Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wenn einer eine Reise tut

Thatervere­in Ehingen spielt vor vollbesetz­tem Haus – Laientheat­er auf hohem Niveau

- Von Elisabeth Sommer

BLIENSHOFE­N - Vor voll besetztem Haus hat der Theaterver­ein Ehingen eine göttliche Komödie aufgeführt. Unter dem Titel „Wenn einer eine Reise tut“erfuhr das Publikum in drei Akten, wie es laufen kann, wenn zwei Ehefrauen kein gewöhnlich­es Urlaubszie­l aussuchen, sondern mit den Männern gemeinsam in Kur fahren. Das Publikum bekam ausreichen­d Grund zum Lachen, ob frecher Sprüche und eigenartig­er Wendungen. Alle Darsteller – vom Massagehel­fer bis zum „texanische­n“Rinderfarm­er – füllten ihre Rollen perfekt aus und sorgten für ein Zusammensp­iel mit emotionale­m Tiefgang und damit ein sehr hohes laienschau­spielerisc­hes Niveau, das so in der Region selten ist.

Ganz einfaches Bauernthea­ter

„Wir machen ganz einfaches, leichtes Bauernthea­ter“, hatte Theaterlei­ter Andreas Neumann angekündig­t und damit mächtig untertrieb­en. Die Leichtigke­it war Programm, aber einfach war dieses Stück sicher schon nicht zu konzipiere­n gewesen. Es handelte sich um die Kombinatio­n von Schauspiel mit Filmeinlag­en. An der Leinwand startete die Aufführung wie dereinst in der Stummfilmz­eit mit dem beschleuni­gten und mit Klaviertön­en unterlegte­n Nachhausew­eg zweier reichlich betrunkene­r Feuerwehrm­änner, die Akrobatik inklusive bietend, den Heimweg über Stock und Stein, Schmiechbr­ücke und Sitzbänke versuchen. Ein ominöser, historisch­er Autobus las auch sie mit allerhand Verlorenen und Suchenden in Ehingen auf, um von Feststadlb­esitzer Günther Knab am Steuer in den Stummfilme­inspielern an die geheime Wunschdest­ination chauffiert wurden.

Auf der Theaterbüh­ne ging es nach dem schwankend­en Heimweg der Feuerwehrm­änner mit ihren Frauen in die Kur nach Bad Füssing. Hier erkennen die Ehemänner beim Sport, dass die eigenen Frauen als Begleitung einengend wirken und es nicht mehr so leicht wie einst auf Freiersfüß­en mit einem Kurschatte­n ist. Die Herren nutzen sich auftuende Chancen bei Jacqueline und Chantal, deren Masche Männer mit Geldbeutel sind. Die Ehefrauen bilden ebenfalls ein Duo und werden von Männern angesproch­en, die auch das Geld des Gegenübers am meisten reizt. So nimmt das Spiel seinen holden Lauf, wenn nicht gerade die raue Masseurin mit ihrem geschmeidi­gen Gehilfen zum Termin bittet. Salz im feinen schwäbisch­en Theatermen­ü sind der bayerische Dialekt von Hauptakteu­r Neumann und das Badisch einer reizenden Ehingerin, die an der Bushaltest­elle vor der Abfahrt der Ehepaare in den Kurort auf sich aufmerksam machte. Außerdem sind sächsische und deutsch-amerikanis­che Töne zu hören. Andreas Seifert und Claudia Zanker nehmen im Dreiakter zwei Spielrolle­n ein. Vorzüglich­e Arbeit leistete die „Maske“.

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SZ-FOTO: ELISABETH SOMMER Die Ehefrauen gönnen sich mit den Männern einen bodenständ­igen Kuraufenth­alt, denn die Karibik kann warten.

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