Vh fürchtet Aus für Deutschkurse
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge könnte das gewohnte System in Ulm auf den Kopf stellen
ULM (mase) - Dass die Teilnehmerzahlen bei der Ulmer Volkshochschule so in die Höhe schießen, liegt zu einem Großteil an den Deutschkursen. Die Zahl der Unterrichtseinheiten steigt und steigt – und alle Kurse sind voll. Die Vh setzt auf gemischte Gruppen: Arbeitsmigranten aus Südamerika und Osteuropa lernen gemeinsam mit Flüchtlingen aus Afrika und dem Nahen Osten. Doch damit könnte bald Schluss sein.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) erwägt, künftig nur noch Deutschkurse zu unterstützen, die ausschließlich von Geflohenen besucht werden. Außerdem sollen den Plänen zufolge freie Plätze in den Kursen bis zum Schluss offen gehalten werden, um von weiteren Flüchtlingen aufgefüllt zu werden. Die Pläne sind noch nicht beschlossen, der Deutsche Volkshochschul-Verband versucht, sie zu verhindern. Wie die Entscheidung letztlich fällt, ist also noch unklar.
Setzt das Bamf die Überlegungen um, hätte das für die Ulmer Vh schwerwiegende Folgen. Zum einen finanzieller Art. Denn wenn freie Plätze in den Kursen bis zum Schluss offen gehalten werden müssen, werden ziemlich sicher nicht alle Lehreinheiten ausgebucht sein. Dass sich die schlechte Bilanz der Vh nach und nach verbessert hat, liegt auch an der Teilnehmerquote pro Kurs. Das könnte sich wieder ändern. Kommt die neue Regelung, müsste die Kultureinrichtung wohl mehr Lehrer für gleich viele Schüler bezahlen.
Dagmar Engels, die Leiterin der Vh, äußert sich auf Anfrage zurückhaltend zur drohenden Umstellung. Die sei ja derzeit nur eine Überlegung und noch nicht beschlossen. Doch wenn das Bamf die Änderung wirklich umsetzt, würde das aus ihrer Sicht auch den Lernerfolg gefährden – und damit bei den Deutsch lernenden Flüchtlingen die Integration. Dadurch, dass Menschen aus vielen Ländern mit unterschiedlichen Muttersprachen zusammen unterrichtet werden, haben diese Schüler nur eine Möglichkeit: Sie müssen Deutsch miteinander sprechen, lernen die Sprache schneller und besser und treffen auf Leute außerhalb der Gemeinschaft ihrer Landsleute. Wenn in Zukunft ausschließlich Syrer oder Afghanen in einem Kurs sitzen, während die Arbeitsmigranten in andern Zimmern lernen, könnten all die Erfolge aus den Deutschkursen wegfallen. Wie und wann die Entscheidung des Bamf ausfällt, ist noch nicht bekannt. Was auch daran liegt, dass das zuständige Innenministerium erst seit einer Woche einen neuen Chef hat: Horst Seehofer.