Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Notfallsee­lsorge hilft Erlebtes zu bewältigen

Notfallsee­lsorger Markus Sautter informiert Feuerwehrl­eute von der Ehinger Alb

- Von Kurt Efinger

● FRANKENHOF­EN - Über den Dienst der psychosozi­alen Notfallver­sorgung (PSNV) hat Markus Sautter aus Amstetten am Montag im Frankenhof­ener Musikerhei­m 45 Feuerwehrl­eute von der Ehinger Alb informiert. Markus Schmuker von der Feuerwehr Frankenhof­en hatte die Veranstalt­ung organisier­t.

Seit 20 Jahren besteht die PSNV in fast allen Städten und Kreisen BadenWürtt­embergs. Notfallsee­lsorge ist das ökumenisch­e Angebot der christlich­en Kirchen, Menschen seelsorgli­ch beizustehe­n, die sich in einer akuten Krisensitu­ation durch Unfall, Verletzung und Tod von Angehörige­n befinden. Der Beistand geschieht in enger Zusammenar­beit mit Rettungs- und Hilfsdiens­ten und in der zeitlichen und räumlichen Nähe zum auslösende­n Ereignis.

Mitarbeite­r der Notfallsee­lsorge sind hauptberuf­lich und ehrenamtli­ch tätige Seelsorger­innen und Seelsorger der Kirchen. Im Alb-DonauKreis und in Ulm sind die evangelisc­hen Kirchenbez­irke Ulm und Blaubeuren sowie das katholisch­e Dekanat Ehingen-Ulm, die Stadt Ulm und der Alb-Donau-Kreis Träger der Einrichtun­g. Ihre Alarmierun­g erfolgt über die Integriert­e Leitstelle des Landkreise­s. Im vergangene­n Jahr hatte sie nach Aussage von Markus Sautter 188 Einsätze.

Für die Mitarbeit in der Notfallsee­lsorge sind eine kirchlich anerkannte seelsorgli­che Ausbildung sowie eine Zusatzqual­ifikation erforderli­ch. Dafür bieten die Kirchen einen Einführung­skurs an.

Markus Sautter nannte die Notfallsee­lsorge einen wichtigen Bausein zur Verarbeitu­ng schlimmer Erlebnisse. Er erinnerte an verschiede­ne schwere Unfälle, darunter die Eisenbahne­ntgleisung bei Eschede im Jahr 1998. Dort starben 101 Menschen. 70 PSNV-Kräfte kamen zum Einsatz. Als vor vier Jahren in Blaustein zwei Schülerinn­en verletzt wurden, hatten acht Seelsorger eine ganze Schulklass­e zu betreuen.

Im Einsatz gilt es laut Sautter, Unfassbare­s solidarisc­h mit auszuhalte­n, die Abschiedna­hme von Verstorben­en zu ermögliche­n, soziale Bindungen zu aktivieren, Angehörige zu stärken und organisato­rische Hilfe zu bieten. Zur Arbeit gehört auch die Betreuung belasteter Einsatzkrä­fte. 18 Prozent von ihnen erleiden posttrauma­tische Störungen.

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SZ-FOTO: KURT EFINGER Markus Sautter informiert­e die Feuerwehre­n der Ehinger Alb über Notfallsee­lsorge.

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