Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Nuxit soll im Mai 2020 erfolgen

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NEU-ULM (mru) - Jetzt ist der nächste große Schritt getan: Die Stadt NeuUlm wird bei der bayerische­n Staatsregi­erung einen Antrag auf Kreisfreih­eit stellen (die SZ berichtete aktuell). Das hat der Neu-Ulmer Stadtrat am Mittwochab­end nach knapp vierstündi­ger Debatte beschlosse­n. Mit 32 zu zehn Stimmen fiel die Entscheidu­ng deutlich aus. Der Antrag der FDP-Fraktion, den Beschluss zu vertagen, weil eine Initiative derzeit noch Stimmen für ein Bürgerbege­hren sammelt, war mit großer Mehrheit abgeschmet­tert worden.

Der Argumente sind genug ausgetausc­ht, jetzt ist es Zeit für eine Entscheidu­ng: Das war im Rat die vorherrsch­ende Meinung. „Wir haben uns sehr intensiv mit dem Thema auseinande­rgesetzt“, sagte Oberbürger­meister Gerold Noerenberg (CSU). „Am Ende des Prozesses bin ich überzeugt, dass für die strategisc­he Weiterentw­icklung unserer Stadt die Kreisfreih­eit elementar ist.“Die Stadt erhofft sich mehr Einflussun­d Gestaltung­smöglichke­iten in vielen Bereichen, beispielsw­eise im Nahverkehr oder bei sozialen Fragen. Die Bürger sollen vom Nuxit profitiere­n, weil sie künftig alle Dienstleis­tungen aus einer Hand bekommen. „Ich bin überzeugt, dass wir es packen können, auch in schwierige­n Zeiten“, sagte Gerold Noerenberg.

„Die Zahlen, um die wir gerungen haben, liegen vor“, sagte Albert Obert (Pro Neu-Ulm), dessen Fraktion zusammen mit der CSU den Antrag auf eine Entscheidu­ng gestellt hatte. „Wir sind überzeugt, dass Neu-Ulm in der Region und in Bayern ein größeres Gewicht erhält.“Auch Mechthild Destruelle (Grüne) sah in der Kreisfreih­eit eine große Chance für die Stadt Neu-Ulm. Die Zusammenar­beit mit Ulm könne ausgebaut und auf Augenhöhe geführt werden. „Das ist ein besonderer, historisch­er und glückliche­r Tag“, sagte Karl-Martin Wöhner (SPD). Er freute sich besonders deshalb, weil er mit einem ersten Antrag vor zwei Jahren den Stein sozusagen ins Rollen gebracht hatte.

„Bei der Entscheidu­ng geht es nicht um Leben und Tod, sondern um die Frage: Was ist die beste Verwaltung­sstruktur?“, sagte Johannes Stingl (CSU). Die Kreisfreih­eit bringe größere Gestaltung­smöglichke­iten. Außerdem sei Neu-Ulm derzeit die einzige bayerische Stadt mit mehr als 50 000 Einwohnern, die nicht kreisfrei ist. Auch wenn viele Redner mahnten, das Thema rein sachlich zu betrachten, ist es für manche eine Herzensang­elegenheit. „Ich bin 45 Jahre lang Bürger des Landkreise­s gewesen und möchte das auch gerne bleiben“, sagte etwa Rudolf Erne (SPD). „Der Landkreis Neu-Ulm ist für mich ein Stück Heimat.“Viele Zweifel an den vorgelegte­n Zahlen meldete hingegen Alfred Schömig (FDP) an. „Ich vermisse eine seriöse Risikoabsc­hätzung“, sagte er beispielsw­eise mit Blick auf Gebäude, die im Falle des Nuxit vom Kreis auf die Stadt übergehen würden. Schömig und Christina Richtmann (FWG) stellten viele Detailfrag­en, Noerenberg reagierte zunehmend gereizt. Hermann Hillmann (CSU) warf FDP und Freien Wählern wiederum vor, sie hätten einen „Fragemarat­hon inszeniert“.

Angepeilte­s Ziel für den Nuxit ist Mai 2020. Das letzte Wort hat allerdings der Freistaat. Die Staatsregi­erung muss den Antrag nun prüfen und die Angelegenh­eit dem Landtag zur Entscheidu­ng vorlegen. Wann das passieren wird – ob noch in diesem oder nächstem Jahr – ist offen. Es gibt keine Erfahrunge­n mit solchen Verfahren. Neu-Ulm wäre die erste bayerische Stadt, die ihren Landkreis verlässt.

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