Zeit für Rechenspiele
Basketball, ProA: Für die Steeples beginnt der Saisonendspurt in Karlsruhe
●
EHINGEN - Endspurt in der Zweiten Basketball-Bundesliga ProA: Das Team Ehingen Urspring bestreitet am Samstag, 24. März, 19.30 Uhr, sein letztes Gastspiel der Hauptrunde beim starken Aufsteiger PS Karlsruhe Lions. Am vorletzten Spieltag könnten erste Entscheidungen darüber fallen, wer die Liga Richtung ProB verlassen muss. Im für sie ungünstigsten Fall könnte es die Steeples erwischen, die daher nichts unversucht lassen werden, beim Tabellensechsten zu punkten. Zudem hofft man beim Vorletzten, dass die Konkurrenz Federn lässt – und zwar nicht nur der punktgleiche Tabellennachbar Baunach, sondern auch noch die Orange Academy.
Zur Taktiktafel gesellt sich im Saisonendspurt der Rechenschieber: Die Trainer der abstiegsgefährdeten ProATeams sind derzeit auch als Mathematiker gefragt. Weil bei Punktgleichheit nicht die Korbdifferenz, sondern der direkte Vergleich zählt, wird in diesen Tagen munter gerechnet. Dabei geht es nicht mehr nur um den Vergleich zwischen zwei Mannschaften, sondern gleich drei oder vier. Denn möglich ist, dass am Ende nicht nur Baunach und die Steeples, sondern dazu noch Paderborn und Nürnberg gleichauf liegen – wenn die beiden erstgenannten Teams ihre Spiele gewinnen und die letztgenannten ihre verlieren. Dann kämen alle vier Vereine auf 18 Punkte – und Ehingen Urspring könnte aufatmen: Dann wäre Baunach, neben der Ulmer Orange Academy, für die 18 Punkte unerreichbar sind, abgestiegen. Ähnlich wäre es beim Dreiervergleich von Ehingen Urspring, Baunach und Paderborn oder Nürnberg. In beiden Fällen hätte Baunach die schlechteste Bilanz aus den Spielen untereinander.
Im Dreiervergleich mit Ulm und Baunach sowie beim Vergleich nur mit den Franken sähe es für die Steeples dagegen schlecht aus – im ersten Fall wäre Ulm das beste Team, im zweiten hätte Baunach die Nase vorn. Der knapp verlorene direkte Vergleich (75:74 zu Hause, 73:76 auswärts) mit Baunach könnte Ehingen Urspring vorzeitig den Verbleib in der ProA kosten: wenn das Bamberger Farmteam gegen Hagen gewinnt und die Steeples in Karlsruhe verlieren.
Dies will Ehingen Urspring um jeden Preis vermeiden. „Es liegt noch immer in unseren Händen“, sagt Steeples-Trainer Domenik Reinboth vor dem Spiel in Karlsruhe. Um den Aufsteiger im zweiten Anlauf zu bezwingen, muss aber eine Leistungssteigerung gegenüber dem Hinrundenspiel her. Damals lief bei den Steeples wenig zusammen, die Mannschaft ging mit 65:104 vor heimischem Publikum unter. „Ich versuche, nicht dran zu denken“, so Reinboth. „In jener Woche kam meine Tochter zur Welt, daran erinnere ich mich lieber.“
Doch der Steeples-Trainer weiß genau, was sein Team gegen Karlsruhe erwartet. „Es ist eine unglaublich aggressive Truppe, die schnell nach vorn spielt und individuell sehr starke Spieler mit BBL-Erfahrung hat.“Gemeint sind in erster Linie Richard Williams (13,9 Punkte im Schnitt), in der Saison 2012/13 als Profi in Vechta MVP der ProA und in der Bundesliga für Frankfurt aktiv, der Ex-Braunschweiger und A2-Nationalspieler Maurice Pluskota (12,8), Craig Bradshaw (9,9), zuvor in Chemnitz und Crailsheim, und LionsTopscorer Jarelle Reischel (14,8), 2016 für Vechta am Ball. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen.
Trotz starker Individualisten hakte es zuletzt bei den Lions. Nach nur zwei Siegen in den zurückliegenden sieben Spielen fiel Karlsruhe vom dritten auf den sechsten Platz zurück, doch Rang drei oder vier, der Heimrecht im ersten Spiel der ersten Play-off-Runde garantiert, ist jedoch in Reichweite. Dazu muss das Team aber anders auftreten als zuletzt gegen Paderborn, als ein letzter Dreier den 72:70-Sieg einbrachte, und zuvor in Baunach, als die Lions mit 87:97 verloren. Unschlagbar ist der Aufsteiger auch für Teams aus dem Tabellenkeller nicht – was den Steeples Hoffnung macht.
Doch müsste Ehingen Urspring mehr Konstanz zeigen als in den vergangenen Spielen und vor allem auch einen besseren Start erwischen. „Wir müssen am Anfang auch mal ein Ausrufezeichen setzen“, sagt Reinboth. Statt in der ersten Halbzeit mit mehr als zehn Punkten ins Hintertreffen zu geraten – was zur Aufholjagd zwingt, bis „uns dann am Ende die Puste ausgeht“. Besser wäre es, „mal mit acht Punkten Vorsprung ins letzte Viertel zu gehen, dann kann man sich noch eine kleine Schwächephase leisten“. Nicht so bei einem Rückstand.
Vielleicht läuft es in Karlsruhe eindlich einmal nach Wunsch. In Bestbesetzung wird das Team Ehingen Urspring voraussichtlich aber nicht antreten, Sebastian Schmitt und Jonathan Malu (beide Knieprobleme) eignen sich nur für einen Kurzeinsatz oder müssen pausieren.