ich nie gespielt, war auch nie mit dem SCP im Biberacher Stadion. Dennoch bin ich Schwabe und freue mich, dass solche Länderspiele nahe an meiner Heimat stattfinden. Wir wollen den hoffentlich vielen Fans schon etwas bieten.