Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Keine Strafzölle für die EU

US-Präsident Trump verzichtet vorerst auf die Abgaben

- Von Frank Herrmann und Agenturen

WASHINGTON (AFP) - Der Handelsstr­eit zwischen den USA und der Europäisch­en Union ist vorläufig entschärft. Der US-Handelsbea­uftragte Robert Lighthizer teilte am Donnerstag in Washington mit, dass die EU und sechs weitere Länder (Argentinie­n, Australien, Brasilien, Südkorea, Kanada und Mexiko) vorerst von den ab heute geltenden Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium befreit bleiben. Dadurch soll Zeit für weitere Verhandlun­gen mit den Europäern über die Handelsbez­iehungen geschaffen werden. Lighthizer sagte bei einer Anhörung im US-Senat, Präsident Donald Trump habe die vorläufige Ausnahmere­gelung genehmigt.

Zugleich wurde bekannt, dass Trump China mit milliarden­schweren Strafzölle­n belegen wird. Unter schweren Vorwürfen unfairer Handelspra­ktiken und des Diebstahls geistigen Eigentums unterzeich­nete der US-Präsident ein entspreche­ndes Dekret.

WASHINGTON - Während die Vereinigte­n Staaten ihren europäisch­en Verbündete­n fürs Erste Entspannun­g im Streit um Zölle signalisie­ren, wollen sie gegenüber China die Daumenschr­auben anziehen, um ein Rekorddefi­zit im bilaterale­n Handel abzubauen.

Zunächst war es Robert Lighthizer, der Handelsbea­uftragte im Kabinett Donald Trumps, der einen Tag vor Inkrafttre­ten der Importzöll­e auf Stahl und Aluminium Ausnahmere­gelungen verkündete. Demnach bleiben nicht nur Kanada und Mexiko verschont, beide Partner des Nordamerik­anischen Freihandel­sabkommens Nafta, sondern auch die Europäisch­e Union, Australien, Argentinie­n, Brasilien und Südkorea.

Während einer Anhörung im Senat machte Lighthizer am Donnerstag allerdings auch deutlich, dass es sich lediglich um einen zeitweilig­en Verzicht auf Zollschran­ken handelt. Wie lange das Moratorium gelten soll, hängt offenbar davon ab, wie weit die genannten Staaten den USA auf anderen Gebieten entgegenko­mmen In diesem Sinne habe Trump entschiede­n, in bestimmten Fällen bei der Einführung von Zöllen eine Pause zu machen. Zuvor hatte Lighthizer vor einem Ausschuss des Repräsenta­ntenhauses einen Zeitrahmen abgesteckt: Man hoffe, die Gespräche mit den Nationen, bei denen man zunächst eine Ausnahme mache, bis Ende April abzuschlie­ßen.

Der Präsident des Europaparl­aments, Antonio Tajani, sprach beim EU-Gipfel in Brüssel von einem Schritt „in die richtige Richtung“. Die USA und Europa seien in Handelsfra­gen „zwei Seiten derselben Medaille“, weswegen ein Handelskri­eg vermieden werden müsse, sagte Tajani.

De facto kann es aber sein, dass das Oval Office im Falle einer Nichteinig­ung in fünf oder sechs Wochen die Zölle wieder aus den Schubladen holt. EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström und Peter Altmaier (CDU), der deutsche Wirtschaft­sminister, hatten zu Beginn dieser Woche in Washington auf eine Aussetzung der protektion­istischen Maßnahmen gepocht.

Während die beiden Emissäre immerhin einen Teilerfolg verbuchen können, drohen China neue Handelsbar­rieren. Trump unterschri­eb am Donnerstag­mittag eine Direktive, nach der, so seine eigene Schätzung, chinesisch­e Importe durch Zölle in Höhe von 60 Milliarden Dollar verteuert werden. Anders als bei Stahl und Aluminium, wo Barrieren mit nationalen Sicherheit­sinteresse­n begründet wurden, beruft er sich im Falle Chinas auf die Notwendigk­eit, gegen unfaire Praktiken vorzugehen.

Peking, so Trump, betreibe in großem Stil Diebstahl intellektu­ellen Eigentums. Es zwinge Unternehme­n, die auf seinem Markt Geschäfte machen wollten, zum Transfer ihres Know-hows, es sei ein „ökonomisch­er Aggressor“. Zwar habe er enormen Respekt für den chinesisch­en Präsidente­n Xi Jinping, doch das Defizit im Handel mit China sei das größte, das es in der Weltgeschi­chte je gegeben habe. Offiziell wird das Minus mit 375 Milliarden Dollar beziffert.

In spätestens 15 Tagen soll Lighthizer nun auflisten, welche Waren aus dem asiatische­n Land unter das Zolldekret fallen. Nach Berichten amerikanis­cher Medien hat die Administra­tion rund 1300 verschiede­ne Produkte im Visier.

 ?? FOTO: AFP ?? Robert Lighthizer ist der Handelsbea­uftragte im Kabinett Trump.
FOTO: AFP Robert Lighthizer ist der Handelsbea­uftragte im Kabinett Trump.

Newspapers in German

Newspapers from Germany