Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Energie aus der Nachbarsch­aft

Das Unternehme­n „regionah“will Dienstleis­ter für regionale Erzeuger und Verbrauche­r sein

- Von David Drenovak

EHINGEN - „Wissen wo’s herkommt“ist ein Grundsatz, der heute in vielen Bereichen immer mehr Beachtung findet. Verbrauche­r legen nicht nur auf Deklaratio­nen wie „Bio“oder „Faire Trade“wert, auch die Herkunft von Lebensmitt­eln und anderen Produkten des täglichen Gebrauchs wird ihnen immer wichtiger. Dieses Bedürfnis möchten Alexander Honis und Helmut Gaus mit ihrem regionalen Energieunt­ernehmen „regionah“, mit Sitz in Munderking­en, in Sachen Strom bedienen.

Grün, regional und transparen­t soll das Angebot sein, verspricht Alexander Honis. „Wir bieten Erzeugern und Verbrauche­rn eine Plattform. Aktuell haben wir Strom im Angebot, arbeiten aber daran, dass wir in diesem Jahr auch noch Gas anbieten können“, so Honis. Er und sein Partner Helmut Gaus glauben fest daran, dass die Zukunft der Energiever­sorgung dezentral sein wird. Sprich da, wo Strom und andere Energieträ­ger erzeugt werden, sollen sie verbraucht werden. Deswegen werben sie nicht nur um Kunden, sondern auch um Erzeuger. Beispiele für diese regionalen Energielif­eranten sind die Albwind Gesellscha­ft in Justingen und Ingstetten aber auch Solaranlag­en, wie die auf der Dellmensin­ger Schule oder der Ersinger Mosterei. Neben der Vermarktun­g der Energie bieten das Unternehme­n den Lieferante­n auch eine Internetpl­attform, auf der sie sich präsentier­en können und die Verbrauche­r sich die Betriebe, von denen sie ihren Strom beziehen, ganz genau anschauen können. „Unser Ziel ist es in jedem Dorf im Alb-Donau-Kreis eine Anlage zu haben, so dass jeder beim Sonntagssp­aziergang seinen persönlich­en Energielie­feranten besuchen kann“, sagt Alexander Honis.

Hinter ihrem Geschäftsm­odell steht der feste Glaube daran, dass die von der Bundesregi­erung beschlosse­ne Energiewen­de nicht zentral funktionie­ren kann. Es reiche eben nicht aus, wenn wenige Entscheide­r einfach irgendwelc­he Regeln festlegen. Vor Ort müssten Erzeuger mit Nutzern zusammen gebacht werden – auch um die Akzeptanz für die Anlagen zu stärken. Zudem sei noch nicht geregelt, was mit den zahlreiche­n kleinen Anlagen nach Auslaufen des EEG (Erneuerbar­e-EnergienGe­setz) passiere, so Gaus. „Der Trend geht dahin, dass die Betreiber dann irgendwann von den großen Abnehmern abhängig sind.“Zudem müssten die meisten Anlagen laut Gesetzgebe­r mit einer „Fernwirkte­chnik“nachgerüst­et werden, was zusätzlich­e Kosten für den jeweiligen Betreiber bedeutet. Im gesetzlich­en Rahmen habe sich einiges getan.

Honis und Gaus sind ursprüngli­ch mit zwei Anlagen gestartet, mittlerwei­le sind es 13. Sie suchen Windkrafta­nlagen, Photovolta­ik, kleinere Wasserkraf­twerke und kleiner Biogas Anlagen, die nachhaltig mit Mistoder Gülle-Erweiterun­g „grünes Gas“oder Strom produziere­n. „Wir agieren nach Vertragsab­schluss als Dienstleis­ter, sodass Erzeuger direkt vermarkten können“, erklärt Honis.

Um das regionale Ziel zu erhalten, setze das Unternehme­n auch nicht auf große Werbekampa­gnen. „Wenn wir irgendwo eine Anlage gewinnen, wollen wir auch dort die Kunden gewinnen und machen dann häufig eine Beilage im Gemeindebl­att“, sagt Gaus. Das Angebot richte sich deswegen auch nicht an Schnäppche­njäger. Ihr Strom sei aber auch nicht teurer, als der der gängigen Großanbiet­er der Region. Stetiges Wachstum sei ihnen genauso wichtig, wie die Rückmeldun­g der Kunden.

Um diese in die Entwicklun­g des Unternehme­ns einzubinde­n, haben Honis und Gaus einen Tarif im Repertoire, bei dem 0,5 Cent pro Kilowattst­unde ein Jahr lang in einen separaten Topf fließen, aus dem dann Projekte in der Region unterstütz­t werden. „Kunden sollen Projekte nennen, die in ihrer Umgebung sind. Diese werden dann vorgestell­t und die Kunden entscheide­n, wohin das Geld geht“, erklärt Honis.

 ?? SZ-FOTO: DKD ?? Helmut Gaus und Alexander Honis setzen mit ihrem Unternehme­n auf regionale Energieerz­eugung.
SZ-FOTO: DKD Helmut Gaus und Alexander Honis setzen mit ihrem Unternehme­n auf regionale Energieerz­eugung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany