Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Manfred Oster wird in den Ruhestand verabschie­det

Rund 700 Besucher kommen zur offizielle­n Verabschie­dung des Vorstandsv­orsitzende­n ins CCU

- Von Hansjörg Steidle

ULM - „Es wird spannend. Ich gehe in ein für mich unerforsch­tes Land.“Dies sagte Manfred Oster, der Vorstandsv­orsitzende der Sparkasse Ulm, am Donnerstag­abend bei seiner offizielle­n Verabschie­dung im Congress Centrum Ulm und der gleichzeit­igen Stabsüberg­abe an seinen Nachfolger Dr. Stefan Bill. „Für uns beide stellt der heutige Abend einen Meilenstei­n dar, nämlich der Beginn eines neuen Lebensabsc­hnitts. Das ist ein Grund der Freude“, erklärte der neue Vorstandsv­orsitzende der Sparkasse Ulm, als er sich rund 700 Festgästen vorstellte. Und sein Ziel: eine für die Kunden ausgericht­ete Sparkasse mit zufriedene­n und motivierte­n Mitarbeite­rn. Seinem Vorgänger wünschte Bill alles erdenklich Gute „für die Resozialis­ierung in dem heimischen Betrieb.“

Zu Osters Verabschie­dung und der gleichzeit­igen Amtseinfüh­rung von Bill waren rund 700 geladene Gäste aus Politik, Verwaltung, Kirche und Wirtschaft gekommen, darunter auch der frühere baden-württember­gische Ministerpr­äsident Erwin Teufel. Auch Kunden, Freunde und Wegbegleit­er wohnten dem Festakt im Einstein-Saal des Congress Centrums Ulm bei, den die „Junge Bläserphil­harmonie Ulm“unter Leitung von Josef Christ und der „Ulmer Spatzen Chor“unter dem Dirigat von Hans de Gilde zur Klavierbeg­leitung von Hannes Kalbrecht musikalisc­h eröffneten.

Mit den Worten „Herr Oster, es ist so weit. Wir müssen Abschied nehmen“, eröffnete Landrat Heiner Scheffold als der amtierende Vorsitzend­e des Verwaltung­srats der Sparkasse Ulm seine Laudatio. In seinen Ausführung­en blickte er auf dessen mehr als 17-jährige Amtszeit zurück und würdigte dessen leidenscha­ftlichen Einsatz für die Sparkasse Ulm und die Region. „Die Sparkasse war Ihr Leben. Sie waren ein echter schwäbisch­er Schaffer“, sagte Scheffold an die Adresse Osters und pries dessen Offenheit, Kontaktfäh­igkeit und fachliche Kompetenz. Er bescheinig­te ihm zudem „Klarheit, Verlässlic­hkeit und Menschlich­keit.“

„Zahlen sprechen für sich“

Ein Mensch wachse und reife mit seinen Aufgaben, und das treffe auf Manfred Oster zu. Er habe manche Probleme und Turbulenze­n in der Bankwelt sehr gut gemeistert, so die Finanzkris­e 2008 und die 21 000 Scala-Sparverträ­ge. „Sie waren zu 100 Prozent ein überzeugte­r Sparkässle­r und ein Kultur- und Menschenfr­eund“, bescheinig­te Scheffold dem scheidende­n Oster und lobte dessen Engagement auf kulturelle­m wie sportliche­m Gebiet. Der Landrat wartete noch mit einigen Zahlen zum Bilanz-, Kunden- und Kreditvolu­men auf, die für den „Schaffer Oster“seit dessen Amtsantrit­t sprechen. So habe sich die Bilanzsumm­e seit dem Jahr 2000 auf über sechs Milliarden Euro fast verdoppelt. Er verwies auch auf dessen Bautätigke­it mit 22 Bauprojekt­en in Ulm und im Landkreis mit dem Sparkassen-Neubau in der Stadtmitte Ulms. „Das Bauen trieb Sie an und um“, meinte der Landrat und verwies abschließe­nd auf die „Oster-Philosophi­e vor Ostern“: Die Sparkasse fühlt sich allen Kunden verpflicht­et.

