Das dumme Schaf ist am Ende der Sieger
In der voll besetzten Kirche von St. Blasius feiern katholische Christen das Osterhochamt
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EHINGEN - „Lassen wir Ostern werden in uns und den Auferstandenen in unserer Mitte grüßen“, hat Pfarrer Harald Gehrig am Sonntag in der voll besetzten St.-Blasius-Kirche das festliche Hochamt eröffnet. Mit Josef Haydns Großer Orgelsolomesse in Es-Dur setzte Kirchenmusikdirektor Volker Linz erneut einen musikalischen Höhepunkt.
Von einem rückläufigen Kirchenbesuch konnte in St. Blasius an Ostern keine Rede sein. Alle Plätze im großen Kirchenschiff waren wieder einmal restlos besetzt, als Ministranten und Geistliche zum Einzugslied „Christus ist auferstanden“durch den Mittelgang dem Altarraum zustrebten. „Damit auch wir auferstehen und im Licht des Lebens wandeln“, deutete der Priester im Gebet den Sinn des Glaubens an die Auferstehung Jesu Christi.
„Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet. Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben“, lautete die von Petrus im zehnten Kapitel der Apostelgeschichte verkündete Botschaft.
„Das Schaf verbindet Weihnachten und Ostern“, brachte Diakon Roland Gaschler in seiner Predigt das Symbol eines für den Frieden stehenden Tieres ins Spiel. Bei der Geburt Jesu stehe es für die Hoffnung der Kreatur auf Frieden, an Ostern sei es als Lamm Gottes Symbol des auferstandenen Christus. Gott brauche keine Opfer, es werde schon genug gestorben, widersprach der Diakon weitläufiger Auffassung. Den Wettlauf um die Zeit gewinne das dumme Schaf. Das jüdische Pessah-Fest künde von der Befreiung aus der Sklaverei. Es stehe dafür, dass der die Menschen begleitende Gott diese befreit und ihnen hilft, das Schwere im Leben durchzustehen. Ein Lamm wie geschlachtet trage die Siegesfahne. Das sei Gottes Sicht auf die Welt und die Menschen.
Mit Joseph Haydns „Missa in honorem Beatissimae Virginis Mariae“, Hob. XXII:4, widerfuhr der großen Auferstehungsfeier in St. Blasius die würdige musikalische Umrahmung. Das als Große Orgelsolomesse EsDur bezeichnete und 1770 entstandene Werk fand früh weite Verbreitung, wird heute aber eher selten aufgeführt. Umso größer ist das Verdienst von Kirchenmusikdirektor Volker Linz zu werten, wieder einmal eine eher unbeachtete, in ihrer Anlage aber umso effektvollere Messkomposition in den Vordergrund gestellt zu haben, Das Besondere daran ist, dass hier zwei Englischhörner den Orchesterklang bestimmen. Diese Instrumente standen Haydn ab 1770 zur Verfügung, als die ungarischen Esterházy-Fürsten Paul Anton und vor allem Nikolaus I. als Musikkenner Haydns Arbeit sehr schätzten und ihm das nötige Umfeld für seine künstlerische Entwicklung gaben. Während der fast dreißig Jahre, die Haydn im Hause Esterházy arbeitete, produzierte er eine Menge inspirierter Kompositionen, und sein musikalischer Stil entwickelte sich ständig weiter. Ingo Fahrner kam an der Orgel der bei der Uraufführung von Joseph Haydn selbst übernommene Part zu. Groß angelegt und virtuos bestimmt er, beginnend mit den Zymbelklängen im Kyrie, weitgehend die Wirkung des zum Osterfest hervorragend passenden Werks. Als machtvoller Bass fiel im Solistenquartett beim Gloria der 1981 in Südkorea geborene Opernsänger Don Lee auf. Mit subtiler Schlichtheit gestaltete Tenor Henning Jensen im Credo das „Et incarnatus est“. Zum ausgewogenen Quartettklang steuerten im Benedictus Sopranistin Katarzyna Jagiello und Altistin Agnes Schmauder ihren Teil bei. Begeisterter Applaus lohnte nach dem „Dona nobis pacem“die Aufführung.