Hobby Spinnrad steht im Mittelpunkt
45 Teilnehmerinnnen kommen zur zweiten Auflage des Faserrausch nach Justingen in den Schlosshof
JUSTINGEN (somm) - Dem zweiten Faserrausch auf der Schelklinger Alb haben sich am Wochenende 45 Teilnehmerinnen hingegeben. Im Schlosshof bei Justingen fand diese zweite Auflage der groß angelegten Spinnstube mit Übernachtung, Märktle und Geselligkeit statt. Die Leitung hatten Christine Bischoff aus Ingstetten und Martina Fischer aus Kirchbierlingen inne. So vielfältig schon das Organisatorinnenduo – Fischer stammt aus dem österreichischen Innsbruck – so vielfältig war dann auch die Schar der Spinnerinnen. Diese kamen zwar hauptsächlich aus Schwaben, aber eben auch aus den Nachbarländern.
Beim Hobby am Spinnrad darf immer ganz klar und deutlich die ansonsten im Alltag verpönte Beschreibung „die spinnen“benutzt werden, und das tun dann auch Gäste immer besonders gern. Das alte Handwerk mit seinem neuen Stolz hält das immer besser aus. Außerdem gewinnen die Spinnerinnen ihr Selbstbewusstsein aus der Fähigkeit und Routine, das Rad und die Wolle richtig zu drehen und schließlich aus dem Stricken.
„Ich spinne und stricke nur für mich. Meine Familie weiß es noch nicht zu schätzen“, sagte eine Handarbeiterin im großen Gemeinschaftsraum. Weil das Wetter bestens mitspielte, arbeiteten die meisten Frauen aber auf der Sonnenterrasse. Unterhalb der Terrasse lief der kleine Wollmarkt. Hier war auch Drechsler Horst Hummel aus Mehrstetten mit seiner Maschine vertreten. „Du bist ja so ‚gemein‘“, sagte eine Spinnerin. Weil er immer schöne Spindeln drechselt, sei sie animiert, immer wieder neue Spindeln für ihren Fundus zu kaufen.
Drechsler Hummel zeigte sich beim Event wirklich als „gemeiner Mann“, nämlich im sprichwörtlichen Sinne, also als Mann der Allgemeinheit: Er drechselte kleine Pilze und verschenkte diese an die Umstehenden. So ein geschenkter Pilz aus Goldregenholz passt gut zu einer bunten Sammlung von Souvenirs. „Ja, geschenkt. Wenn das alle täten, wäre die Welt besser“, begründete Hummel seine Freundlichkeit unter strahlend blauem Himmel.
Von Freitagnachmittag bis Sonntag nach dem Mittagessen ging das zweite Faserrausch-Spinntreffen mit Workshops im Justinger Schloßhof. Das abseits gelegene Veranstaltungsgebäude gehört, nachdem es von einer Freikirche verkauft wurde, jetzt einem Ehepaar von der Alb. Sie vermieten das große Haus mit 13 Zimmern für Mitarbeiterschulungen, Sportlehrgänge, an Privatleute und vergangenes Wochenende an die Spinnerinnen. Die verlässliche Köchin vom ersten Treffen im Hausener Albgarten war dabei. „Gutes Essen ist die halbe Miete“, weiß Martina Fischer.
„Das Interesse an unserem Hobby steigt“, sagt Martina Fischer. Man sei über das „Öko-Aussehen“aus den 80er-Jahren hinaus, weil mit dünner Wolle auch edler aussehende Bekleidungsstücke hergestellt werden können. Außerdem werde nicht nur Schafwolle von der Alb, sondern auch Alpakawolle oder auch Seide versponnen, die aus Asien geliefert wird.
Neuzugänge sind willkommen, wenn am dritten Freitag im Monat im Gebäude der Gundershofener Ortsverwaltung der Spinnabend stattfindet. Interessierte sollten sich vorher melden unter spinntreffen@faserrausch.org.