Kiel mit Wut im Bauch
Champions-League-Ansetzungen verärgern Bundesliga
MANNHEIM (dpa/sz) - Das Terminchaos des europäischen HandballVerbands und der Bundesliga setzt die deutschen Vereine in der Champions League unter Druck. Bundesliga-Primus Rhein Neckar Löwen hat den Wettbewerb daher gleich abgeschenkt. Nun ruhen die deutschen Hoffnungen in der Königsklasse auf dem Nordduo THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt. Nach dem vom Europa-Verband erzwungenen Heimrecht-Tausch eröffnet der Rekordmeister aus Kiel an diesem Mittwoch (19 Uhr) vor heimischer Kulisse mit Wut im Bauch gegen Pick Szeged die K.o.-Phase.
„Natürlich ist es ein Nachteil, dass wir unser Heimrecht tauschen mussten. Aber wir hoffen, dass unsere Fans uns gerade in dieser schwierigen Situation noch lauter unterstützen werden“, sagte Kreisläufer Patrick Wiencek. „Denn nur dann wird aus dem Nach- wieder ein Vorteil. Unser nächstes Ziel in der Königsklasse ist und bleibt das Viertelfinale.“THW-Trainer Alfred Gislason baut ebenfalls auf das Publikum in der Kieler Arena: „Meine Mannschaft braucht die Zuschauer. Wir müssen unseren Gegner gemeinsam unter Druck setzen – auf dem Feld und von den Rängen.“
Eigentlich hätten die Kieler zunächst in Ungarn gespielt und im Rückspiel den Heimvorteil genossen. Szeged pochte jedoch auf eine Austragung seines Heimspiels am Wochenende, wo aber der THW und die Rhein-Neckar Löwen in der Liga aufeinandertreffen. Während die Kieler ihr Heimrecht zähneknirschend tauschten, blieben die von der gleichen Problematik betroffenen Mannheimer stur und schicken am Samstag ihre 2. Mannschaft zum Achtelfinalhinspiel bei Vive Kielce.
Bei Frank Bohmann, dem Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, ist der Ärger über den Zwist mit dem europäischen Verband deshalb immer noch nicht verraucht. „Es ist eine schlechte Lösung“, sagte Bohmann. Denn nicht nur er ist sicher: „Die Chance für die Löwen tendiert gegen Null. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Mannschaft, die sie nach Kielce schicken, ein Ergebnis herausholt, das im Rückspiel noch aufgeholt werden kann.“
Den in der Liga schwächelnden Kielern und Vizemeister SG Flensburg-Handewitt, der am Samstag bei IFK Kristianstad in Schweden antritt, traut Bohmann dagegen einiges zu. „Beide haben das Potenzial, die Champions League zu gewinnen. Aber es ist ein harter Wettbewerb. Es gibt vier, fünf weitere Mannschaften, die die Trophäe holen können.“Bohmanns Favorit ist Paris St. Germain mit Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer. „Die haben einen doppelt so hohen Etat wie Kiel, Flensburg oder die Löwen.“
Sollte das Nordduo in der ersten K.o.-Runde durchkommen, warten im Viertelfinale harte Brocken. Kiel bekäme es mit Titelverteidiger Vardar Skopje zu tun, Flensburg wahrscheinlich mit dem spanischen Serienmeister FC Barcelona.