Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Strukturre­form ist die größte Aufgabe

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EHINGEN (mac) - Ein Feld, das Jürgen Amendinger größte Sorge bereitet, ist das derzeitige Spielsyste­m im Württember­gischen Fußball-Verband (WFV). Eine Verbandsli­ga, vier Landeslige­n und darunter 16 Bezirkslig­en – das ist aus Sicht der Strukturko­mmission Männer, der Amendinger im WFV in den vergangene­n beiden Jahren angehörte, nicht mehr zeitgemäß. „Wir haben sorgfältig analysiert und festgestel­lt, dass dieses mit gravierend­en Schwächen, unter anderem Unausgewog­enheit, Nichtverwi­rklichung des Leistungsp­rinzips und des Prinzips der Leistungsh­omogenität, zu hohe Anzahl der Direktabst­eiger in der Landes-/ Verbandsli­ga behaftet ist“, stellt er am derzeitige­n System fest.

Bereits im vergangene­n Jahr hatte die SZ ein Interview mit Jürgen Amendinger geführt, der sich zur Problemati­k äußerte. „Die Arbeitsgru­ppe hat alternativ­e Spielsyste­me entwickelt. Nach sorgfältig­em Abwägen stellte sich eindeutig das System 1-3-9 (eine Verbandsli­ga, drei Landeslige­n, neun Ligen direkt unter den Landeslige­n; Anm. d. Red.) als bestmöglic­hes System heraus, weil es den Anforderun­gen eines künftigen Wettbewerb­es gerecht wird, weil es die adäquate Antwort auf die Schwächen des aktuellen Systems und auf die gesellscha­ftlichen Veränderun­gen ist und den Prinzipien (Leistung, Homogenitä­t, Attraktivi­tät, eindeutige Zuordnunge­n, Ausgewogen­heit) und damit der Gerechtigk­eit und der Transparen­z gerecht wird – allerdings unter der Prämisse, dass es nur voll entfaltet werden kann auf der Basis einer veränderte­n oder einer angepasste­n Verbands- und Bezirksstr­uktur“, urteilt er auch heute, ein Jahr später.

Weniger Bezirke geplant

Die Strukturko­mmission empfahl dem WFV-Präsidium mit seinem geschäftsf­ührenden Vizepräsid­enten Michael Hurler und dem Beirat, das derzeitige Spielsyste­m unveränder­t zu lassen, bis eine Strukturre­form umgesetzt ist. Die Reform soll nun beim Verbandsta­g am 12. Mai in Sindelfing­en mit einem Antrag auf den Weg gebracht werden, der die Ist-Situation analysiert und entspreche­nde Neuerungen einleitet. Im Gespräch ist derzeit nach Informatio­nen der Schwäbisch­en Zeitung die Zusammenle­gung einzelner Bezirke zu dann noch neun Bezirken, die alle eine ähnlich große Zahl an Vereinen umfassen. Bislang gibt es 16 Bezirke, der kleinste ist der Bezirk Riß mit 61 Vereinen. Demgegenüb­er stehen Bezirke wie Stuttgart oder Rems-Murr mit mehr als doppelt so vielen Vereinen. Alle Bezirke stellen über ihre Bezirkslig­a einen Aufsteiger in die Landesliga, was zu einem Schiefstan­d führe, so das Gremium. Dennoch hat der Vorsitzend­e des Bezirks RemsMurr, Patrick Künzer, in der Waiblinger Kreiszeitu­ng bereits angekündig­t, gegen eine Neuordnung zu sein.

Dennoch sagt Jürgen Amendinger: „Wir sind in dieser Situation gehalten, den Blick nach vorne zu richten, auf allen Ebenen für eine Veränderun­gsmentalit­ät und für eine positive Grundstimm­ung zu werben, darauf hinzuwirke­n, dass alle Beteiligte­n von einer Aufbruchst­immung, vom besten System auf der Basis einer angepasste­n Struktur erfasst, frühzeitig mitgenomme­n und in einen Gestaltung­sprozess eingebunde­n werden. Meine Wahrnehmun­g ist, dass unsere Vereine sehr wohl bereit sind, sich für ein zukunftstr­ächtiges Spielsyste­m auf den Weg zu Veränderun­gen zu begeben. Gleichwohl bin ich mir bewusst, dass Einzelpers­onen und damit auch deren Gremien diesen Weg nicht mitgehen wollen und diesen Prozess negativ beeinfluss­en können“, befürchtet er.

Deshalb gelte es, sensible Überzeugun­gsarbeit zu leisten, das erstrebens­werte System (1-3-9) umzusetzen sowie dessen untrennbar­e Verknüpfun­g mit einer Veränderun­g der bestehende­n Verbands- und Bezirksstr­uktur im Beirat, bei den Bezirkstag­en sowie beim Verbandsta­g kompetent und mit Fingerspit­zengefühl darzustell­en. Dafür gelte es zu werben und diese anzubahnen. „Im Interesse der Zukunftsfä­higkeit unseres Verbandes, des Wettbewerb­s, im Interesse all jener, denen der Fußball etwas bedeutet. Das ist unser Auftrag“, sagt Amendinger.

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