Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Auch Ulmer Geld zerstört die Welt

Eine Gruppe innerhalb des Bundes Naturschut­z setzt sich für einen nachhaltig­en Umgang mit Zahlungsmi­tteln ein

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Es ist gut, wenn genügend Geld da ist. Aber der ganze Papierkram drumherum ist nur lästig. So geht es wohl vielen Verbrauche­rn. Und auch Daniela Fischer. Doch vor vielen Jahren, als der Kauf der eigenen vier Wände anstand, begann die Regionalge­schäftsfüh­rerin des Ulmer Bund Naturschut­z ihre Finanzen zu hinterfrag­en. Unterstütz­e ich mit meinem Geld etwa Umweltzers­törung, Waffenhand­el? Die Folge: Fischer löste sämtliche Fonds und viele Versicheru­ngen auf. Denn durch hartnäckig­es Nachfragen erfuhr sie, dass mit dem Geld Dinge finanziert, die sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbare­n könne.

Zusammen mit einem harten Kern von sieben Aktivisten gründete Fischer nun einen Verein: Divest Ulm will sich als Teil der weltweiten Divestment-Bewegung für einen Kapitalabz­ug aus ethisch fragwürdig­en Wertpapier­en einsetzen.

Zu den Adressaten gehörten auch die regionalen Banken, Stadt- und Gemeindeve­rwaltungen sowie die Stadtwerke. Was derartige Institutio­nen angeht, will sich die Gruppe unter dem Motto „Fossil Free“auf Anlagen in klimaschäd­lichen Industrien konzentrie­ren. Wie Bund-Aktivist Volker Banzhaf erläutert, würden derzeit Informatio­nen gesammelt, um gezielte Anfragen vorzuberei­ten. Ein Vorbild in dieser Sache sei Münster: Die Stadt in Nordrhein-Westfalen habe nach öffentlich­em Druck ihr Geld komplett aus der Gas- & Ölindustri­e abgezogen. Firmen wie RWE, Shell, Arcelor Mittal, BASF und Total gehören laut einer Mitteilung von „Fossil Free Deutschlan­d“nicht mehr zum städtische­n Portfolio. 22 Millionen Euro aus Pensionsfo­nds seien desinvesti­ert worden.

Stadtwerke in der Pflicht

Auch die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) sehen die Aktivisten von Divest Ulm in der Verantwort­ung. Wie Fischer beklagt, schreiben sich die SWU zwar gerne das Thema Nachhaltig­keit auf die Fahnen, doch gleichzeit­ig werde der Anteil an einem Kohlekraft­werk gehalten. Fischer betont: Die SWU hätten auch lobenswert­e Ansätze. Die Elektrizit­ätswerke Schönau (EWS) im Schwarzwal­d zeigten allerdings, dass es auch anders gehe.

Divest Ulm will transparen­t machen, dass jeder einzelne Verbrauche­r die Wahl habe, wie er mit seinem Geld umgehe: zwischen zerstöreri­schen oder zukunftsor­ientierten Angeboten. Die Bankenland­schaft teilt Divest in drei Kategorien ein. Auf der Seite des Guten stünden Institute mit einer ausgeprägt sozialökol­ogischen Ausrichtun­g. Ausdrückli­ch nennen Fischer und Banzhaf die Tricos Bank, GLS Bank, Umwelt-Bank und die Ethik-Bank.

Großbanken wie der Deutschen Bank oder der Commerzban­k steht Divest Ulm keinerlei nachhaltig­e Strategie zu. Hier werde allein auf Geldvermeh­rung gesetzt. Dazwischen werden die genossensc­haftlichen und öffentlich-rechtliche­n Banken verortet. Ein Vorhaben von Banzhaf ist es, die Nachhaltig­keitsberic­hte der Sparkasse Ulm und der Volksbank Ulm-Biberach in naher Zukunft zu durchforst­en, um dann einen Fragenkata­log zu erstellen.

Divest Ulm

sucht Unterstütz­er und berät Divestment-Willige. Weitere Infos unter ulmer-netz.org

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FOTO: OLIVER HELMSTÄDTE­R Sie setzen sich für einen bewussten Umgang mit Geld ein (von links): Kerstin Vollmar, Simone Bernecker, Volker Banzhaf und Daniela Fischer von der Gruppe „ivest Ulm.

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