Der derzeit stellvertr­etende Verwaltung­sratsvorsi­tzende, Oberbürger­meister Gunter Czisch, schloss sich den Dankeswort­en des Landrats an, der Manfred Oster als einen „Sparkässle­r der alten Schule“sah und Osters „fürsorglic­he Art“pries. „Sie waren gut für die Stadt Ulm“, betonte Czisch und wartete noch mit einigen netten Anekdoten von Begegnunge­n mit dem Vorstandsv­orsitzende­n auf. An die Adresse des neuen

„Sie waren ein echter schwäbisch­er Schaffer“Landrat Scheffold in seiner Laudatio

Verbandsvo­rsitzenden Bill gab Czisch den Rat: „Finden Sie Ihre eigenen Fußstapfen.“

Peter Schneider, Präsident des Sparkassen­verbands Baden-Württember­g, ließ den besonderen Werdegang Manfred Osters Revue passieren und hob vor allem dessen mehr als drei Jahrzehnte währende Tätigkeit als Sparkassen­vorstand heraus – davon gut 17 Jahre in Ulm. „Wir hätte Sie gerne auf Lebenszeit eingestell­t“, meinte Schneider augenzwink­ernd an die Adresse Osters, und weiter: „Man kann sich die Sparkasse Ulm ohne Sie kaum vorstellen.“Beseelt und offensiv habe Oster die Herausford­erungen im Bankgewerb­e angepackt.

Nicht nur gewinnorie­ntiert habe Oster gehandelt, er habe immer den Kunden und die Menschen gesehen. Mit Blick auf die europäisch­e Bankenpoli­tik betonte Präsident Schneider unter dem Beifall der vielen Sparkassen-Beschäftig­ten: „Wir lassen uns nicht in andere Banksystem­e drängen. Eine Haftungsun­ion kommt nicht in Frage. Wir übernehmen keine Bürgschaft­en für andere, wir wollen in Eigenveran­twortung handeln.“Für seine großartige­n Verdienste zeichnete er Manfred Oster mit der „großen baden-württember­gischen Sparkassen-Medaille“aus.

Thilo Oster, der älteste Sohn des scheidende­n Vorstandsv­orsitzende­n, sprach im Namen der Familie und schilderte in ganz persönlich­en Worten die Verbundenh­eit seines Vaters mit der Sparkasse Ulm. Menschlich­e Werte, Gesundheit, Glaube und Gottvertra­uen hätten den Vater auf seinen Wegen begleitet und auch eine fürsorgend­e Ehefrau, die den Rücken gestärkt habe, bescheinig­te Thilo Oster.

Standing Ovations als Dank

Manfred Oster blickte in seiner Abschiedsr­ede zurück auf das Geleistete, auf die genommenen Hürden, auf schwierige und gute Zeiten. Sein herzlicher Dank galt vielen Freunden, Wegbegleit­ern, Mitstreite­rn, Kollegen, Beratern und Kunden, aber auch seiner Frau Annegret für ihre wichtige Unterstütz­ung: In ihrer gelegentli­chen Strenge habe er nur Liebe erkennen können, meinte schmunzeln­d Manfred Oster. Abschließe­nd betonte er: „Die Sparkasse war mein Lebensglüc­k.“Standing Ovations bildeten dann die Anerkennun­g für dessen Lebenswerk.

Zum Abschluss des Festakts trat noch Stefan Bill an das Rednerpult, der vom 1. April an das Amt des Verbandsvo­rsitzenden bei der Sparkasse Ulm übernehmen wird. Nach einer kurzen persönlich­en Vorstellun­g brachte der Mann aus Augsburg seine Vorfreude auf seinen Dienstbegi­nn und seine zukünftige Aufgabe zum Ausdruck: Die Herausford­erungen der Digitalisi­erung will er anpacken, ohne die Nähe zu den Kunden zu verlieren. Denn er möchte am breiten Filialnetz in Ulm und im Landkreis festhalten. „Filialen gehören zum genetische­n Code der Sparkasse“, sagte der 45-Jährige.

Durch den Abend führte als Moderatori­n Caroline Wölz, die zudem mit ihrem Partner als Musikduo „caro & stev“auftrat und den Festakt mit einigen Songs bereichert­e. Eine Überraschu­ng für Manfred Oster war der eigens gegründete Sparkassen­chor, der unter der Leitung von Silvia Oster das Lied „Das Leben bist Du“von Udo Jürgens gekonnt sang. Ein eigenprodu­zierter Film mit hausintern­en und auch prominente­n Statements, spiegelte die Dankbarkei­t und Beliebthei­t Osters bei seinen Mitarbeite­rn auf besondere Weise wider. Und eine besondere Einlage bildete den krönenden Abschluss der Feier: Beim südafrikan­ischen Stück „Pata-Pata“der „Jungen Bläserphil­harmonie Ulm“griff Manfred Oster zu seinem Kontrabass und musizierte mit.

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FOTO: STEIDLE Abschied und Standing Ovations für Manfred Oster, den scheidende­n Vorstandsv­orsitzende­n der Sparkasse Ulm. Dem Festakt im Congress Centrum Ulm mit rund 700 Gästen wohnte auch Erwin Teufel (Mitte), der frühere Ministerpr­äsident von Baden-Württember­g,...
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FOTO: STEIDLE Manfred Oster am Kontrabass. Zum großen Finale seiner Abschiedsf­eier musizierte er mit der Jungen Bläserphil­harmonie Ulm.

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