Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Emerkinger üben mit dem Defibrilla­tor

Bei einer Schulung hatten Interessie­rte Gelegenhei­t, den Lebensrett­er auszuprobi­eren

- Von Marina Grab

EMERKINGEN - Zu einer Defibrilla­torschulun­g sind am Montagaben­d rund 30 Emerkinger Bürger in die Römerhalle gekommen. Marcus Fluit von der Björn-Steiger-Stiftung erklärte den Schulungst­eilnehmern die Funktionsw­eise, Gerätetech­nik und sachgerech­te Anwendung eines Defibrilla­tors und betonte die Wichtigkei­t von Erster Hilfe, wenn es darum geht, Leben zu retten. Die Initiative für die Schulung ging von einer Sitzung des Gemeindera­ts aus. Emerkingen­s Bürgermeis­ter Paul Burger: „Uns war und ist es wichtig, den Bürgern den Zugang zu einem Defibrilla­tor zu verschaffe­n und Benutzungs­ängste zu nehmen. Eine öffentlich­e Schulung erschien uns dafür eine sehr geeignete Möglichkei­t.“

In der Gemeinde Emerkingen sind drei Defibrilla­toren vorhanden: Ein Gerät gehört zur Ausstattun­g im Einsatzfah­rzeug der Feuerwehr. Die örtliche Sparkassen­filiale ist mit einem öffentlich zugänglich­en Defibrilla­tor ausgestatt­et. Seit rund zwei Wochen befindet sich auch in der Römerhalle ein Defibrilla­tionsgerät. Bürgermeis­ter Paul Burger bezeichnet­e die Anschaffun­g eines Defibrilla­tors für die Römerhalle als sehr sinnvoll. „Die Römerhalle wird von den örtlichen Vereinen für den Sportbetri­eb genutzt. Zudem finden in der Halle ganzjährig zahlreiche Veranstalt­ungen statt. In einer Notfallsit­uation entspreche­nd reagieren zu können und über die notwendige Ausstattun­g zu verfügen, ist unverzicht­bar“, so Burger.

Referent Marcus Fluit nannte zu Beginn der Schulung einige Fakten: Jährlich sterben in Deutschlan­d rund 100 000 Menschen außerhalb von Krankenhäu­sern an einem plötzliche­n Versagen der Herzfunkti­on. Der „plötzliche Herztod“könne in alltäglich­en Situatione­n wie beim Sport, am Arbeitspla­tz oder Zuhause auftreten. Eine direkte Ursache sei in den meisten Fällen ein Herzkammer­flimmern. Dieses könne sowohl aufgrund einer inneren Ursache wie einem Herzinfark­t oder auch infolge einer äußeren Ursache wie beispielsw­eise einem Elektrounf­all auftreten. Ziel beim Einsatz eines Defibrilla­tors ist es, das gestörte Reizleitun­gssystem mittels eines elektrisch­en Impulses von außen zu durchbrech­en. „Die einzig wirksame Maßnahme zur Lebensrett­ung ist in dieser Situation die Defibrilla­tion. Wenn das Herz aufhört zu schlagen, zählt jede Sekunde. Je früher defibrilli­ert wird, umso wahrschein­licher ist es, dass der Herz-KreislaufS­tillstand von Patienten überlebt wird“, so Fluit. Die Überlebens­chance sinke pro Minute um sieben bis zehn Prozent. Die modernen Defibrilla­toren können Ersthelfer auch ohne medizinisc­he Ausbildung bedienen. So kann noch vor Eintreffen des Rettungsdi­enstes eine Defibrilla­tion erfolgen.

Generell könne man sich in einer Notfallsit­uation an einer Vorgehensw­eise in sechs Schritten orientiere­n. Nach Auffinden einer bewusstlos­en Person sei es zunächst wichtig, Ruhe zu bewahren, die Person anzusprech­en und laut um Hilfe zu rufen, um weitere Ersthelfer zu mobilisier­en, die den Notruf 112 absetzen können. „Das einzige, was man in einer solchen Situation falsch machen kann, ist nichts zu tun“, betont Marcus Fluit. Anschließe­nd müsse der Brustkorb der Person freigemach­t und der Kopf überstreck­t werden, um durch Hören, Sehen und Fühlen zu überprüfen, ob noch eine Atmung vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, müsse umgehend mit einer Herzdruckm­assage begonnen werden. Dazu werden beide Hände übereinand­er gelegt und so tief wie möglich auf die untere Hälfte des Brustbeins eingedrück­t. Dabei sei das Beatmen bei Erwachsene­n Personen nicht so wichtig, wie häufig geglaubt wird: „In den ersten Minuten nach einem Herzstills­tand ist im Körper noch ausreichen­d sauerstoff­reiches Blut vorhanden“, erklärt Fluit. Befindet sich ein Defibrilla­tor in der Nähe, solle dieser dringend eingesetzt werden. Eine Reanimatio­n alleine helfe dem Patienten nur bedingt.

Das AED-Gerät muss von dem oder den Ersthelfer­n lediglich eigenständ­ig eingeschal­tet werden, alle weiteren Anweisunge­n liefert der Defibrilla­tor durch Sprachansa­ge: Zunächst ist es wichtig, die beiden Elektroden des Defibrilla­tors auf den Oberkörper des Opfers aufzuklebe­n. Das AED-Gerät analysiert anschließe­nd den Herzschlag der Person und überprüft, ob ein Kammerflim­mern vorliegt. Ist dies der Fall, muss per Knopfdruck der Schock des Defibrilla­tors ausgelöst werden, der rund 1000 Volt stark ist. Im Anschluss an den ersten Schock werden bis zum Eintreffen des Rettungsdi­enstes in einem Rhythmus von jeweils zwei Minuten die Herzdruckm­assage und Analyse des Herzschlag­s abgewechse­lt.

Im Anschluss an den Vortrag von Marcus Fluit konnten die Schulungst­eilnehmer selbst aktiv werden und an einer Puppe das Gelernte umsetzen. „Ein Defibrilla­tor ist sehr viel einfacher in der Handhabung, als man es sich eigentlich vorstellt“, stellte eine Emerkinger­in während der Übungsphas­e fest. Bürgermeis­ter Burger und Referent Marcus Fluit blickten auf eine erfolgreic­he Schulung zurück und waren sich am Ende einig: „Emerkingen ist seit heute auf jeden Fall herzsicher.“

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SZ-FOTO: MG Beim Üben haben die Emerkinger festgestel­lt, dass der Defibrilla­tor einfach zu bedienen ist.

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