Energie aus der Nachbarschaft
Das Unternehmen „regionah“will Dienstleister für regionale Erzeuger und Verbraucher sein
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EHINGEN - „Wissen wo’s herkommt“ist ein Grundsatz, der heute in vielen Bereichen immer mehr Beachtung findet. Verbraucher legen nicht nur auf Deklarationen wie „Bio“oder „Faire Trade“wert, auch die Herkunft von Lebensmitteln und anderen Produkten des täglichen Gebrauchs wird ihnen immer wichtiger. Dieses Bedürfnis möchten Alexander Honis und Helmut Gaus mit ihrem regionalen Energieunternehmen „regionah“, mit Sitz in Munderkingen, in Sachen Strom bedienen.
Grün, regional und transparent soll das Angebot sein, verspricht Alexander Honis. „Wir bieten Erzeugern und Verbrauchern eine Plattform. Aktuell haben wir Strom im Angebot, arbeiten aber daran, dass wir in diesem Jahr auch noch Gas anbieten können“, so Honis. Er und sein Partner Helmut Gaus glauben fest daran, dass die Zukunft der Energieversorgung dezentral sein wird. Sprich da, wo Strom und andere Energieträger erzeugt werden, sollen sie verbraucht werden. Deswegen werben sie nicht nur um Kunden, sondern auch um Erzeuger. Beispiele für diese regionalen Energieliferanten sind die Albwind Gesellschaft in Justingen und Ingstetten aber auch Solaranlagen, wie die auf der Dellmensinger Schule oder der Ersinger Mosterei. Neben der Vermarktung der Energie bieten das Unternehmen den Lieferanten auch eine Internetplattform, auf der sie sich präsentieren können und die Verbraucher sich die Betriebe, von denen sie ihren Strom beziehen, ganz genau anschauen können. „Unser Ziel ist es in jedem Dorf im Alb-Donau-Kreis eine Anlage zu haben, so dass jeder beim Sonntagsspaziergang seinen persönlichen Energielieferanten besuchen kann“, sagt Alexander Honis.
Hinter ihrem Geschäftsmodell steht der feste Glaube daran, dass die von der Bundesregierung beschlossene Energiewende nicht zentral funktionieren kann. Es reiche eben nicht aus, wenn wenige Entscheider einfach irgendwelche Regeln festlegen. Vor Ort müssten Erzeuger mit Nutzern zusammen gebacht werden – auch um die Akzeptanz für die Anlagen zu stärken. Zudem sei noch nicht geregelt, was mit den zahlreichen kleinen Anlagen nach Auslaufen des EEG (Erneuerbare-EnergienGesetz) passiere, so Gaus. „Der Trend geht dahin, dass die Betreiber dann irgendwann von den großen Abnehmern abhängig sind.“Zudem müssten die meisten Anlagen laut Gesetzgeber mit einer „Fernwirktechnik“nachgerüstet werden, was zusätzliche Kosten für den jeweiligen Betreiber bedeutet. Im gesetzlichen Rahmen habe sich einiges getan.
Honis und Gaus sind ursprünglich mit zwei Anlagen gestartet, mittlerweile sind es 13. Sie suchen Windkraftanlagen, Photovoltaik, kleinere Wasserkraftwerke und kleiner Biogas Anlagen, die nachhaltig mit Mistoder Gülle-Erweiterung „grünes Gas“oder Strom produzieren. „Wir agieren nach Vertragsabschluss als Dienstleister, sodass Erzeuger direkt vermarkten können“, erklärt Honis.
Um das regionale Ziel zu erhalten, setze das Unternehmen auch nicht auf große Werbekampagnen. „Wenn wir irgendwo eine Anlage gewinnen, wollen wir auch dort die Kunden gewinnen und machen dann häufig eine Beilage im Gemeindeblatt“, sagt Gaus. Das Angebot richte sich deswegen auch nicht an Schnäppchenjäger. Ihr Strom sei aber auch nicht teurer, als der der gängigen Großanbieter der Region. Stetiges Wachstum sei ihnen genauso wichtig, wie die Rückmeldung der Kunden.
Um diese in die Entwicklung des Unternehmens einzubinden, haben Honis und Gaus einen Tarif im Repertoire, bei dem 0,5 Cent pro Kilowattstunde ein Jahr lang in einen separaten Topf fließen, aus dem dann Projekte in der Region unterstützt werden. „Kunden sollen Projekte nennen, die in ihrer Umgebung sind. Diese werden dann vorgestellt und die Kunden entscheiden, wohin das Geld geht“, erklärt Honis.